Dortmund. Der Offensivspieler ist bei Borussia Dortmund eine Legende. Doch ein Umbruch muss her. Und wie sieht es bei Mats Hummels aus?
In dieser Woche gab Marco Reus mal wieder ein Comeback, wie schon so oft in seiner Karriere. Zweimal hat Reus in dieser Zeit den DFB-Pokal gewonnen. Die Liste, in der seine Verletzungen dokumentiert sind, ist wesentlich länger. Dass ein begnadeter Spieler wie der gebürtige Dortmunder nicht mehr Trophäen sammeln durfte, bleibt eine Tragik des deutschen Fußballs.
Diesmal kehrte Reus bloß nach einem Infekt zurück in den Trainingsbetrieb seines Arbeitgebers Borussia Dortmund. Er wird nicht viel Zeit benötigen, um sich auf dem Übungsplatz wieder in Form zu bringen. Zum Bundesliga-Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen den SC Freiburg wird Reus wieder im Kader stehen.
BVB: Marco Reus kann Rekordtorschütze werden
So schnell ging es in den vergangenen Jahren häufig nicht. Reus‘ Körper ist nach diversen Muskelverletzungen und einem Kreuzbandriss geschunden. Dass er sich im Alter von 34 Jahren noch einmal auf ein Niveau gebracht hat, auf dem er in der höchsten deutschen Spielklasse mitwirken kann, ist beachtlich. Und seine Verdienste um den BVB sind ja sowieso unbestritten. Zehn Tore fehlen Reus noch, um Adi Preißler als Rekordtorschützen des Klubs abzulösen. Eine Legende ist Reus schon.
Doch ob Reus Preißlers Bestmarke knacken wird, darf bezweifelt werden. Sein Kontrakt in Dortmund endet im Sommer. Sportdirektor Sebastian Kehl hat im Januar zwar die „Fähigkeiten und den Stellenwert“ Reus‘ rund um den Klub hervorgehoben, aber auch betont: „Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sagen muss: Wir ziehen weiter. Ob dieser Zeitpunkt im Sommer gekommen ist, kann ich heute noch nicht sagen.“ Jüngst kündigte Kehl „vertrauensvolle Gespräche“ an, nach Informationen dieser Redaktion ist aber sehr unwahrscheinlich, dass diese in einen neuen Vertrag münden.
BVB setzt auf Julian Brandt und Felix Nmecha
Dass Reus auch in dieser Spielzeit zum Stammpersonal gehört, in der Kabine hoch angesehen ist und darüber hinaus dem Spiel noch immer eine Struktur geben kann, die an anderen Stellen fehlt, schätzen sie beim BVB. Andererseits weiß man, dass die Zeiten, in denen Reus leichtfüßig zwei Verteidiger stehen lässt, in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft liegen. Im Zentrum gilt Julian Brandt (27) als neuer Stratege, auch auf den unumstrittenen Millionen-Transfer Felix Nmecha setzt man beim BVB weiter große Stücke. Der 23-Jährige hatte einen enttäuschenden Start im Ruhrgebiet. Seit Wochen laboriert er an einer hartnäckigen Hüftverletzung.
Anders bewerten die Dortmunder Mats Hummels, den anderen verbliebenen Helden der Jürgen-Klopp-Jahre. Hummels, 35, sollte sich in der Innenverteidigung eigentlich hinter Niklas Süle (28) und Nico Schlotterbeck (24) anstellen, zwei Gesichter der Zukunft. Doch Hummels ist auch in dieser Saison wieder der konstantste Abwehrspieler, hat sich ein erstklassiges Fitness-Niveau erarbeitet und wurde aufgrund seiner starken Leistungen im Klub wieder in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft berufen. Mit Hummels würde der BVB gerne noch um ein weiteres Jahr verlängern. Aber was sind dessen Pläne?
BVB: Mats Hummels will erst spät entscheiden
Bereits in der vergangenen Saison hatte Hummels erst Ende Mai eine Entscheidung über seine Zukunft getroffen, auch damals war sein Vertrag im Sommer ausgelaufen. „Ich glaube, auch dieses Jahr wird sehr lange offen sein, wie und ob es weitergeht“, meinte Hummels vor Kurzem. Wie zu hören ist, schwankt Hummels innerlich. Mal tendiert er zur Fortsetzung der Karriere, mal eher zum Abschied. Die Europameisterschaft im Juni könnte seine Entscheidung maßgeblich beeinflussen. Einerseits wäre ein Heim-Turnier ein krönender Abschluss, andererseits könnten die Emotionen, die eine Heim-EM auslöst, ihn beflügeln, noch mal ein Jahr dran zu hängen. Beim BVB hält man eine weitere Zusammenarbeit eher für unwahrscheinlich.
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Borussia Dortmund bringt das in eine schwierige Situation, da die Planungssicherheit fehlt. Sollte Hummels gehen und das erst im Sommer signalisieren, wird ein Innenverteidiger gesucht, der sich ohne Leistungsabfall in die Dreier-Rotation mit Süle und Schlotterbeck eingliedern kann. Ablöse und Gehalt würden einen dicken Batzen im Transfer-Budget blockieren. Dabei ist der Bedarf, sich auf anderen Positionen (Linksverteidiger, defensives Mittelfeld) zu verstärken, ebenso groß wie kostenintensiv. Vor Sportdirektor Kehl, einst auf dem Platz als Sechser Bindeglied zwischen Verteidiger Hummels und Offensivspieler Reus, liegt viel Arbeit.