Dortmund. Mittelfeldspieler Salih Özcan wird beim BVB wohl auch in Frankfurt als Can-Ersatz gebraucht. Ist er mit seiner Rolle in Dortmund zufrieden?
- BVB-Kapitän Emre Can belastet ein Pferdekuss
- Salih Özcan könnte in Frankfurt beim BVB einspringen
Es gibt in jedem Bundesliga-Kader Fußballer, die den Großteil des Scheinwerferlichts auf sich ziehen. Und es gibt die Hintermänner, fleißig und wichtig, mal in der Startelf, mal auf der Ersatzbank, und deutlich weniger beachtet. Meistens finden sie sich mit ihrer Rolle zurecht, manchmal streben sie nach mehr.
Salih Özcan, 25, ist einer dieser Hintermänner bei Borussia Dortmund. Ein robuster Sechser, der sich mit jedem Körperteil in Zweikämpfe wirft, der sich wie ein Angelhaken an seine Gegenspieler hängt, der aber auch in der Lage ist, das Passspiel seiner Mannschaft von der einen auf die andere Seite zu leiten. Bei den meistens Bundesligaklubs würde er zum Stammpersonal gehören, beim BVB muss er sich damit anfreunden, nur manchmal gebraucht zu werden.
BVB spielt am Sonntag bei Eintracht Frankfurt
Am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt könnte es wieder so weit sein. Dortmunds Kapitän Emre Can belastet weiterhin der heftige Pferdekuss, der ihm beim bedeutsamen Sieg in Newcastle (1:0) große Schmerzen bereitet hatte. Am Freitag wurde der 29-Jährige behandelt, ob es für die Partie beim Tabellensiebten reicht, lässt sich noch nicht beantworten.
Einen Grund für Dortmunder Schnappatmung liefert dies nicht, da Özcan schon am Mittwoch in der Champions League für Can kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit eingewechselt wurde und sich nahtlos in die überzeugende Mannschaft eingefügt hatte. Er sorgte dafür, dass sich der englische Erstligist auch in Hälfte zwei nur wenige zwingende Torchancen erspielen konnte (trotzdem benötigte die Borussia Torhüter Gregor Kobel und das Glück bei zwei Lattentreffern).
BVB-Trainer Edin Terzic: Salih Özcan hat es „herausragend gut gemacht“
Dortmunds Trainer Edin Terzic betonte anschließend, dass Özcan es „herausragend gut gemacht“ habe. Überhaupt hätte er „es sich schon in den letzten Spielen verdient gehabt, noch mehr auf dem Platz zu stehen“.
Gelobt wird Salih Özcan häufig, spielen darf er trotzdem eher selten. Dreimal rannte er in dieser Saison über 90 Minuten über den Rasen, fünfmal saß er, ohne eingewechselt zu werden, auf der Bank. Der türkische Nationalspieler muss damit leben, dass sein Konkurrent Emre Can als Kapitän in der Regel auf der Position vor den Innenverteidigern den Vorzug erhält. Überhaupt ballt es sich im Dortmunder Mittelfeld: Marcel Sabitzer, Felix Nmecha, Marco Reus und Julian Brandt möchten alle im Zentrum auflaufen.
BVB-Vertrag von Salih Özcan gilt bis zum Jahr 2026
Allerdings wusste Özcan um diesen Konkurrenzkampf, scheuen wollte er ihn nicht. Im vergangenen Sommer hätte er zu Galatasaray Istanbul in die Türkei wechseln können. Der gebürtige Kölner aber entschied sich, in Dortmund zu bleiben und um seine Stellung wie schon in der Vorsaison zu kämpfen. 2022 verließ er seinen Heimatverein 1. FC Köln durch eine Ausstiegsklausel von fünf Millionen Euro, um die größere Herausforderung anzunehmen. Sein Vertrag gilt bis zum Jahr 2026.
Beim BVB steht der Profi stellvertretend für die neue Ausrichtung in der Transferpolitik. Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl wollten zuletzt vor allem darauf achten, dem Kader eine größere Robustheit zu verleihen nach Jahren, in denen Verletzungen immer wieder die Planungen durcheinanderwarfen. Die Transfers von Julian Ryerson, 25, und Ramy Bensebaini, 28, passen genauso in dieses Schema. Zudem wurden in Marcel Sabitzer, 29, und Niclas Füllkrug, 30, lieber ältere, erfahrene Spieler dazu geholt.
Mal auf dem Platz, mal auf der BVB-Bank: Salih Özcan
Bislang zahlt sich dies auf der einen Seite aus, die Verletztenliste ist im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten ungewöhnlich kurz. Die Breite im Kader erlaubte es Terzic, Julian Brandt in Newcastle als Vorsichtsmaßnahme draußen zu lassen, obwohl die Begegnung so bedeutsam war. In Frankfurt wird Brandt vermutlich wieder helfen können. Auf der anderen Seite fehlen durch diese Einkaufstaktik derzeit die hervorstechenden Talente, denen zugetraut werden kann, für viele Millionen weiterverkauft zu werden. Der Kaderwert des BVB droht zu sinken.
Interessant wird sein, ob Salih Özcan sich auch in der Zukunft mit seiner Rolle zurechtfinden wird. Konkurrent Can hat ebenfalls ein BVB-Arbeitspapier bis zum Jahr 2026. Und Özcan ist eigentlich nicht nur mit der Aussicht ins Ruhrgebiet gezogen, der perfekte Hintermann zu werden.