Dortmund. Der BVB geht mit einem Hochgefühl in die Länderspielpause. Grund: Eine überzeugende zweite Halbzeit gegen Union Berlin. Die Spieler schwärmten.
Dass die Dortmunder Saison bislang kräftezehrend verläuft, war erneut an Mats Hummels zu erkennen. Den linken Oberschenkel des Verteidigers hatten die Betreuer provisorisch bandagiert, so lief der 34-Jährige nach dem Schlusspfiff über den Rasen auf die Südtribüne zu und hatte dabei doch ein Leuchten in den Augen. Einmal aufgrund des Spiels, 4:2 hatte der BVB an diesem Samstagnachmittag gegen Union Berlin gewonnen und dabei ein aufreibendes, wildes, teilweise kurioses Spiel für sich entschieden. Aber auch, weil Hummels vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann wieder zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. Am Montag fliegt die deutsche Auswahl in die USA.
Mats Hummels beim BVB: 207 Siege sind alleiniger Rekord
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Er habe sich „nur den Muskel zugelaufen“, berichtete Hummels, der Reise auf den anderen Kontinent stehe damit nichts im Wege. Im Flugzeug wird der Abwehrspieler als ein neuer Dortmunder Rekordhalter sitzen. Durch den Erfolg über Berlin hat er nun 207 Bundesliga-Siege im schwarz-gelben Trikot gefeiert und damit einen mehr als der ehemalige Kapitän und Sportdirektor Michael Zorc. „Das ist eine Sache, die ich nicht erwartet habe, als ich im Januar 2008 ein paar Sachen ins Auto gepackt habe und hier hochgedonnert bin. Jetzt stehst du da, 15 Jahre später. Tolle Geschichte“, sagte Hummels.
Ganz Dortmund geht mit einem Hochgefühl in die Länderspielpause. Beim Erfolg über den kriselnden Champions-League-Klub aus der Hauptstadt klappte zwar noch lange nicht alles, aber die zweite Hälfte war eine fürs Herz. Eine, die die Fans endlich wieder überzeugte, die Spaß machte, die für eine prickelnde Atmosphäre sorgte.
„Wenn die Fans sehen, dass wir kämpfen und spielen, gibt das hier einen unfassbaren Energie-Austausch“, meinte Hummels. „Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit ein Super-Super-Spiel gemacht, sie ist top aufgetreten“, erklärte Torhüter Gregor Kobel.
BVB: Trainer Edin Terzic mit der richtigen Ansprache
Der Trainer Edin Terzic habe in der Kabine während der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden, berichtete Sportdirektor Sebastian Kehl. „Er hat richtig, richtig Dampf gemacht“, erzählte Kobel. Vermutlich hätte die Begegnung auch einen anderen Verlauf genommen, wenn Terzic in der Unterbrechung nicht zwei Entscheidungen getroffen hätte, die sich als richtig herausstellen sollten. Erstens stellte er in der Defensive von einer Vierer- auf eine Dreierkette um, zweitens brachte er Julian Brandt, der zu Beginn überraschend auf der Bank gesessen hatte, auf den Platz.
Die Borussia lag zu diesem Zeitpunkt nach einer kuriosen ersten Halbzeit, die der Videobeweis geprägt hatte, durch Tore von Niclas Füllkrug (9.), Robin Gosens (9.) und Leonardo Bonucci (31., Strafstoß) 1:2 zurück und führte nur neun Minuten nach dem Beginn von Hälfte zwei durch Treffer von Nico Schlotterbeck (50.), ein Traumtor, und eben Brandt (54.) mit 3:2. Julian Ryerson erhöhte sogar auf 4:2 (72.). „Wir haben aggressiv gespielt, wir wollten unbedingt das Tor schießen, wir haben das Stadion mitgenommen“, so Kobel.
Füllkrug trifft für den BVB und fälscht unglücklich für Union ab
In Halbzeit eins sah es hingegen nicht so aus, als könnte der Nachmittag Dortmunder Glücksgefühle auslösen. Niclas Füllkrug brachte den Vizemeister nach einem Eckball von Marco Reus früh in Führung (7.); schon der zweite Treffer im BVB-Trikot für den Nationalstürmer. Aber nur zwei Minuten später stand Füllkrug auf der anderen Seite im Fokus, diesmal setzte sich Robin Gosens nach einem Eckstoß von Berlins Kapitän Christopher Trimmel am kurzen Pfosten durch, der Ball flog auf den Kopf von Füllkrug und von dort in die rechte Ecke (9.).
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Ein Stimmungsdämpfer. Wenig später köpfte der Ex-Schalker Alex Kral Berlin nach einem Freistoß scheinbar in Führung, die Gäste jubelten (18.). Zu früh, Videoassistent Sascha Thielert teilte Schiedsrichter Patrick Ittrich mit, dass Kral möglicherweise im Abseits gestanden hatte, quälend lange dauerte die Überprüfung. Die Spieler nutzten die Pause bereits, um am Spielfeldrand in Ruhe etwas zu trinken. Dann die Entscheidung: kein Tor.
Ein weiterer Treffer von Niclas Füllkrug zählte aufgrund einer Abseitsstellung nicht (26.). Anschließend schaute sich Ittrich einen Zweikampf zwischen dem Wieder-Nationalspieler Mats Hummels und Sheraldo Becker noch einmal draußen auf dem Bildschirm an. Becker hatte geschossen, Hummels ihn heftig am Fuß getroffen. Ittrich entschied daher berechtigterweise auf Strafstoß. Leonardo Bonucci verwandelte (31.).
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In der Pause aber fand Edin Terzic die richtigen Worte und die richtigen Maßnahmen. Verteidiger Nico Schlotterbeck hämmerte nun - ein anderes Verb kann man für diesen Schuss nicht verwenden - den Ball aus knapp 20 Metern in den rechten Winkel (50.). Wow. Marco Reus trug den Ball etwas später kontrolliert nach vorne, wartete, bis sich der Passweg öffnete und setzte Brandt ein, der 27-Jährige traf überlegt in die linke Ecke. Julian Ryersons Schuss trudelte abgefälscht über die Linie (71.).
„Wir haben das großartig gemacht, darauf können wir sehr stolz sein“, sagte Hummels. Jetzt geht es für ihn in die USA, für den BVB geht es erst in zwei Wochen mit einem Heimspiel gegen Weder Bremen (20. Oktober, 20.30 Uhr/DAZN) weiter.