Dortmund. Der BVB lobt sich für seine Leistung und erkennt doch die eigene Harmlosigkeit an. Niclas Füllkrug fordert mehr Flanken. Jetzt kommt Union Berlin
Im Hintergrund erinnerte an der grauen Stadionwand ein großes Bild an die Dortmunder Sturmlegende Norbert Dickel, davor postierte sich Niclas Füllkrug, der noch einige Tore schießen muss, um auch einmal als schwarz-gelber Held zu gelten. Der neue BVB-Angreifer hatte sich eine schwarze Trainingsjacke übergezogen, das Licht der TV-Kameras ließ seine Stirn glänzen, und er begann nun, der Donnerstag war schon fast angebrochen, über sein erstes Champions-League-Heimspiel zu sprechen.
Gut sei die Leistung gewesen, sagte er, „sehr konzentriert, sehr dominant“. Aber, und natürlich gab es ein „Aber“, schließlich sprach der 30-Jährige nicht über einen rauschhaften Sieg, sondern über ein eher zähes 0:0 gegen den italienischen Spitzenklub AC Mailand, „wir müssen öfter zum Abschluss kommen“. Die Mannschaft sei zu verspielt gewesen. „Wir müssen öfter Flanken bringen, wir müssen den Ball in den Strafraum bringen, wir müssen zielstrebiger sein.“
BVB-Torwart Kobel fordert Flanken für Niclas Füllkrug
Das klang so, als wolle Füllkrug, als stämmiger Angreifer auf die richtigen Zuspiele angewiesen, einmal daran erinnern, dass es ihn ganz vorne auch noch gäbe und ihn die Kollegen häufiger suchen sollten. Ähnlich formulierte es Torhüter Gregor Kobel: „Wir müssen früher flanken, mit Füllkrug haben wir jemanden vorne drin, der die Bälle verwerten kann.“
So aber zeigte die torlose Partie erneut die offensiven Mängel, die den deutschen Vizemeister derzeit begleiten. Gegen Mailand überzeugte die Elf von Trainer Edin Terzic in vielen Phasen, gerade in der ersten Halbzeit drückte der BVB die Gäste in die eigene Hälfte, eroberte Bälle, gewann Zweikämpfe. Vor dem Tor aber fehlten die Ideen, misslangen die Zuspiele. „Wir haben viele falsche Entscheidungen getroffen“, bemängelte Terzic.
Borussia Dortmund: Letzter Platz in der Champions-League-Gruppe
Das verschärft die Situation in der Gruppe F für den Bundesligisten. Ein Punkt aus zwei Spielen bedeutet vorerst den letzten Platz. Am 25. Oktober bei Newcastle United, das überraschend bei einem 4:1-Erfolg über Paris Saint-Germain hinweggerauscht ist, braucht die Borussia nun möglichst einen Sieg, um das Ziel Achtelfinale im Blick zu behalten. „Es ist weiterhin viel möglich, es sind noch vier Spiele“, sagte Terzic. „Man kann niemanden abschreiben“, meinte Füllkrug.
+++BVB-Noten: Mats Hummels überzeugt - Niclas Füllkrug fehlen die Zuspiele+++
Es gab positive Ansätze, die Mut machen können für die kommenden Aufgaben. Salih Öczan und Emre Can überzeugten im Zentrum, Ramy Bensebaini wirkte auf der linken Seite offensivfreudiger als zuletzt. Donyell Malen dribbelte immer wieder mutig auf die gegnerische Defensive zu. Doch trotzdem tun sich die Dortmunder weiterhin schwer damit, ihrem Offensivspiel etwas Spektakuläres mitzugeben. Ein Ausnahmekönner wie Mailands Rafael Leao fehlt im Kader. Gegen den AC mangelte es an Überraschendem, an einem rasanten, genauen Passspiel. Vorne habe man geflankt, wenn niemand im Sechzehnmeterraum gewartet habe, beklagte Edin Terzic. „Wir haben den besser postierten Mitspieler nicht gefunden. Dies war zu wenig.“
BVB-Trainer Edin Terzic: "Es ist nicht viel, was fehlt"
Seine Mannschaft müsse an der Abstimmung arbeiten, es gehe um die richtige Positionierung, den richtigen Zeitpunkt für ein Abspiel, sagte Dortmunds Trainer. „Wir wissen, dass es nicht viel ist, was fehlt. Und es wird hoffentlich schon am Samstag besser.“
+++BVB bangt um Mats Hummels - die Rippen schmerzen+++
Dann empfängt die Borussia das strauchelnde Union Berlin (15.30 Uhr/Sky). In der Bundesliga stimmt anders als in der Champions League die Punkteausbeute trotz der mauen Leistungen. Ob Mats Hummels in dieser Begegnung mithelfen kann, ist offen. Am Mittwoch schmerzten nach dem Schlusspfiff durch einen Zusammenprall seine Rippen. Niklas Süle könnte den Innenverteidiger ersetzen.
Im Sturm wird wohl erneut Niclas Füllkrug in der Startelf stehen. Im Sommer wechselte er von Werder Bremen zum deutlich ambitionierteren BVB, dort hat er sich, derzeit jedenfalls, gegen Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko durchgesetzt, obwohl auch er zu selten im Strafraum gesucht wird. Seine Kopfballstärke hat sich noch nicht zu einem Faktor entwickelt. Deswegen betonte Füllkrug: „Ich würde mich über jede Flanke freuen, die ich bekomme.“