Freiburg. Innenverteidiger Mats Hummels trifft gegen Freiburg doppelt für den BVB. Trainer Terzic zieht aus dem Heidenheim-Remis die richtigen Schlüsse.
Die größte Ehre, die Fans einem Profifußballer nach Abpfiff erweisen können, ist, ihn zu sich zu bitten. Mats Hummels wurde diese am Samstagnachmittag zu teil – wie schon häufig in den vergangenen 15 Jahren. Der 34-Jährige bedankte sich mit Applaus vor der schwarz-gelben Gästekurve, in der die Fans von Borussia Dortmund einen Sieg bejubeln durften, an den sie eigentlich schon nicht mehr geglaubt hatten.
Hummels erhielt am Ende seinen besonderen Moment, weil er beim 4:2 (1:2) beim SC Freiburg ordentlich verteidigte, insbesondere aber, weil der Abwehrchef plötzlich zum Torjäger wurde. „Wir wissen, dass er immer für fünf, sechs Tore gut ist“, sagte Trainer Edin Terzic mit einem Lächeln auf den Lippen. Und in Freiburg waren sie besonders wichtig.
BVB am Dienstag in der Champions League gegen PSG
Der Weltmeister von 2014 hatte den BVB nach elf Minuten in Führung gebracht. Freiburg drehte die Partie durch Tore in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, ehe Donyell Malen (60.) den Ausgleich besorgte. Freiburgs Treffer erzielten Lucas Höler (45.+2) und Nicolas Höfler (45.+6), der in der 83. Minute wegen eines groben Fouls an Marcel Sabitzer noch die Rote Karte sah. In der 88. Minute erzielte Hummels mit seinem zweiten Treffer das Siegtor. Marco Reus traf zum Endstand (90.+2). Durch den zweiten Saisonsieg verkürzt der BVB den Rückstand auf das Spitzenduo Bayern München und Bayer Leverkusen auf zwei Zähler. Es war der ersehnte Befreiungsschlag vor dem Champions-League-Auftakt bei Paris Saint-Germain am Dienstag (21 Uhr/Prime). Verbesserungsbedarf allerdings hat Dortmund weiterhin reichlich.
„Es war ein Arbeitssieg, aber das darf man nicht zu negativ kommentieren. Freiburg auswärts ist ein ganz schweres Pflaster“, meinte Hummels nach dem Spiel. Auch der Innenverteidiger gestand, dass sich Dortmund noch steigern muss. „Einen Gegner zu dominieren, muss bei uns noch besser werden, wenn wir ein Top-Team sein wollen.“ Am Ende stimmte jedoch die Moral, sich nach dem Rückschlag kurz vor dem Pausenpfiff zu erholen. „Wie wir es geschafft haben, uns in der zweiten Halbzeit zu befreien“, so Terzic, „damit sind wir sehr zufrieden.
BVB musste Wiedergutmachung betreiben
Der BVB hatte ja auch einiges gutzumachen. Fünf Punkte aus den ersten drei Spielen gegen klare Außenseiter – den 1. FC Köln, den VfL Bochum und den 1. FC Heidenheim – waren zu wenig für die hohen Dortmunder Ansprüche.
Der BVB begann engagiert, im letzten Spieldrittel zunächst aber nicht zwingend. Es reichte allerdings, um nach elf Minuten an einen Eckball zu kommen. Den trat Julian Brandt im hohen Bogen in Strafraum, Hummels ließen die Freiburger in der Mitte viel zu viel Platz – und der 34-Jährige konnte den Ball mit dem Kopf ins Tor wuchten.
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Nach Philipp Lienharts Pfostentreffer (31.) allerdings waren die Freiburger die aktivere Mannschaft – und belohnten sich in der höchstunterhaltsamen Nachspielzeit. Erst durfte Vincenzo Grifo ohne Gegenwehr von der linken Seite flanken, dann kam Lucas Höler vor Hummels an den Ball, fälschte ihn mit dem Rücken ab und rein ins Netz (45.+2). Und es kam aus Dortmunder Sicht noch doller in diesen verrückten Minuten. Diesmal brachte Grifo einen Freistoß von rechts in die Mitte, wo Nicolas Höfler ohne Deckung einköpfen durfte (46.+6). Alles, was sich der BVB in der ersten Halbzeit erarbeitet hatte, brach zusammen.
Niclas Füllkrug sollte aber der 58. Minute für die Wende sorgen. Und der zuletzt verletzte Stürmer machte unmittelbar nach seiner Einwechslung auf sich aufmerksam. Der 30-Jährige eroberte den Ball, schickte Donyell Malen steil. Der Niederländer blieb cool vor Torwart Noah Atubolu und schob zum Ausgleich ein (60.). Schwung gab das dem Vize-Meister nicht – im Gegenteil. Gregor Kobel musste gegen Höler retten (70.).
Die Schlussphase bestritt der BVB gar in Überzahl nach der Roten Karte gegen Höfler nach grobem Foulspiel an Marcel Sabitzer (83.). Und da wurde es dann wild im Freiburger Stadion. Erst war Schlotterbeck nach einer Ecke am Ball, dann landete er vor den Füßen von Hummels, der die Kugel irgendwie über die Linie stocherte – 3:2 (88.). Marco Reus besorgte noch das 4:2 (90.+2).
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Trainer Terzic war die Erleichterung nach Schlusspfiff anzumerken. Der 40-Jährige stand nach dem durchwachsenen Saisonstart unter großem Druck, auch er durfte sich nun auf die eigene Schulter klopfen. Terzic stellte Hummels für Niklas Süle in die Startelf, obwohl dieser seine Sache im Länderspiel gegen Frankreich (2:1) unter der Woche sehr ordentlich machte. Zuvor habe er mit Hummels ein „offenes Gespräch“ geführt, erklärte Terzic. Im Nachgang des Heidenheim-Spiels, in dem Dortmund eine 2:0-Führung aus der Hand gab, „habe ich mich auch hinterfragt, was wir anders hätten machen können“. Denn da verlor der BVB völlig die Struktur. Hummels sollte nun vorbeugen: Pässe koordinieren und dabei dafür sorgen, dass die Positionen gehalten „Es hilft, jemanden auf dem Platz zu haben, der schon nahezu schon alles erlebt hat im Fußball“, sagte Terzic. Von den Fans gefeiert zu werden, gehört auch dazu – zur Routine aber wird es ganz sicher nicht.