Las Vegas. Die Verletzungen bei Borussia Dortmund nehmen zu. Der BVB könnte auf Abgabekandidaten sitzenbleiben. Was sind die Gründe für die Probleme?
Der Weg zum BVB-Tor war frei, doch plötzlich hörte Marcus Rashford einfach auf zu rennen. Der 25-jährige Angreifer von Manchester United muss im Augenwinkel gesehen haben, dass Thomas Meunier sich nicht freiwillig aus dem Laufduell verabschiedet hatte. Und von einer Verletzung zu profitieren, vielleicht so ein Tor zu erzielen, das ist ganz und gar nicht im Sinne des Fair-Play-Preisträgers des Fußball-Weltverbandes Fifa – erst recht nicht in einem Freundschaftsspiel. Also gab Rashford den Ball zurück an Schiedsrichter Ismael Elfath.
Meunier, Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund, hatte sich da schon an den hinteren Oberschenkel gegriffen und war zurück zur Bank gehumpelt. Sechs Minuten dauerte sein Arbeitstag am Sonntagabend (Ortszeit) im brandneuen Allegiant Stadium, wo sonst der NFL-Klub Las Vegas Raiders seine Heimspiele im American Football bestreitet. Diesmal waren in BVB und Manchester United zwei Fußballvereine für ein Testspiel hergekommen, das die Dortmunder durch Tore von Donyell Malen (43./44.) und Youssoufa Moukoko (71.) mit 3:2 (2:1) gewannen und in dem sie sich immerhin deutlich verbessert präsentierten.
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Was sie nach einer Woche Werbetour in den USA allerdings zunehmend nervt, sind Verletzungen wie nun die von Meunier– und die Frage, welche Ursachen sie haben. Felix Nmecha (22) sei in Las Vegas aufgrund von „leichten“ Muskelbeschwerden nicht zum Einsatz gekommen, verriet Trainer Edin Terzic in der Interviewzone der gigantischen Arena, zu der er aufgrund der weiten Wege mit einem Golfkart hingefahren werden musste. Vor dem Anpfiff hatte der BVB noch über seinen Twitter-Kanal vermeldet, dass der Neuzugang aus Wolfsburg wegen Belastungssteuerung nicht auflaufen werde. Schon gegen San Diego Loyal (6:0) fehlte Nmecha.
„Wir haben immer wieder diese Sachen, das gehört zum Sport dazu“, meinte Torwart Gregor Kobel über die lädierten Profis. „Klar, wir sind viel unterwegs, haben viele Reisetage, aber ich will das nicht unbedingt darauf schieben. Es ist auch ein bisschen Pech dabei gewesen. Aber natürlich ist die Belastung hoch, klar.“
BVB: Muskelverletzungen bleiben ein sensibles Thema
Pech, wie bei Nico Schlotterbeck. Der 23-Jährige hatte sich gegen San Diego im Zweikampf das Knie verdreht und war am Wochenende zurück nach Deutschland gereist. Der Klub hat das Bein schon in Nordamerika per MRT überprüfen lassen, am Montag sollte in der Heimat eine zweite Untersuchung folgen – allzu zuversichtlich wirkten die Verantwortlichen jedoch nicht. Der in Sachen Muskelverletzungen vorbelastete Julien Duranville (17) ist noch mit in den USA, wird aber dem BVB aufgrund eines Faserrisses wochenlang fehlen.
Muskelverletzungen sind in Dortmund ein sensibles Thema, das der Klub in den vergangenen Monaten eigentlich durch eine reformierte Trainingssteuerung erfolgreich angegangen ist. Kommt nun ein Rückschlag? „Wir sollten abwarten, ob das so weitergeht“, sagte Terzic am Sonntagabend in Las Vegas. „Natürlich hilft das hier auch heute nicht, auf dem Geläuf zu spielen, das ziemlich hart ist. Aber das wollen wir alles angehen, weil es sein kann, dass diese Plätze auch in der Saison auf uns warten.“
BVB-Abwehr: Nur Niklas Süle und Mats Hummels sind derzeit fit
Treffen würde die Dortmunder ein längerer Ausfall von Meunier nicht unbedingt aus sportlichen Gründen. Auf der rechten Abwehrseite ist Marius Wolf (28) gesetzt, sein Ersatz heißt Julian Ryerson (25) – weshalb Meunier schon länger ein Abgangskandidat ist. Viereinhalb Wochen ist das Transferfenster noch geöffnet, eine Verletzung würde es für Sportdirektor Sebastian Kehl noch komplizierter machen, einen Abnehmer für den belgischen Nationalspieler zu finden.
Der zählt ja zu den Top-Verdienern, sein Gehalt würde man gerne anderweitig investieren. Da auch Soumaila Coulibaly (19), der nicht mit über den Atlantik geflogen ist, keine Zukunft im Ruhrgebiet hat, müsste ein Kaderplatz in der Innenverteidigung nachbesetzt werden, wo ohnehin alles auf Kante genäht ist. Nur Niklas Süle (27) und Mats Hummels (34) sind derzeit fit, wie lange Schlotterbeck fehlt, ist ungewiss. Kapitän Emre Can (29) wird im defensiven Mittelfeld benötigt. Es bleibt kompliziert.
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