Essen. Dass Andreas Rettig gelegentlich provozierend aneckt, kann dem DFB mit seinen strukturellen Defiziten nur gut tun. Ein Kommentar.

Auf den ersten Blick wirkt das Timing überraschend. Der DFB steckt bis über den Hals in Problemen. Die Nationalmannschaft wirkt knapp ein Jahr vor der Heim-EM sportlich orientierungslos, es fehlt ein Bundestrainer, möglicherweise bei den Frauen auch eine Bundestrainerin und die wirtschaftliche Lage war - nach allem was man hört - auch schon mal besser. Und ausgerechnet jetzt installiert DFB-Chef Bernd Neuendorf als Nachfolger von Oliver Bierhoff, den ehemaligen DFL-Boss Andreas Rettig als Geschäftsführer, zuständig für die Nationalmannschaften und die Akademie?

Andreas Rettig ist ein erfahrener Fußballfunktionär

Bei genauerem Hinsehen kann sich die Personalie als Segen für den Fußball erweisen. Rettig ist ein erfahrener Funktionär, der den Betrieb des Profi-Fußball aus den verschiedensten Perspektiven kennt und bislang selten davor zurückscheute, sich mit den Größen der Szene anzulegen. Seine gelegentlich provozierend rüberkommenden Einlassungen zu allen möglichen Fußballthemen, sind mindestens ein Indiz dafür, dass er bereit ist, ausgetretene Pfade zu verlassen.

Ein neuer Bundestrainer ist das dringendste Thema

Ohne Frage. Das dringendste Thema des deutschen Fußballs ist die erfolgreiche Suche nach einem ebenso kompetenten wie charismatischen Bundestrainers, der die Nationalmannschaft im Eiltempo spielerisch in die Spur bringt und die Fans wieder hinter dem Aushängeschild des deutschen Fußballs zusammenschart.

Keine Angst vor den Größen des Fußballs

Darüber hinaus braucht der DFB aber eine Führungskraft, die sich all die strukturellen Defizite im Verband, die durch die desaströsen Auftritte der DFB-Teams im abgelaufenen Jahr sichtbar wurden, vornimmt. Einer, der keine Angst hat, auch bei Fußballgrößen anzuecken, ist da vielleicht nicht die schlechteste Wahl.

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