Gelsenkirchen. Florian Flick trifft mit Nürnberg auf seinen Ex-Verein. Im Interview spricht er über seine Schalke-Sympathie und ein Duell gegen einen guten Freund.
Es ist noch nicht lange her, da wäre Florian Flick vermutlich persönlich zum Interview erschienen. Doch seit einem Jahr trägt er nicht mehr das Schalker Trikot, sondern läuft für den 1. FC Nürnberg auf - das Gespräch vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub findet daher am Telefon statt.
Im Interview spricht er darüber, warum Schalke noch immer sein Lieblingsverein ist, wie die erste Begegnung mit Miroslav Klose war und warum er am Samstag besonders motiviert ist, gegen Schalke zu treffen.
Herr Flick, vor einem Jahr mussten Sie sich in einem Interview zwischen rot-schwarz und blau-weiß entscheiden und haben blau-weiß gewählt. Gilt das auch heute noch?
Florian Flick (lacht): Das war damals vor allem dadurch begründet, dass ich als Kind Schalke-Fan war. Im Herzen hat sich da nichts geändert, weswegen ich die Frage wohl heute immer noch so beantworten würde. Nichtsdestotrotz freue ich mich riesig, am Samstag für den FCN aufzulaufen.
Zu wem haben Sie aus Ihrer Schalker Zeit noch Kontakt?
Vor allem zu Justin Heekeren, wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Zeit in der U23 und haben fast täglich Kontakt.
Wussten Sie also vor allen anderen, dass er die neue Nummer 1 im Schalker Tor wird?
Nein, ich habe es auch aus den Medien erfahren und freue mich natürlich sehr für ihn.
Florian Flick trifft gegen Schalke auf seinen guten Freund Heekeren
Und sind jetzt motiviert, ihm am Samstag einen einzuschenken?
Ja, das bin ich definitiv. Ob es klappt, ist eine andere Sache (schmunzelt). Mich würde es auch freuen, wenn andere treffen und wir das Spiel gewinnen. Wichtig ist, dass wir am Samstag die drei Punkte hier behalten.
Wenn man Sie googelt, erscheint als erstes die Frage, ob Sie mit Hansi Flick verwandt sind – daraus entstand auch ihr Spitzname Hansi, nervt Sie das?
Nein, die Frage nervt mich nicht. Den Spitznamen habe ich aber tatsächlich gar nicht mehr. Der war eigentlich nur auf Schalke präsent und ich konnte ihn hier ablegen (lacht).
Ihr Vater ist zwar nicht Hansi Flick, aber ebenfalls ein ehemaliger Fußballprofi. Inzwischen ist er aber auch als Trainer im Ruhestand, schaut er ihre Spiele jetzt kritischer als vorher?
Mein Vater schaut sich tatsächlich jedes Spiel von mir an, ob zuhause oder im Stadion. Natürlich sind wir da im engen Austausch, nach den Spielen reden wir drüber. Er gibt mir einige Tipps und die versuche ich dann auch zu berücksichtigen. Auch wenn natürlich vor allem die Ratschläge unseres Trainers zählen.
Flick über Klose als FCN-Trainer: „Noch ein bisschen unrealistisch“
Der Trainer scheint viel von Ihnen zu halten. Sie sind mit nur 24 Jahren zum Vizekapitän ernannt worden.
Natürlich ist es eine große Ehre, dass mir der Trainer diese Rolle zutraut. Ich will ihm zeigen, dass ich diese Rolle jetzt zu Recht inne habe, mich weiterentwickeln, Verantwortung übernehmen und noch mehr aus mir herauskommen.
Gerade aus Ihrer Zeit auf Schalke kennen Sie Trainerwechsel bereits. Was haben Sie aber gedacht, als Sie erfahren haben, dass Miroslav Klose Trainer des 1. FC Nürnberg wird?
Bei der Verkündung war ich noch zusammen mit Lukas Schleimer im Urlaub in Griechenland und wir haben dort zusammen die Pressekonferenz gesehen. Wir kennen ihn noch aus der Nationalmannschaft, sind damals mit ihm aufgewachsen und haben ihn immer im Fernsehen gesehen. Deswegen ist es für uns immer noch ein bisschen unrealistisch, dass er jetzt unser Trainer ist.
War das ein besonderer Moment, als er in der Kabine dann zum ersten Mal vor Ihnen stand?
Auf jeden Fall. Es ist schon etwas Besonderes, so einer Persönlichkeit dann in der Kabine zu begegnen. Aber er ist ein ganz normaler Mensch, man kann ganz normal mit ihm reden und das ist super für eine Mannschaft, wenn der Trainer mit den Spielern auf einer Wellenlänge ist.
Flick über möglichen Torjubel gegen Schalke: „Alles improvisiert“
Vor einem Jahr haben Sie gegen Schalke getroffen, aber nicht gejubelt. Haben Sie sich überlegt, wie sie es dieses Jahr handhaben würden?
Nein, darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich habe sowieso keinen festen Torjubel, den ich mache. Deswegen ist ohnehin immer alles improvisiert und wenn es soweit kommt, werde ich sehen, was aus der Emotion heraus passiert.
Haben Sie im letzten Jahr mit Ihrem Ex-Verein mitgezittert, als der Klassenerhalt zwischenzeitlich wirklich auf der Kippe stand?
Tatsächlich ja. Die zweite Liga ist so eng und da kann jeder gegen jeden gewinnen, deswegen konnte man sich da nie sicher sein, dass Schalke die nötigen Punkte holt. Zum Glück ist es so gekommen, daher freut es mich, jetzt wieder gegen Schalke spielen zu können.
Wie bewerten Sie die aktuelle Schalker Mannschaft?
Sie haben sich im Sommer gut verstärkt und auf einigen Positionen nochmal gut nachgelegt. Man hat es gegen Braunschweig gesehen. Fünf Tore im Eröffnungsspiel muss man erstmal machen. Nichtsdestotrotz ist es am Samstag ein neues Spiel, mit einer neuen Chance und die wollen wir nutzen.
Flick hat Schalke trotz unschönem Ende in guter Erinnerung
Sie haben die Fanfreundschaft zwischen den beiden Vereinen von beiden Seiten kennen gelernt, ist das in Mannschaftskreisen ein Thema, dass das so ein besonderes Spiel ist?
Für uns als Mannschaft ist es auf dem Platz eine ganz normale Spielvorbereitung. Natürlich bekommen wir von außen mit, dass es für die Fans ein besonderes Spiel ist.
Haben Sie eine Karriereplanung, zum Beispiel in ein paar Jahren nochmal höher zu spielen?
Es wäre gelogen, wenn man als junger Spieler sagen würde, dass man nicht eines Tages in der Bundesliga oder insgesamt nochmal höher spielen will. Aber ich fühle mich hier sehr wohl, will mich jeden Tag verbessern und dann wird man sehen, wo mein Weg irgendwann hingeht.
Unter Frank Kramer waren Sie auf Schalke Stammspieler, kamen nach seinem Aus aber nur noch selten zum Einsatz. Hegen Sie irgendeine Art von Groll, wie es auf Schalke für Sie zu Ende gegangen ist?
Nein, das ist für mich abgehakt. Das gehört zum Profigeschäft dazu. Ich hatte eine sehr schöne Zeit auf Schalke – mit dem Aufstieg, dort habe ich meine ersten Bundesligaspiele gemacht. Und darauf bin ich auch sehr stolz.
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