Dortmund. Waldemar Anton soll Mats Hummels beim BVB ersetzen. Der Verteidiger vom VfB Stuttgart hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Waldemar Anton hat lange überlegt, an welchem Ort er seine Zukunft planen möchte. In Stuttgart? In Leverkusen? Oder in Dortmund? Mehrfach hat er mit den wichtigen Personen des BVB gesprochen, schon Edin Terzic wollte ihn unbedingt, auch dessen Trainernachfolger Nuri Sahin plant mit dem Verteidiger, deswegen hat sich der 27-Jährige am Ende für das Ruhrgebiet entschieden. In der kommenden Saison soll der noch beim VfB Stuttgart angestellte Abwehrspieler eine tragende Rolle bei der Borussia übernehmen.
Und dies, obwohl ihn die breite Öffentlichkeit lange übersehen hat. Nun muss er Mats Hummels ersetzen. Kann er das?
Einen Vertrag hat Anton noch nicht unterschrieben, derzeit befindet er sich im EM-Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ob es während des Turniers die Zeit gibt, den Medizincheck zu absolvieren und das neue Arbeitspapier zu unterzeichnen, oder dies erst danach erfolgt, steht noch nicht fest. Die Ausstiegsklausel liegt nach den Informationen dieser Redaktion bei knapp 20 Millionen Euro. Anton wird in Dortmund um die sechs Millionen Euro verdienen, hinzu kommen leistungsbezogene Prämien.
Stuttgart-Fans sauer über den BVB-Wechsel von Waldemar Anton
In Stuttgart brodelt es, seit die Nachricht von dem bevorstehenden Wechsel nach außen gedrungen ist. Noch im Januar hatte Anton seinen Vertrag beim sensationellen Vizemeister verlängert, damals sagte er: „Ich spüre jeden Tag das Vertrauen des VfB. Wir sind auf einer Wellenlänge, es stimmt für mich hier einfach sehr vieles, ich fühle mich wohl und bin deshalb sehr glücklich über die Vertragsverlängerung.“ Nun folgt der Abschied, viele Fans fühlen sich verraten, in den Sozialen Medien fallen Begriffe wie „Heuchler“.
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Der in Usbekistan geborene Fußballer hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, in den vier Jahren ist seine Verbindung zum VfB Stuttgart immer stärker geworden. Trotzdem aber gelangte er zu der Erkenntnis, dass sich der Erfolg in Stuttgart nur schwer wiederholen lassen dürfte, zahlreiche Leistungsträger werden den Klub verlassen (der BVB bastelt etwa auch noch an einem Transfer von Stürmer Serhou Guirassy). Bei seinem künftigen Verein sieht er nun die Chance, um Titel zu kämpfen.
Dort trifft er auch auf Sven Mislintat, mittlerweile Technischer Direktor in Dortmund. Dieser hatte ihn damals als Stuttgarter Sportdirektor von Hannover 96 verpflichtet und immer wieder betont, dass er nicht verstehe, warum kein Spitzenklub versuche, den hochveranlagten Verteidiger zu kaufen. Waldemar Anton entwickelte sich beim VfB zu einer Führungsfigur – auf dem Platz, in der Kabine. Auch in den schwächeren Zeiten gehörte er zu den besten. Auf dem Niveau des BVB hat er allerdings bislang nicht verteidigt, hier muss er seine Qualität erst nachweisen.
BVB-Transfer Waldemar Anton - sein Vorbild war schon immer Sergio Ramos
Geboren wurde Waldemar Anton in Usbekistan als Sohn russlanddeutscher Eltern, mit zwei zog es die Familie nach Deutschland. „Wir hatten einen riesigen Bauernhof in Usbekistan, es gab dort viel Natur“, berichtet Anton. In Deutschland habe er dann die neue Sprache schneller gelernt als sein Vater und seine Mutter. „Ich musste ein paar Briefe übersetzen, aber gestört hat mich das nicht.“
Seit 2008 spielte er in der Jugend von Hannover 96. „Früher war ich Stürmer, da wollte ich die meisten Tore schießen, dann wurde ich irgendwann Sechser, dann Innenverteidiger“, sagt Waldemar Anton. Sein Vorbild sei immer Sergio Ramos gewesen, eine Abwehrlegende von Real Madrid. Jetzt soll Anton beim BVB ähnlich kompromisslos verteidigen wie früher Ramos.