Brügge. Das BVB-Ziel ist klar: das Achtelfinale in der Champions League. Aber wie hoch ist die Hürde Brügge? Domenico Tedesco gibt Antwort.
Es wirkt, als würden sich die Schwäne, wenn sie ihre Köpfe auf den Rücken legen, vor den vielen Touristen verstecken, die die stolzen Tiere als ein passendes Fotomotiv auserkoren haben. Nebenan klackern am Dienstag die Hufe eines schwarzen Pferdes über das Kopfsteinpflaster, im Hintergrund ragt der schlaksige Glockenturm Belfried in den Himmel. Etwas weiter im Zentrum saugen Gassen die Fußgänger auf und spülen sie an kleinen Plätzen wieder aus.
Brügge, das ist eine mittelalterliche Schönheit, verwunschen, etwas mystisch; aber der Ort, dessen Kern knapp 20 Autominuten von der Nordsee entfernt liegt, hat auch zwei Fußballklubs: Kellerkind Cercle Brügge, vor allem aber den Club Brügge, in Deutschland meist FC Brügge genannt. Und genau der ist der Grund, warum sich die Mannschaft von Borussia Dortmund in die mit Sehenswürdigkeiten vollgepackte belgische Stadt begeben hat.
An diesem Mittwoch (21 Uhr/DAZN) beginnt für den BVB die Champions League beim aktuellen Tabellenführer Belgiens. Es ist auch eine Reise ins Ungewisse, denn wie sich der neue Liga-Modus mit nun 36 anstatt 32 Klubs auswirke, wisse man noch nicht genau, gibt Sport-Geschäftsführer Lars Ricken zu. „Am Ende wird jedes Tor zählen, und wir wollen ganz klar ins Achtelfinale. Und wenn man im Achtelfinale ist, dann muss man nichts mehr ausschließen.“
Domenico Tedesco lobt den BVB-Gegner Brügge
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Dies hat Rickens Verein in der vergangenen Königsklassen-Spielzeit selbst bewiesen, als sich die Borussen überraschend ins Finale wuchteten und dort beim 0:2 nur knapp an Real Madrid scheiterten. Nun soll in Brügge eine neue Erfolgsgeschichte beginnen. Trainiert wird Dortmunds Gegner von Nicky Hayen, der Marktwert der Mannschaft wird vom Internetportal transfermarkt.de auf knapp 140 Millionen Euro geschätzt. Seit 2016 gelang es sechsmal, die Liga auf Platz eins zu beenden. Wie hoch ist diese Hürde also?
Nachgefragt bei Domenico Tedesco, einst auf Schalke gefeiert, dann gescheitert, seit 2023 arbeitet der 39-Jährige als Nationaltrainer Belgiens. Dortmund sei der klare Favorit, sagt er dieser Redaktion. „Aber an einem guten Tag kann Brügge jeder Mannschaft Probleme bereiten und ist nicht zu unterschätzen, gerade im eigenen Stadion.“ Achten müsse der BVB auf den Kapitän und Spielmacher Hans Vanaken, den Flügelspieler Skov Olsen, den Torhüter Simon Mignolet und die Außenverteidiger Hugo Siquet und Maxim De Cuyper.
„Es ist kein Zufall, dass die Scouts der großen Ligen regelmäßig in Belgien auf der Tribüne zu finden sind. Das Niveau in der belgischen Liga ist wirklich gut, gerade im taktischen und spielerischen Bereich“, sagt Tedesco. Junge Spieler dürften schon früh regelmäßig spielen. Die Nachwuchsarbeit sei top. „Es wird viel Wert auf die spielerische und technische Entwicklung gelegt. Deshalb gibt es hier auch sehr viele gute Eins-gegen-Eins-Spieler. Die belgischen Profivereine trauen sich, junge Spieler ins kalte Wasser zu werfen – und haben auch die notwendige Geduld.“
Das Brisante beim BVB: Nuri Sahin wird harte Entscheidungen treffen müssen
Knapp vier Kilometer geht es hinaus aus dem Zentrum Brügges, dann tauchen zwischen Einfamilienhäusern die Tribünen des Jan-Breydel-Stadions auf. Links neben dem Stadion-Parkplatz liegt ein Friedhof, rechts werden im Fanshop Schals mit den Logos der beiden kommenden Champions-League-Gegner verkauft. 20 Euro kosten diese, verrät die Verkäuferin.
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Für Dortmund geht es hier darum, den zufriedenstellenden Saisonstart mit sieben Punkten aus den ersten drei Bundesligaspielen fortzusetzen und dafür zu sorgen, dass erst gar keine Drucksituation in dem Millionen-Wettbewerb entsteht. Das Gute: Es fehlt nur der an der Leiste verletzte Giovanni Reyna. Das Brisante: Nuri Sahin wird daher erneut harte Entscheidungen treffen müssen.
Beim turbulenten 4:2-Erfolg gegen Heidenheim setzte der Trainer seinen Kapitän Emre Can auf die Bank, auch Marcel Sabitzer schaute zunächst nur zu. Stattdessen durfte Felix Nmecha beginnen. Sahin betonte aber, dass dies keine Entscheidung gegen Emre Can gewesen sei und die lange Saison dafür sorgen werde, dass jeder gebraucht werde.
BVB-Geschäftsführer Lars Ricken: „Man muss wirklich in jedem Spiel absolut performen“
Auch Lars Ricken meint, dass die Belastungssteuerung und ein guter Kader von enormer Bedeutung seien. Denn die Herausforderungen seien groß. Wie in Brügge. „Ein kleines Stadion, sie sind Tabellenführer, haben die letzten vier Spiele alle gewonnen. Man muss wirklich in jedem Spiel absolut performen, weil am Ende jeder Punkt zählt.“
Zeit, um die Stadt zu erkunden, ist daher nicht eingeplant. Vor den Dortmunder Fußballern müssen sich die Schwäne also nicht verstecken.