Dortmund. Paul Wanner gehört zu den Aufsteigern der Saison. Freitag trifft er mit Heidenheim auf den BVB. Der FC Bayern reibt sich genüsslich die Hände.
- Am Freitag trifft der BVB auf den 1. FC Heidenheim
- Bei Heidenheim spielt das große Talent Paul Wanner
- Paul Wanner gehört zum FC Bayern, der BVB tut sich bei Eigengewächsen schwer
Die kleine österreichische Stadt Dornbirn kratzt an der Grenze zur Schweiz, der Bodensee lockt nicht weit entfernt mit seinem klaren Wasser, und gerade ist ein Fußballer, der hier geboren wurde (das könnte noch wichtig werden), dabei, sich zu einer Berühmtheit zu entwickeln. Paul Wanner heißt das Talent, 18 Jahre jung, erst seit einigen Monaten darf er in Deutschland alleine Auto fahren, beim Bundesligatabellenführer 1. FC Heidenheim gehört der Linksfuß aber bereits zu den Leistungsträgern.
Wanners Mutter ist Österreicherin, sein Vater Deutscher, deswegen buhlen gerade die Verbände beider Nationen um den Offensivspieler, damit er in der nahen Zukunft ein Teil ihrer Nationalmannschaft wird. Eine Entscheidung steht noch aus.
Zunächst möchten am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) jene aufmüpfigen Heidenheimer das millionenschwere Borussia Dortmund ärgern. Am ersten Spieltag hat Wanner für den FCH getroffen, am zweiten auch, am dritten Spieltag kann er nun auf der Bühne des Dortmunder Stadions dafür sorgen, dass sich sein Potenzial weiter herumspricht. Ein Gerade-Volljähriger ist dabei, Deutschlands höchste Spielklasse zu erobern.
BVB investiert Millionen in Talente, aber wo sind die Eigengewächse?
Sein Weg beschreibt aber auch die komplizierte Talente-Entwicklung, bei der junge Fußballer immer früher beobachtet und verpflichtet werden, bei der es um viel Geld, um Wertsteigerung, um Druck geht, bei der der FC Bayern im Moment einen Vorteil gegenüber dem BVB hat. Angestellt ist Paul Wanner nämlich beim Rekordmeister, der gerade genüsslich beobachtet, wie sich das Leihgeschäft an Heidenheim in die richtige Richtung entwickelt. Als Nummer 10 im rot-blauen Trikot ist der Jung-Profi der Fixpunkt der Elf von Trainer Frank Schmidt. „Das ist für Paul eine ganz fantastische Plattform.“, sagt Bayerns Sportvorstand Max Eberl.
In Heidenheim soll Wanner sich so weit steigern, dass er den Sprung zum großen FC Bayern schaffen kann. Er wäre ein weiteres Eigengewächs, das aus der eigenen Jugend in die Münchener Luxus-Auswahl klettert. Auch Nationalspieler Aleksandar Pavlovic, 20, hat das geschafft. Genauso Josip Stanisic, 24. Auch Jamal Musiala, 21, wird in diesem Zusammenhang oft genannt, wobei dieser eigentlich beim FC Chelsea ausgebildet wurde, ehe ihn sich die Bayern geschnappt haben.
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Es gibt bei der Nachwuchsförderung generell zwei Wege, junge Fußballer in die Profimannschaft zu integrieren: einen kostengünstigen und einen risikoreichen. Einmal sind da diejenigen, die schon früh zum Klub stoßen und sich dann weiterentwickeln. Und es gibt die, die im Ausland beobachtet und verpflichtet werden, oft kosten sie bereits mehrere Millionen, ohne dass sich mit Sicherheit sagen lässt, ob sie wirklich das Zeug zum Hoffnungsträger haben.
Dortmund hat etwa Julien Duranville, 18, für 8,5 Millionen Euro vom RSC Anderlecht gekauft. Oder Justin Lerma, 16, für knapp fünf Millionen Euro vom ecuadorianischen Serie-A-Verein Independiente Del Valle (dort spielt er zunächst weiter). Oder vor einigen Jahren Jamie Gittens, 20, von Manchester City. Die Dortmunder U19 gleicht einer Europa-Auswahl. Schwierigkeiten gibt es hingegen, wirkliche Eigengewächse zu integrieren. Kjell Wätjen, 18, könnte eine der wenigen Ausnahmen werden.
Die Chefetage des BVB hat die Probleme erkannt und möchte handeln
Die Chefetage hat das Problem erkannt. Thomas Broich, neuer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, sagt: „Der Wunsch von Lars Ricken ist explizit, dass Jungs aus dem eigenen Grundlagenbereich, also aus der U9, U10 oder U11, den Weg bis in die Champions League schaffen. Dass sie es schaffen, bei Borussia Dortmund nicht nur Kaderspieler zu sein, sondern Stammspieler.“ Dafür solle die Ausbildung vom Ende her gedacht werden, die Talente sollen das lernen, was sie in der Königsklasse benötigen. Broich: „Wir wollen viel Ballbesitz mit einer enormen technischen Qualität, aber auch mit Power und Zug zum Tor.“
Klingt gut, muss aber erst mal umgesetzt werden. Bis sich die Veränderungen bemerkbar machen, wird Zeit vergehen. Bis dahin soll Paul Wanner schon ein fester Teil des FC Bayern sein. Seine Klasse hat sich natürlich auch zum kommenden Heidenheimer Gegner, dem BVB, herumgesprochen. „Er ist ein fantastischer Fußballer“, sagt Dortmunds Trainer Nuri Sahin. „Er möchte sich weiterentwickeln. Seinen Weg würde nicht jeder gehen.“ Wobei Sahin daran erinnert, dass er selbst ja mal von Dortmund aus in die Niederlande zu Feyenoord Rotterdam verliehen wurde. Anschließend schaffte der heute 36-Jährige den Sprung aus der Jugend zum Stammspieler. Ein positives Beispiel, aber das ist schon lange her.