Dortmund. Am Samstag wird BVB-Legende Jakub Blaszczykowski verabschiedet. Hier schwärmt er von Klopp, den Fans, dem Stadion. Und: Wird er Samstag weinen?

Jakub Blaszczykowski, 38, wählt sich aus seinem Haus in Krakau in das Videotelefonat ein. 2016 hat der Pole Borussia Dortmund verlassen, vor einem Jahr hat er seine Karriere beendet. An diesem Samstag (17 Uhr) wird die schwarz-gelbe Legende im BVB-Stadion gemeinsam mit seinem Weggefährten Lukasz Piszczek, 39, verabschiedet.

Hier spricht Blaszczykowski, der von allen nur „Kuba“ genannt wird, über die Stärken von Jürgen Klopp, seinen Fehlschuss von Freiburg und seine Champions-League-Medaille, die im Müll landete.

Herr Blaszczykowski, Samstag findet das Abschiedsspiel statt. Warum gerade jetzt? 

Jakub Blaszczykowski: Mit der Idee ist Borussia Dortmund auf mich zugekommen, das war eine große Überraschung für mich, eine große Ehre. Ich darf noch einmal in diesem Stadion einlaufen, vor den großartigen Fans spielen. Aber ob ich es noch drauf habe, weiß ich nicht so genau. Hoffentlich werde ich nicht so schnell müde (lacht). 

Wie fit sind Sie denn noch?

Es kommt drauf an, gegen wen ich spielen muss. Gegen einen noch aktiven Profifußballer wird es schwer, ich habe schon seit einem Jahr meine Karriere beendet, ich hatte davor viele Verletzungen. Die polnische Nationalelf hat mich verabschiedet, mein Heimatklub Wisla Krakau auch. Jürgen Klopp hat deswegen schon Spaßeshalber gesagt, ich hätte schon mehr Abschiedsspiele gemacht als gute. Gelegentlich trete ich bei den Alten Herren vor den Ball,aber meine Karriere war anstrengend genug, ich habe immer 100 Prozent gegeben. Da brauche ich etwas Abstand, etwas Zeit. 

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Jakub Blaszczykowski und der BVB: „Es war echte Liebe“

Also Lukasz Piszczek sieht noch sehr drahtig aus.

Piszczu hatte schon immer einen herausragenden Körper, der ist wie ein Tier und noch nah am Profibereich. Da möchte er natürlich weiterhin gut aussehen.

Brauchen Sie Taschentücher am Samstag?

Das ist eine gute Frage, aber auch eine sehr schwere Frage, weil ich nicht weiß, wie ich reagieren werde. Das Stadion ist fast ausverkauft, allein dies ist schon Wahnsinn. Dass uns die Fans immer noch im Kopf haben, obwohl wir schon so lange nicht mehr dabei sind. Es wird sehr emotional für mich. Ich darf noch einmal durch den Spielertunnel gehen, noch einmal die Gänsehaut spüren, wenn man dieses großartige Stadion betritt.

Was löst das in Ihnen aus, dass die Fans Sie ins Herz geschlossen haben?

Es ist schön und zeigt, dass unser Verhältnis damals mit den Fans wirklich echte Liebe war. Wirklich. Es gab die Meisterschaft, das Double, das Champions-League-Finale. Aber ich erinnere mich auch speziell daran, als wir 2014/2015 abstürzten, sogar kurzzeitig in den Abstiegskampf rutschten. Trotzdem hat uns das ganze Stadion unterstützt. Zu dieser Zeithabe ich gespürt, dass die Fans immer hinter uns stehen, nicht nur, wenn die Sonne scheint.

Mit 21 sind sie nach Dortmund gezogen. Konnten Sie sich damals vorstellen, dass sie im Ruhrgebiet so viel erleben sollten?

Zunächst reiste damals Hans-Joachim Watzke zweimal nach Krakau, wir haben zweimal zu Abend gegessen. Dies hat mir gezeigt, dass mich der Klub unbedingt möchte, deswegen wollte ich kommen. Mein erster Trainer war Thomas Doll, danach kam Jürgen Klopp. Und dann ging es los. 

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Jakub Blaszczykowski über die BVB-Erfolge: „Für uns war es ein großes Glück, dass Klopp uns geformt hat“

Es folgte ein rasanter Aufstieg.

Schritt für Schritt haben wir uns verbessert. Für uns war es ein großes Glück, dass Klopp uns geformt hat. Er hat mir so viel gegeben, auch als Mensch. Jürgen war wie ein Papa, ich kenne das jetzt von meinen eigenen Kindern. Man muss mal ,Nein‘sagen, man muss mal lauter werden, und man spielt auch mal mit den Kindern. Diese Mischung beherrschte Jürgen Klopp. 

Und wie fühlt sich die Meisterschale an?

Natürlich sehr gut, aber in diesem Moment konnte ich das gar nicht richtig genießen. Ich hatte immer in meinem Kopf, dass ich mich verbessern muss, dass bald schon die nächsten Aufgaben kommen. Ich habe immer an den nächsten Schritt gedacht. Erst jetzt gelingt es mir, richtiges Glück angesichts dieser Erfolge zu empfinden. 

Viele Stars, die damals Meister wurden, kommen am Samstag. Auf wen freuen Sie sich besonders?

Ach, auf alle, es ist wirklich schön, dass wir uns wiedersehen. Die Kinder von allen sind größer geworden, die einen haben mehr graue Haare, einen größeren Bauch (lacht). Ich bin etwas langsamer geworden. Wir haben untereinander auch immer Kontakt gehalten.

Die Fans sehnen sich aber vor allem nach der Deutschen Meisterschaft. Nuri Sahin trainiert nun, Piszczek ist Assistent. Kann der Titelgewinn gelingen?

Ich traue dem BVB jedes Jahr den Titel zu, immer gibt es die Hoffnung. Doch dass es nicht einfach wird, ist ja klar. Nuri erlebt seine erste Saison, ich finde, er hat eine klare Spielphilosophie. Aber er muss etwas Zeit kriegen, die Fans müssen Geduld haben. Auch Jürgen Klopp hat die Zeit bekommen, die er benötigte. 

Zwei BVB-Größen: Jürgen Klopp (links) und Jakub Blaszczykowski.
Zwei BVB-Größen: Jürgen Klopp (links) und Jakub Blaszczykowski. © firo | firo

Jakub Blaszczykowski: „Einmal Borusse, immer Borusse“

Wie verfolgen Sie die BVB-Spiele?

Das Champions-League-Halbfinale gegen Paris Saint-Germain habe ich im Stadion gesehen, ansonsten verfolge ich die Begegnungen meistens im Fernsehen, ich fiebere immer mit. Wie heißt es so schön: Einmal Borusse, immer Borusse. 

Was folgt bei Ihnen in den kommenden Jahren?

Ich brauche wie gesagt noch etwas Abstand. Wenn ich etwas mache, dann nur zu 100 Prozent. Derzeit muss ich überlegen, wie es weitergehen soll. 

Einmal müssen wir noch über Ihren Fehlschuss gegen Freiburg sprechen. 

Ach, das habe ich hinter mir gelassen. Damals musste ich mich schütteln, aber wichtig ist mir, dass ich immer alles gegeben habe. Da kann ich in den Spiegel schauen. 

Der BVB-Traum ist geplatzt: Jakub Blaszczykowski nach dem verlorenen Champions-League-Finale.
Der BVB-Traum ist geplatzt: Jakub Blaszczykowski nach dem verlorenen Champions-League-Finale. © firo | firo

Und gibt es noch eine besondere Geschichte?

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale habe ich die Medaille in den Müll geschmissen. Meine Frau hat sie dort wieder hinausgeholt, mir aber nichts gesagt. Vor zwei Jahren habe ich mir meine Erinnerungsstücke mal angeschaut und dann meine Frau gefragt: ,Wo ist denn eigentlich meine Medaille aus London?‘ Sie hat geantwortet: ,Nach zehn Jahren hast du mich endlich gefragt, jetzt kann ich sie dir zurückgegeben.‘ Nach dem Endspiel war ich sehr sauer, in diesem Moment aber habe ich mich riesig gefreut.

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