Dortmund. Borussia Dortmund reist ab Freitag nach Thailand und Japan. Es wird eine komplizierte, anstrengende Tour – aus zwei Gründen.
Er habe nicht das Gefühl, gibt Shinji Kagawa, 35, gegenüber dieser Redaktion zu, dass es viele schwarz-gelbe Fans in seiner Heimat gebe. „Es ist hier nicht einfach, ausländischen Fußball im Fernsehen zu sehen.“ Deswegen hoffe er, „dass unser Spiel hilft, die Zahl zu steigern“.
Die Worte des fußballerischen Feingeistes, eine Legende des Ruhrgebietsklubs, verraten, auf was für eine komplizierte Reise sich Borussia Dortmund an diesem Freitag begeben hat. Erstens zeitlich, alles ist zusammengequetscht, gerade mal sechs Tage verbringt das deutsche Schwergewicht in Asien, macht dabei Station in Thailand und Japan. Zweitens gestaltet sich das Buhlen um Aufmerksamkeit mühsam, der internationale Markt ist umkämpft, die europäischen Spitzenklubs überstrahlen einen Verein wie den BVB, der viele Klinken putzen muss, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
In Bangkok wird der Klub am Sonntag (15 Uhr, deutscher Zeit) gegen BG Pathum United antreten. Einen Tag später geht es weiter nach Japan, dort kommt es am Mittwoch, 24. Juli, um 12.15 Uhr deutscher Zeit, zum Wiedersehen mit Kagawa, der seit 2023 in seinem Heimatland für Cerezo Osaka spielt. Dazwischen müssen PR-Termine bewältigt, Interviews gegeben werden, insgesamt kommen 33 Flugstunden zusammen. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum.
Nuri Sahin: Das gehört beim BVB nun mal dazu
„Das gehört nun mal dazu, wenn man bei einem Top-Top-Verein spielt wie Borussia Dortmund“, meint der neue Trainer Nuri Sahin. „Es ist unsere Pflicht, dass wir die Marke im Ausland vertreten. Alles ist geplant, der Jetlag ist eingeplant, so eine Reise geht auch in die Knochen. Aber wir haben zwei gute Testspiele, gute Trainingsplätze, gute Hotels.“
Weiterhin ist Sahins Kader zerrupft. Alle die, die an der Europameisterschaft teilgenommen haben, legen gerade im Urlaub die Beine hoch. Zudem fehlt Copa-America-Starter Giovanni Reyna. Neuzugang Serhou Guirassy soll seine Verletzung in Deutschland auskurieren. Dadurch erhalten Spieler aus der U23 und einige Talente, darunter Paris Brunner, die Möglichkeit, sich zu präsentieren.
Die Reise wird so eine Mischung aus Vorbereitung und Werbetour. Thailand gilt als Hochburg der englischen Premier League. Allerdings: Beim ausverkauften Dortmunder Testspiel gegen Pathum United werden 20.000 Menschen erwartet. Die Deutsche Fußball Liga muss die Bekanntheit ihrer Vereine steigern, damit die ausländischen TV-Einnahmen wachsen. Der FC Bayern fliegt in dieser Vorbereitung nach Südkorea, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt in die USA, der FC Augsburg nach Südkorea, der VfB Stuttgart besucht ebenfalls Japan.
Shinji Kagawa ist stolz auf die Zuneigung der BVB-Fans
Hier stand Shinji Kagawa bereits 2010 bei Cerezo Osaka unter Vertrag, als Borussia Dortmund den kleinen Zehner entdeckte, ihn nach Deutschland holte. Der Rest? Legendär. Die Borussen stürmten zur Meisterschaft (2011), zum Double (2012). Unvergessen, wie Kagawa 2010 im Revierderby auf Schalke zwei Tore erzielte.
Er sei stolz auf die Unterstützung der Fans, erzählt Kagawa. Der BVB sei ein Verein gewesen, „bei dem ich mich entwickeln konnte, bei dem ich Erfahrung gesammelt habe“. Damals stand er gemeinsam mit Nuri Sahin auf dem Platz. „Als wir zusammenspielten, war er bereits der Anführer im Team. Ich habe da bereits vorausgesagt, dass er eines Tages Trainer werden würde. Er ist stolzer als jeder andere, das BVB-Emblem auf der Brust zu tragen.“ Aber: „Ich wünschte, ich hätte Mats Hummels und Marco Reus treffen können.“
Die beiden Ikonen haben den Klub in diesem Sommer verlassen. Der eine, Reus, wurde gefeiert. Der andere, Hummels, ging im Streit. Beide fehlen auf der Auslandsreise als bekannte Gesichter.
Shinji Kagawa - vom BVB zu Manchester United und zurück
Kagawa schaffte im Jahr 2012 den Sprung von Dortmund zu Manchester United. In der englischen Premier League schaffte er es nicht, sich durchzusetzen. Zwei Jahre später folgte die Rückkehr, fünf Jahre später verließ der Japaner das Revier und war seitdem lange ein Rastloser, verdiente sein Geld in Spanien, in Griechenland, in Belgien.
Mittlerweile hat sich der Kreis geschlossen, Shinji Kagawa beschleunigt wieder das Spiel bei Cerezo Osaka. Den japanischen und den deutschen Fußball könne man kaum vergleichen, sagt er. „Der deutsche Fußball hat eine 100-jährige Geschichte, wir haben nur eine 30-jährige Geschichte.“ In Bezug auf den Charakter und die Disziplin gebe es Ähnlichkeiten. „Vor zehn bis 15 Jahren folgte der japanische Fußball dem deutschen Fußball. Als Japan dann bei der Weltmeisterschaft gegen Deutschland gewann, war ich tief bewegt.“ So wie bald, wenn es zum Wiedersehen mit Dortmund kommt.
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