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In „Hangtime“ hat Phoenix Hagen die fiktionale Bühne für den Bundesliga-Aufstieg geboten – und den Sprung ins Oberhaus wenig später in der Realität nachgeholt. Danach wurden die Basketballer selbst zu Hauptdarstellern eines Kinofilms: „Phoenix in der Asche“, ein Dokumentarfilm von Jens Pfeifer, zeigt den dramatischen Kampf um den Erhalt der Erstklassigkeit. Am Dienstag ist Premiere im Hagener Cinestar.

„Wenn wir es dieses Jahr schaffen, schaffen wir es jedes Jahr.“ Als Steven Wriedt diesen Stoßseufzer tut, ist das hollywood-würdige Happy End des ersten Jahres von Phoenix in der Basketball-Bundesliga noch nicht in Sicht. Erst kurz vor dem letzten eigenen Saisonspiel sind die Hagener endgültig gerettet, weil Rivale Düsseldorf hauchdünn verliert. Wobei Co-Trainer Wriedt gar nicht hinsehen kann, erst nach der Schlusssirene fällt die Anspannung einer verrückten Saison allmählich von ihm ab. Und er irrt beschwingt und erleichtert mit Chefcoach Ingo Freyer und Geschäftsführer Oliver Herkelmann auf der Suche nach dem Auto durch die nächtlichen Straßen des Düsseldorfer Vororts Reisholz.

Pfeifer zeigt das Innenleben eine Profi-Vereins

Regisseur Jens Pfeifer ist hier mit der Kamera ebenso ganz nah dabei wie bei nahezu allen anderen Schlüsselmomenten einer hoch dramatischen Spielzeit. Der gebürtige Hagener, dem Basketball seit seiner Jugendzeit bei Brandt Hagen verbunden, zeigt ungeschminkt das Innenleben eines Profi-Vereins jenseits des Glanzes der großen Arenen und Schickeria auf den Tribünen. Die auch im Rückblick ausgesprochen ambitionierte Idee, in wenigen Monaten ein als Tennis- und Badmintonhalle genutztes ehemaliges Industriegebäude zu einer bundesligareifen Spielstätte für 3000 Besucher umzubauen, wird ebenso greifbar wie die unwirtlichen Bedingungen in diesem Provisorium mit Training bei Minusgraden oder die Eintönigkeit der langen Busfahrten zu Auswärtsspielen. Von einem „Sommermärchen“ ist dieses Exemplar der seltenen Spezies „Sport-Dokumentarfilm im Kino“ nicht nur angesichts der Temperaturen ganz weit entfernt.

Es lebt vielmehr von der Dramatik des permanenten Abstiegskampfes, von der wachsenden Verzweiflung von Spielern und Verantwortlichen nach den immer wiederkehrenden hohen Niederlagen, der herausgeschrienen Freude nach den wenigen Siegen. Von unfreiwilliger Situationskomik im Autobahn-Restaurant oder im Trainingslager, wenn etwa Michael-Hakim Jordan mit nacktem Oberkörper vor sich hin fluchend durch einen Mosel-Weinberg stapft. Und vor allem vom Konflikt zwischen zwei Protagonisten des Teams – Aufstiegsheld Chase Griffin und eben jenem, in der tiefsten sportlichen Krise nachverpflichteten Jordan.

Wie und warum die Spannungen zwischen den beiden so unterschiedlichen US-Spielmachern wachsen, wie sie nach einem Konfliktgespräch und dem vorentscheidenden Sieg bei Rivale Düsseldorf ausgestanden scheinen und dann doch eskalieren und in Jordans vorzeitigem Abgang münden, das prägt die zweite Film- und Saisonhälfte. Wobei Wriedt heute bekennt: „Wie schlimm es mit Mike wirklich war, zeigt der Film gar nicht...“

Pfeifers „Film aus dem Tabellenkeller“ kommt ohne Kommentator und Erläuterungen aus, eingeblendete Radio-Nachrichten und die Gespräche zwischen den Trainern bilden die Klammer. Für einen großartigen Spannungsbogen sorgt die abgefilmte Realität dieser ganz besonderen Phoenix-Saison ganz allein. .„Ein besseres Drehbuch könnte man nicht schreiben“, bekennt der Regisseur. Auch Center-Routinier Bernd Kruel, der in der Jugend noch mit Pfeifer zusammengespielt hat, ist überzeugt: „Die Filmemacher haben sich das perfekte Jahr ausgesucht. Die Kamera wurde ein Teil der Familie.“ Das Ergebnis ist nicht nur für Basketball-Fans ausgesprochen sehenswert. Oder um Steven Wriedts Schlussworte an das Team zu zitieren: „Es war eine verrückte Saison, aber ihr habt alles gegeben. . .“

Die Premiere des Kinofilms „Phoenix in der Asche“ mit Regisseur Jens Pfeifer, Filmteam und Mitgliedern von Phoenix Hagen findet am Dienstag um 19.30 Uhr im Hagener Cinestar statt. Die regulären Vorstellungen beginnen am Donnerstag, gezeigt wird der Film auch in Dortmund, München, Köln und Bochum. Weitere Informationen unter www.phoenixinderasche.de