Hagen. . Der Weg zu einem ProA-Neustart bleibt zunächst frei, die Gläubigerversammlung stimmte der Fortführung zum beabsichtigten Insolvenzplan zu.

Der Weg von Phoenix Hagen zu einem Neuanfang in der 2. Basketball-Bundesliga ProA zur Saison 2017/18 bleibt zunächst frei: Die erste Gläubigerversammlung im Rahmen des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung ebnete am Donnerstag Vormittag im Amtsgericht Hagen einstimmig den Weg dafür, einen Insolvenzplan zu erstellen und die Entwicklung durch Geschäftsführer Patrick Seidel entsprechend voranzutreiben.

Ziel bleibt es, die Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA, deren Gesamtschulden auf gut eine Million Euro - inklusive der Verbindlichkeiten in Höhe von gut 410 000 Euro gegenüber Dauerkarteninhabern - beziffert wurden, bis Ende März zu entschulden. Damit die KGaA bei der 2. Bundesliga dann die Lizenz für die nächste Spielzeit beantragen kann und sich nicht mehr im Status eines Insolvenzverfahrens befindet.

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Nach jetzigem Stand haben die Massegläubiger - also jene Ansprüche, die erst während des laufenden Insolvenzverfahrens aufgelaufen sind (z.B. Spieler- und Mitarbeitergehälter, Mieten, Sozialabgaben, etc.) aufgelaufen sind - bei einer Fortführung der KGaA die Perspektive, dass etwa 57 Prozent ihrer Verbindlichkeiten beglichen werden. Für einfache Gläubiger wie beispielsweise die Dauerkarteninhaber steht – wenn überhaupt – realistisch betrachtet lediglich eine minimale Wiedergutmachungsquote im Raum.

Im Falle einer Liquidation des Unternehmens - das wurde im Bericht zur Gläubigerversammlung deutlich gemacht - gingen sie komplett leer aus, auch die Quote der Massegläubiger wäre deutlich geringer. Genaueres wird sich indes erst herausstellen, wenn in etwa vier Wochen der endgültige Insolvenzplan vorliegt und dieser in einem weiteren Erörterungstermin so beschlossen wird.

Insgesamt, so machte gestern Sachwalter Dr. Jan Janßen deutlich, liegen ihm 439 Forderungen vor. Im Gerichtssaal vertreten waren lediglich zwei Dutzend interessierte Gläubiger. Janßen, dessen originäre Aufgabe es bleibt, im Auftrag des Gerichts die Insolvenz in Eigenverwaltung kontrollierend zu begleiten, betonte ausdrücklich, dass die Zukunftsplanungen von Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel sowie den Restrukturierungsberatern aus dem Büro von Dr. Dirk Andres nachvollziehbar seien: „Wir halten die Konzeption für richtig und die Planung erhält von unserer Seite die volle Unterstützung.“

Insolvenzverschleppung in Prüfung

Zuvor hatte Restrukturierungsberater Andreas Budnik deutlich gemacht, dass die angelaufene Sponsorenakquise für die nächste Spielzeit bereits aussichtsreich begonnen habe und ein Budget jenseits der Million-Marke angestrebt werde. Dazu werde mit einem Zuschauerschnitt von 1200 Besuchern bei Liga-üblichen Preisen kalkuliert. Erneut bestätigte er, dass für Bestandskunden mit Dauerkarten entsprechende Rabatte vorgesehen seien. Am nächsten Mittwoch beim Sponsorentreffen will Phoenix die detaillierten Zukunftspläne inklusive Ticketkonzept und ersten Personalentscheidungen vorstellen.

Abbau von Altschulden und Rückgang der Einnahmen

Wie konnte es zur Insolvenz der Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA kommen, die Ende November 2016 zu Lizenzentzug und Einstellung des Spielbetriebs in der Basketball-Bundesliga führte? Aufschluss über die Gründe dafür gibt der Bericht, den die Restrukturierungsberater von AndresPartner zur Gläubigerversammlung vorlegten. Als ursächlich für die Krise wurden folgende Faktoren benannt:

1. Für die Lizenzerteilung für die Saison 2016/17 machte die BBL eine Verschmelzung der alten Phoenix Hagen GmbH mit der KGaA - wie bereits ein Jahr zuvor verlangt, aber nicht vollzogen - zur Voraussetzung und damit verbunden eine Übernahme der Verbindlichkeiten. Im Juni 2016 übernahm die KGaA die Anteile an der Phoenix GmbH. Wegen dieser Vorgaben leistete die KGaA in den Jahren 2015 und 2016 Zahlungen in Höhe von etwa 800 000 Euro an Gläubiger der Phoenix GmbH, deren Verbindlichkeiten so von geschätzt 1,2 Millionen auf 400 000 Euro reduziert werden konnten. Investitionen in den eigenen Spielbetrieb und leistungsstärkere Spieler waren so nicht möglich, die Liquidität wurde deutlich reduziert, die Finanzierung des Spielbetriebs war durch diese Vorgehensweise nicht mehr gewährleistet.

2. Bei der Planung für 2016/17 gingen die Phoenix-Verantwortlichen von Steigerungen der Ticketeinnahmen um 10% auf insgesamt 1,29 Millionen aus, angesichts der Misserfolge sanken die Zuschauerzahlen aber auf etwa 2400 im Schnitt, man kalkulierte nur noch mit insgesamt 957 000 Euro.

3. Bei Sponsoring-Einnahmen kalkulierte man mit 1,45 Millionen, bis zur Stellung des Insolvenzantrags am 19. Oktober konnte man jedoch nur mit Saisoneinnahmen von 1,08 Millionen rechnen. Durch den wiederholten Wechsel der Geschäftsführung war eine durchgehende Sponsoren-Betreuung nicht gewährleistet. Im Sommer 2016 - vor dem Einstieg des aktuellen Geschäftsführers im September - habe man es versäumt, die Partner zu gleichbleibenden, neuen oder höheren Sponsoring-Beiträgen zu bewegen.

Noch nicht abschließend geprüft ist, ob eventuell der Tatbestand der Insolvenzverschleppung vorliegt. „Das ist noch in der Prüfung“, sind in den Augen von Janßen die Fragen zu einer möglichen Geschäftsführer-Haftung noch nicht abschließend geklärt. Offen bleibt auch noch, wie mit einem 100 000-Euro-Darlehn zu verfahren ist, das der Aufsichtsratsvorsitzende Sven Eklöh im April 2016 Phoenix für einen Zeitraum von einem Jahr gewährt hatte. Dieses wurde ihm im Juli 2016 jedoch bereits nach drei Monaten wieder zurückgezahlt. Hier prüft der Sachwalter aktuell eine Anfechtung dieser Rückzahlung, da der Aufsichtsratschef schon damals Insider-Kenntnisse über die miserable wirtschaftliche Lage hatte.

Anfechtungspotenzial in sechsstelliger Höhe sieht der Sachwalter auch noch für direkte Zahlungen, die die KGaA ohne jegliche Gegenleistungen in jüngerer Vergangenheit an die Gläubiger der alten Phoenix Hagen GmbH leistete. Sollten hier Zahlungen rückforderbar sein, würde diese den Massegläubigern zugute kommen.