Herning. Italien um seinen deutschen Torwart Domenico Ebner bekommt durch das 25:18 über Tschechien sein Spiel um ein Viertelfinal-Ticket.

Als Leo Prantner vom Siebenmeterpunkt traf, Andrea Parisini den Gegenstoß versenkte und Davide Bulzamini eine unhaltbare Rakete aus neun Metern abfeuerte, riss Domenico Ebner die Arme hoch. Nach jeder seiner zahlreichen Paraden – zweistellig war es schnell, am Ende lag die Quote fast bei 50 Prozent – im ersten Hauptrundenspiel dieser Handball-Weltmeisterschaft im dänischen Herning drehte er sich zur Mannschaftsbank, schrie seine Erleichterung, seinen Stolz heraus. Italiens WM-Traum und der des vor 30 Jahren im Breisgau geborenen Torhüters geht weiter: Durch das 25:18 (14:9) über Tschechien, bei dem Ebner erneut als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde, bekommt der azurblaue WM-Comeback-Teilnehmer tatsächlich sein erstes Endspiel um das Viertelfinal-Ticket gegen Deutschland.

Handball-WM: Italien spielt am Donnerstag gegen Deutschland ums Viertelfinale

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Am Donnerstag (18 Uhr/ZDF) ist es so weit: Unabhängig vom Ausgang der deutschen Begegnung mit Titelverteidiger Dänemark am Dienstagabend (20.30 Uhr/ARD) bekommt Italien die Chance, sich tatsächlich für die K.-o.-Runde der Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Gewinnen die Italiener gegen das Gislason-Team und verlieren sie danach am Samstag nicht gegen die Schweiz, wäre Deutschland im Falle einer zu erwartenden Niederlage gegen Dänemark raus. „Ich kann das noch gar nicht richtig träumen“, so Ebner. „Es sind noch zwei große Spiele für uns. Wir gehen das Spiel mit voller Kapelle an. Aber Deutschland ist klarer Favorit, es wird sehr, sehr schwer.“

Beim bislang einzigen Auftritt ihrer Verbandsgeschichte belegte die Mannschaft des aktuellen Nationaltrainers Riccardo Trillini (59) den 18. Platz unter 24 Mannschaften. Nun geht es darum, in die Runde der letzten Acht einzuziehen, das Viertelfinale wird am 29. Januar in Oslo ausgetragen.

Und Italien strotzt nur vor Selbstbewusstsein, auch wenn den Sieg in zwei Tagen alle von der deutschen Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason lerwarten. „Wir haben nur gegen die Dänen verloren, alles andere hoch gewonnen“, erklärte Ebner nach dem Start-Ziel-Sieg gegen Tschechien. „Ich glaube schon, dass die Deutschen auch uns sehr seriös angehen werden.“ Ein Duell mit der Übermacht des internationalen Handballs war schon ein erstes Highlight, auch wenn das 20:39 gegen Dänemark „vor 15.000 Zuschauern eine der schönsten Niederlagen, die man als italienischer Nationalspieler haben kann“, war, so der Torhüter. „Wir haben junge Spieler, alte Spieler, dicke, dünne, kleine, große“, so Italiens Torhüter. „Es gibt so viele Emotionen auf dem Spielfeld. Und wenn wir haben diesen Spaß am Handball weiter verkörpern können, andere in Italien das miterleben und inspiriert, geht mir das Herz auf.“

Handball-WM: Für Bundestrainer Gislason ist Italien „längst kein Fallobst mehr“

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Ebner, der sein Geld in der Bundesliga verdient, indem er Gegentore des SC DHfK Leipzig verhindert, ist Italiens auffälligster Spieler, auch wenn Spielgestalter Simone Mengon (Eisenach) und Rechtsaußen Leo Prantner (Balingen) ebenfalls schon im Land des nächsten Gegners angekommen sind. Dass auch die Italiener, deren Entwicklung erst vor acht Jahren richtig Fahrt aufnahm und die schon Mannschaften wie Serbien, die Schweiz und Österreich besiegt haben, auch technisch anspruchsvollen Handball beherrschen, zeigte nicht nur der von Tomas Bortoli initiierte und von Bulzamini abgeschlossene Kempa-Trick gegen überforderte Tschechen.

Das deutsche Team ist gewarnt, auch Alfred Gislason wird Italien nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Sie sind längst kein Fallobst mehr“, so der 65 Jahre alte Isländer. Letzter Hauptrundengegner des Ebner-Teams ist am Samstag die Schweiz.