Herning. Deutschland trifft bei der Handball-WM heute auf Dänemark. Ein Dezibel-Test in Herning klärt auf, ob 7500 oder 15.000 Fans lauter sind.

Es wird laut, und es wird wahnsinnig gut: Wenn sich Deutschland und Dänemark heute (20.30 Uhr/ARD) bei der Handball-Weltmeisterschaft in Herning gegenüberstehen, ist eines der hochklassigsten und spektakulärsten Spiele dieses Turniers zu erwarten. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten: die Fans. 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden in der Jyske Bank Boxen miterleben, ob Titelverteidiger und Olympiasieger Dänemark auch im 32. WM-Spiel in Serie ungeschlagen bleiben. Die Anhänger der Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason werden aus allen Kehlen brüllen und dagegenhalten müssen, um sich auch gegen die akustische Überlegenheit der Rot-Weißen bemerkbar zu machen.

Handball-WM: Welche Fans sind lauter – 7500 deutsche oder 15.000 dänische?

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Aber welche Fans sind lauter? Die überwiegend deutschen unter den rund 7500 Zuschauern bei den Partien des Gislason-Teams oder die fast ausschlich dänischen, wenn 15.000 die Spiele des Gastgebers verfolgt haben? Wir haben in der Vorrunde den Dezibel-Test gemacht – und waren selbst überrascht vom Ergebnis.

107,9 Dezibel gegen Italien: Die dänischen Fans wussten sich bei der Handball-WM am Samstag aber noch etwas zu steigern.
107,9 Dezibel gegen Italien: Die dänischen Fans wussten sich bei der Handball-WM am Samstag aber noch etwas zu steigern. © Funke Sport

Die Vorfreude auf das Kräftemessen der beiden Handball-Topnationen ist bei den Spielern jedenfalls immens. „Ich freue mich wahnsinnig auf diese Stehtribüne, die hat man auch nicht überall. Es ist einfach geil“, sagt Deutschlands Rückraum-Mittelmann Juri Knorr (24), der ab dem kommenden Sommer bei Aalborg Handbold in der dänischen Liga spielen wird. „Es ist auch schön, in Köln, Berlin oder Hamburg vor riesiger deutscher Kulisse zu spielen. Aber es hat auch was, im fremden Haus zu spielen und den Favoriten ein bisschen zu ärgern.“ Kreisläufer Justus Fischer findet noch mehr Gefallen daran, auswärts anzutreten und die ganze Halle gegen sich zu haben: „Die dann still zu legen“, sagt der 21-Jährige, „ist dann doppelt so schön.“ Und der emotionsgeladene Torhüter David Späth (22) verspricht vor dem Dänen-Knaller: „Die Halle wird brennen – und wir auch.“

Handball-WM: Als Jakobsen für Dänemark trifft, steht die Jyske Bank Boxen in Herning Kopf

Und wer hat nun bisher die lautesten Fans am WM-Spielort Herning? Dänemark oder Deutschland? Getestet wurde mit einer App, die Dezibel misst, umgehend auf die Lautstärke, den Lärm in der Halle reagiert. Die Messwerte wurden bei jeweils zwei Vorrundenspielen ermittelt.

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Wenn Dänemark in Herning spielt, bleibt kein Platz in der Halle frei – und es wird ohrenbetäubend. Als Super-Linksaußen Emil Jakobsen im zweiten Dänen-Spiel gegen Tunesien das 2:0 erzielte, zeigte die Dezibel-App einen Wert von 109,0 an. Zum Vergleich: 100 Dezibel werden für Kreissägen und in der Disco gemessen, 105 Dezibel bei einem startenden Formel-1-Wagen – und 110 bei einem Presslufthammer oder auf einem Rockkonzert. 120 Dezibel gelten als die Schmerzgrenze für das menschliche Ohr.

Dänemark bei der Handball-WM: Höchstwert stammt nicht von Superstar Gidsel

Zweiter Sieg für die deutschen Handballer bei der WM: Oben rechts in der Ecke ist der Bestwert von 111,4 Dezibel beim Spiel gegen die Schweiz zu lesen.
Zweiter Sieg für die deutschen Handballer bei der WM: Oben rechts in der Ecke ist der Bestwert von 111,4 Dezibel beim Spiel gegen die Schweiz zu lesen. © Funke Sport

In der Jyske Bank Boxen gibt es also kräftig was auf die Lauscher. Diesen Wert wusste gegen Tunesien nicht einmal Superstar Mathias Gidsel mit seinen Toren zu knacken. Als der 24-Jährige von den Füchsen Berlin beim Vorrunden-Ausklang gegen Italien in die Halle einlief, meldete die App schon 106,5 Dezibel. Aber es wurde noch lauter: Weil das Überraschungs-Team dieser WM sogar in Führung ging, mussten die dänischen Top-Stars zulegen. 108,3 Dezibel – Niclas Kirkelokke verwandelte die Boxen in ein Tollhaus.

Was generell auffällt: Höchstwerte wurden in allen vier Begegnungen in den Anfangsphasen bei den ersten Toren gemessen, wenn die Fans noch den knallharten Distanzwürfen oder irrwitzigen Drehern der Außen entgegenfiebern. Im Verlaufe der Partien kamen Dänen und Deutsche bei Toren aber immer über die 100-Dezibel-Marke. Im Schnitt lag der Geräuschpegel bei allen vier Begegnungen zwischen 90 und 93 Dezibel.

Handball-WM: Kann Deutschland im Dezibel-Test kontern?

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Und die deutschen Fans? Waren 7500 von ihnen nun leiser, gleichlaut oder gar noch wilder als doppelt so viele Dänen? Die Antwort: letztes! Die 109 Dezibel aus dem Tunesien-Spiel knackten die Anhänger des Gislason-Spiels am Freitag gegen die Schweiz. Und zwar dreimal: bei Renars Uscius‘ 4:6 und bei Nils Lichtleins 7:7 mit jeweils 110,2. Lauter war es in den vergangenen Tagen in der Jyske Bank Boxen aber nie, als Julian Knorr in er packenden Endphase nach einem Konter das 19:19 erzielte: 111,4 Dezibel! Dieser Wert wurde am Sonntag gegen Tschechien allerdings nicht mehr übertroffen. Als Uscins unmittelbar nach der Halbzeit das 12:11 erzielte, blieb die Lautstärke-Nadel bei 107,6 Dezibel stehen.

Dänemarks Superstar Mathias Gisdel (rechts) und Lasse Andersson lassen sich bei der Handball-WM nur gerne in der Hölle von Herning feiern.
Dänemarks Superstar Mathias Gisdel (rechts) und Lasse Andersson lassen sich bei der Handball-WM nur gerne in der Hölle von Herning feiern. © dpa | Soeren Stache

Was den Radau der Fans in der Spitze betrifft, geht das Duell also klar an Deutschland – auch wenn sie kleinere Kulissen hatten als die Co-Gastgeber. Den zwar niedrigsten Topwert machen die drei Höchstwerte aus dem Schweiz-Spiel wett und waren allesamt lauter als der Jubel der dänischen Fans. Gislason Über Fans: Vorgestern und heute war es sehr gut. Noch mehr Stimmung als vorgestern. „Eine Riesenhilfe, das gibt der Mannschaft einen Push, so eine Stimmung zu haben“, zeigte sich Alfred Gislason begeistert. Auch wenn dem 65 Jahre alten Isländer klar sein dürfte, dass die akustischen Voraussetzungen heute eher für Dänemark sprechen werden.

Dezibel-Rekorde im internationalen Sport: In der Bundesliga war Schalke am lautesten

Und noch abschließend zum Vergleich: Werden Ohropax schon bei der Handball-WM in Herning an die Grenzen der Belastbarkeit geführt, gab es in anderen Stadien und Arenen ein Tinnitus die noch größere Wahrscheinlichkeit für einen Tinnitus: Als lauteste Kulisse der Geschichte werden im Guiness-Buch der Rekorde jene 76.000 Zuschauer geführt, die im Oktober 2014 im Arrowhead Stadium des aktuellen NFL-Champions Kansas City Chiefs den 41:14-Sieg über die New England Patriots sahen und hörten: 142,2 Dezibel. Das ist dann schon jenseits des Starts eines Düsenjets. Als lauteste Halle gilt das Allen Fieldhouse, in dem die Jayhawks, das NCAA-Basketball-Team der Universtiy of Kansas, spielt – hier wurden 130,4 gemessen. Die größte jemals gemessene Lautstärke stammt aus dem inzwischen abgerissenen Inönü-Stadion von Besiktas Istanbul (2013: 141 Dezibel). Den Rekord in der Fußball-Bundesliga halten übrigens – natürlich – die Fans des FC Schalke 04: Als Mladen Krstajic im März 2007 gegen den VfB Stuttgart traf, zeigten die Messgeräte 129 Dezibel an.

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