Dortmund. Hans-Joachim Watzke scheidet als Dortmunds Geschäftsführer Ende 2025 aus. Der BVB-Boss spricht ein letztes Mal vor den Aktionären.
Hans-Joachim Watzke war bewegt. „Danke, das reicht“, stammelte der sonst so wortgewandte und entschlossene Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Zu diesem Zeitpunkt, um 12.15 Uhr am Montagmittag, hatten sich die Aktionäre der Borussia Dortmund GmbH und Co. KGgA bereits erhoben und klatschten. Watzke verbeugte sich, hielt die Hand auf die Brust, und streckte abdankend die Hand in die Luft. „Ich kann das nicht so gut zeigen, aber es berührt mich sehr“, sagte der 65-Jährige und meinte in Richtung von Aufsichtsrats-Chef und Hauptversammlungs-Leiter Christian Kullmann: „Kannst Du bitte schnell zum nächsten Thema kommen?“
Es war Hans-Joachim Watzkes letzte große Rede vor den Aktionären.
Ende des kommenden Jahres wird der Sauerländer als Boss des zweitmächtigsten Klubs in Deutschland abtreten. 20 Jahre leitete er den Verein, war einer der wichtigen Protagonisten bei der „großartigen Erfolgsgeschichte“, die den BVB von Insolvenz-Sorgen zweimal bis ins Champions-League-Finale führte. Unter ihm erlebten die Dortmunder die erfolgreichsten Jahre der Klub-Geschichte. „Wir haben es geschafft, trotz unterschiedlicher Meinung immer würdevoll und respektvoll miteinander umzugehen“, sagte Watzke. „Was wir erlebt haben, das ist ganz großes Kino. Dass wir den Respekt nie verloren haben, das ist Ihr Verdient. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken.“
BVB: Hans-Joachim Watzke blickt auf eine Ära zurück
Dortmunds Geschäftsführer war da schon beim finalen Teil seiner 20-minütigen Ausführung angekommen, die von der Gegenwart, der Molsiris-Versammlung 2005 – Watzkes Start als BVB-Chef, auf der über die Klub-Existenz abgestimmt wurde –, dem Attentat auf den BVB-Mannschaftsbus im Früjahr 2017 und den Folgen der Pandemie handelte, als der Verein 150 Millionen Euro verlor. Es war auch ein Rückblick auf eine Ära. Watzke trug einen dunkelgrauen Anzug mit schwarzer Krawatte, hatte die linke Hand lässig in der Hosentasche liegen. Mit der anderen Hand verlieh er seinen Worten Nachdruck. „Du hast immer gezeigt, dass es dir zuallerest um das Wohl des Vereins geht“, sollte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken später sagen.
Denn dem BVB geht es gut wie noch nie, doch die Herausforderungen sind auch in Watzkes letztem Jahr im Amt groß. Da ist einmal die sportliche Situation. Das neue Führungstrio um Sport-Geschäftsführer Ricken, Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Nuri Sahin muss bereits früh Gegenwind aushalten, das fulminante 4:0 über den SC Freiburg am Samstag nahm erstmal den gröbsten Druck. Watzke ist nach wie vor überzeugt: „Ich als Borusse bin stolz darauf, dass wir einen Trainer und einen Sportgeschäftsführer aus der eigenen Akademie haben. Ihr schwimmt im eigenen Saft? Das ist Bullshit. Sie haben zusammen mehr Titel geholt, als der Rest von NRW in ihrem ganzen Leben holen wird. Das fehlt nichts, nur Geduld.“
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke über Rheinmetall und Nachfolger
Dann ist da die Debatte um den Sponsoren-Deal mit Rheinmetall, über den die Vereinsmitglieder tags zuvor leidenschaftlich diskutiert und dafür votiert haben, das Engagement zu beenden. „Während der gesamten Versammlung ist viel Respekt für die Meinung des anderen gezeigt worden, das fand ich sehr gut. Ich wusste, dass das ein schwieriges Thema wird, ich habe großen Respekt für alle, die eine andere Meinung haben. Bei diesem Thema gibt es kein Schwarz und Weiß, aber am Ende musst du eine Entscheidung treffen“, so Watzke, der nun ein Stimmungsbild aller Mitglieder einholen möchte, nachdem nur 0,02 Prozent am Sonntag in Dortmund vor Ort waren. „Wir brauchen entsprechende Fingerzeige, aber die hätte ich gerne in einer validen Größe. Ich bin Demokrat, ich akzeptiere das Ergebnis von gestern. Aber wir müssen und darüber Gedanken machen, dass wir valide Aussagen brauchen.“
Watzke verabschiedete sich auch mit einer Entschuldigung. Der Aktienwert ist seit Corona von über neun Euro auf drei gefallen. „Seit 2022 ist mir nicht gelungen, das zu reparieren. Das ist eine Belastung, das tut mir leid.“ Womöglich schaffen dies andere. Es übernehmen nun Lars Ricken, Carsten Cramer (Marketing) und Thomas Treß (Finanzen). „Die drei Geschäftsführer sind vollumfänglich in der Lage, dafür zu sorgen, dass Sie acht Wochen nach meinem Ausscheiden vergessen haben, dass es mich überhaupt gegeben hat.“ Das ist eher unwahrscheinlich, das weiß auch Watzke selbst. „Vielleicht“, meinte er noch, „komme ich in den nächsten Jahren noch mal vorbei.“ Zum Beispiel als Präsident des e.V., der derzeit von Reinhold Lunow geführt wird. Das Amt wird Ende des kommenden Jahres neugewählt.