Boston. Klub-WM, Fußball-WM, Olympische Spiele – während Donald Trumps zweiter Amtszeit als Präsident ist der Weltsport zu Gast in den USA.

Das Ergebnis war gerade offiziell geworden, da gratulierte Gianni Infantino als einer der Ersten Donald Trump zur Wiederwahl. „Glückwunsch, Herr Präsident. Wir werden eine großartige WM und eine großartige Klub-WM in den Vereinigten Staaten von Amerika haben“, ließ der Schweizer Fifa-Präsident verkünden.

Trump und Infantino kennen sich seit einigen Jahren. Ende August 2018 besuchte der Fifa-Boss den damaligen US-Präsidenten im Weißen Haus in Washington. Knapp zwei Monate zuvor hatte der Fußball-Weltverband die WM 2026 an die USA, Kanada und Mexiko vergeben. Trump, bekannt als leidenschaftlicher Golfer, aber mit dem Soccer kaum vertraut, gab sich dementsprechend erfreut.

Als Donald Trump sich mit Fifa-Boss Gianni Infantino traf

Auch interessant

„Wir haben ein sehr wichtiges Turnier erworben, die Weltmeisterschaft 2026“, betonte er und wandte sich umgehend an Infantino: „Du hast fantastische Arbeit geleistet, Gianni. Vielen Dank.“ Infantino gab die Schmeicheleien umgehend zurück, sprach davon, dass es „eine große Ehre sei“, ins Oval Office eingeladen zu sein. Man wolle 2026 „die großartigste WM aller Zeiten organisieren“, so Infantino weiter. Und dafür würden Fifa und die US-Regierung zusammenarbeiten. Er freue sich auf das Turnier – und die Welt freue sich ebenfalls, meinte Infantino.

Dann überreichte er Trump ein Trikot mit dessen Namen und der Rückennummer 26 – in Anlehnung an die WM – und sagte begeistert: „Sie gehören jetzt zum Fifa-Team.“ Trump genoss es sichtlich, derartig umgarnt zu werden, begann umgehend zu rechnen und stellte dabei fest, dass er ja zum Zeitpunkt der WM gar nicht mehr im Weißen Haus sitzen werde. Er war zwar selbstverständlich von seiner Wiederwahl im Jahr 2020 ausgegangen, aber seine zweite Amtszeit würde im Januar 2025 enden. Und in den USA darf das Staatsoberhaupt nur einmal wiedergewählt werden.

So harmonisch ging es während der ersten Amtszeit als US-Präsident nicht immer zu, wenn die Meister des US-Sports den Präsidenten im Weißen Haus besuchten. Die Boston Red Sox, Baseball-Champion 2019, überreichten Donald Trump allerdings bei ihrer Ehrung ein Trikot mit dessen Namen.
So harmonisch ging es während der ersten Amtszeit als US-Präsident nicht immer zu, wenn die Meister des US-Sports den Präsidenten im Weißen Haus besuchten. Die Boston Red Sox, Baseball-Champion 2019, überreichten Donald Trump allerdings bei ihrer Ehrung ein Trikot mit dessen Namen. © dpa | Manuel Balce Ceneta

Doch seit dem 5. November ist klar: Donald John Trump wird US-Präsident sein, wenn die WM 2026 in Nordamerika ausgetragen wird. Auch die in den USA erstmals ausgetragene Fifa-Klub-WM im kommenden Sommer mit 32 Mannschaften, unter anderem Bayern München und Borussia Dortmund, sowie die Olympischen Sommerspiele im Juli 2028 in Los Angeles werden in seine Zeit als Staatsoberhaupt fallen. Und ihm somit jeweils die großen Bühnen bieten, die der 78-Jährige so liebt.

Donald Trump hat im US-Sport viel Porzellan zerschlagen

Auch interessant

Trump wird auf den Ehrentribünen der Stadien zu sehen sein, im VIP-Bereich, bei Galas und Empfängen. Denn Trump ist jemand, der sich gerne in den Vordergrund drängt – nicht nur politisch, sondern auch im Sport. So erwarb er Anfang der Achtziger mit den New Jersey Generals ein Team aus der United States Football League USFL. Sein Versuch, die Ligaspiele vom Frühjahr in den Herbst zu verlegen – und somit parallel nur dominierenden National Football League –, gilt als Hauptgrund für den Zusammenbruch der Liga 1986.

Während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident von Januar 2017 bis Januar 2021 hatte sich Trump mit vielen einheimischen Athleten angelegt. Er trat mitunter auf wie ein Flammenwerfer im ausgetrockneten Hochsommer-Wald. Provozierte, zündelte und sorgte schließlich für einen Flächenbrand, als er zum Beispiel den schwarzen Football-Spieler Colin Kaepernick auf einer Wahlkampfveranstaltung unter dem lautstarken Jubel seiner konservativen Basis als „Hurensohn“ beschimpfte, der aus der Liga verbannt gehöre.

Kurz vor dem Wahlsieg: Donald Trump, da noch Präsidentschaftskandidat, besuchte das NFL-Spiel der Pittsburgh Steelers gegen die New York Jets.
Kurz vor dem Wahlsieg: Donald Trump, da noch Präsidentschaftskandidat, besuchte das NFL-Spiel der Pittsburgh Steelers gegen die New York Jets. © dpa | Evan Vucci

Dabei hatte Kaepernick, damals Quarterback der San Francisco 49ers, sich lediglich das „First Amendment“ zu eigen gemacht, als er bei der Nationalhymne niederkniete, um so gegen Rassismus und übertriebene Polizeigewalt zu protestieren. Jener erste Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten garantiert das „Recht auf freie Meinungsäußerung“. Trump hingegen hatte Kaepernicks Kniefall als Affront gegen Flagge und Vaterland gedeutet. Als sich weitere schwarze Profis Kaepernick anschlossen, rief der Präsident gar dazu auf, NFL-Spiele zu boykottieren. Basketballstar LeBron James meinte daraufhin, dass Trump den Sport dazu nutze, „um das Land zu spalten“.

Fifa-Boss Gianni Infantino an Donald Trump: „Fußball vereint die Welt“

In den USA ist es üblich, dass die Meister der großen Sportligen vom Präsidenten in seinen Amtssitz eingeladen und für ihre Erfolge geehrt werden. In den vier Trump-Jahren von 2017 bis 2021 hatten die Meister der Basketball-Liga NBA jedoch stets von sich aus abgesagt. Auch die Fußball-Frauen-Nationalmannschaft der USA um Superstar Megan Rapinoe hatte nach dem WM-Titel 2019 auf einen Besuch im Weißen Haus verzichtet. 

Feindbild von Donald Trump: Colin Kaepernick (Mitte), ehemaliger Quarterback der San Francisco 49ers, kniet beim Abspielen der US-Hymne vor einem NFL-Spiel.
Feindbild von Donald Trump: Colin Kaepernick (Mitte), ehemaliger Quarterback der San Francisco 49ers, kniet beim Abspielen der US-Hymne vor einem NFL-Spiel. © dpa | Marcio Jose Sanchez

Als Joe Biden im Januar 2021 sein Amt als 46. Präsident der USA antrat, hatte nicht nur das Land, sondern auch der Sport auf eine bessere Epoche gehofft. Es werde erwartet, hieß es damals beim TV-Sender ESPN, dass Biden „die Beziehung des Weißen Hauses mit dem Sport wieder herstellen werde“, denn unter Trump sei das Verhältnis „sehr konfrontativ gewesen“.

Nach seinem deutlichen Wahlsieg gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris wird Trump am 20. Januar 2025 ins Weiße Haus zurückkehren. Er hat diesmal einen radikaleren Kurs angekündigt als in seiner ersten Amtszeit – unter anderem im Wahlkampf damit geworben, Millionen von illegalen Einwanderern zu deportieren. Wie ernst er es tatsächlich mit diesen Drohungen meint, wird das Ausland genau beobachten. Auch Gianni Infantino. Der Fifa-Boss hatte seine Glückwünsche an Trump mit dem Satz beendet: „Fußball vereint die Welt.“ Eine Botschaft, die für Trump durchaus auch in der Politik wünschenswert wäre.