Brighton. Erstmals hat Pep Guardiola mit Manchester City vier Spiele in Serie verloren. Die Gründe für die Krise sind vielfältig. Ein Umbruch naht.
„Four in a row“, vier in Serie – der Ausruf galt im englischen Fußball als Hommage an Manchester City. Denn als erster Klub überhaupt konnte City unter Guardiola in der ersten englischen Liga vier Meisterschaften nacheinander gewinnen: 2021, 2022, 2023 und 2024. Doch seit der fundamentalen Niederlage am Wochenende bei Brighton & Hove Albion steht das geflügelte Sprüchlein nun ebenfalls für Guardiolas längste Niederlagenserie. Nach 898 Profispielen an der Seitenlinie hat der Katalane erstmals vier Pflichtspiele in Folge verloren. Auf das League-Cup-Aus bei Tottenham (1:2) folgte die Premier-League-Pleite in Bournemouth (1:2), die Auswärtsniederlage in der Champions League gegen Sporting Lissabon (1:4) – und am Samstag wurde Guardiolas Elf mit einem 1:2 aus der Küstenstadt Brighton nach Hause geschickt. Der Rückstand auf Spitzenreiter Liverpool vergrößerte sich auf fünf Punkte. „Ist dies der Anfang vom Ende für Guardiolas Manchester-City-Dynastie?“, fragte die BBC zugespitzt.
Alles passiere im Leben irgendwann zum ersten Mal, spielte Guardiola die Misere herunter; so sei Sport, es gebe nicht nur Sonnenaufgänge. Anstelle von knackigen Worten versuchte der Trainer, seine Spieler am Stolz zu packen. Auf eine Reporter-Frage, ob er glaube, City könnte mit einer Siegesserie zurückschlagen, stichelte er süffisant gegen sein Team: „Meinen Sie das ernsthaft?“ Er und seine Spieler müssten erst mal grundsätzlich wieder ein Match gewinnen, erklärte er. Vielleicht sei es nach all den eingefahrenen Erfolgen so, dass den Titel diesmal „ein anderer Klub verdiene“, führte Guardiola aus. Dieser Eindruck entstand bereits in der vergangenen Spielzeit, nachdem City den ersten Champions-League-Titel der eigenen Historie 2023 gewonnen hatte. Vor dieser Herausforderung werde er aber nicht zurückschrecken, versicherte Guardiola.
Ex-BVB-Star Gündogan kann nicht an alte City-Form anknüpfen
Allerdings gehen ihm die Spieler aus, mit denen er die Krise bewältigen könnte. Kürzlich hatte der Trainer nur 13 einsatzfähige Profis zur Verfügung. Der am Kreuzband verletzte Mittelfeldstratege Rodri wird wohl für den Rest der Saison ausfallen. Sein Fehlen kann City, wie in der Vorsaison, nicht kompensieren. Damals konnte Spaniens Europameister in drei Ligaspielen gesperrt nicht mitwirken – alle gingen verloren. Neben ihm sind die Stammkräfte Rúben Dias, John Stones, Jack Grealish und Jeremy Doku abwesend, Kevin De Bruyne konnte nach wochenlangen Hüftbeschwerden nur wenige Minuten mitwirken. Und auch Manuel Akanji, Kyle Walker und Nathan Aké kehrten erst kürzlich wieder in den Kader zurück.
Citys Personalnot beruht auf dem zermürbend vollen Terminkalender sowie auf einem vermutlich zu optimistischen Transfersommer. Der Klub verkaufte seinen Offensiv-Allrounder Julián Álvarez an Atlético Madrid und holte nur den jungen Flügelspieler Savinho sowie ablösefrei Ilkay Gündogan. Der Rückkehrer vom FC Barcelona sollte die Lücke schließen, die Álvarez hinterlassen hat. Aber bisher konnte der Ex-Dortmunder nicht an seine frühere City-Form anknüpfen. In der Premier League hat City bislang nur sechs verschiedene Torschützen aufzuweisen, mehr als die Hälfte der Treffer hat Torjäger Erling Haaland erzielt.
Manchester City steht vor großem Umbruch
Die Mannschaft hinterlässt einen ähnlich geschwächten Eindruck wie der Klub. Die Citizens reiben sich seit geraumer Zeit in einem komplizierten Rechtsverfahren mit der Premier League auf. Der Verein ist wegen angeblich massiver Finanztricksereien angeklagt, die im Hintergrund laufenden Anhörungen dürften in Kürze abgeschlossen sein. Ein Urteil wird für Jahresbeginn erwartet, es droht sogar der Zwangsabstieg. Die Perspektive für City ist daher ungewisser denn je – und auch die des Trainers.
Guardiolas Kontrakt läuft 2025 aus. Seine zurückliegenden zwei Vertragsverlängerungen verkündete er jeweils in der Ligapause im November. Weggefährte Txiki Begiristain hat vor kurzem seinen Abschied als langjähriger City-Sportdirekter zum Saisonende eingereicht. Ihn wird der Portugiese Hugo Viana von Sporting Lissabon ersetzen. Weil der Großteil des City-Kaders mindestens 29 Jahre alt ist, bahnt sich für Viana in seiner neuen Rolle gleich die Gestaltung eines Umbruchs an. Von den Nachfragen zu seiner Zukunft zeigt sich Guardiola genervt, er blockt sie ab. Der Klub dürfte ihm den Zeitpunkt seiner Entscheidung freistellen.
Die Brighton-Fans ließen sich derweil die Gelegenheit von vier Pep-Pleiten nicht entgehen. Sie spotteten gegenüber Guardiola: „You are getting sacked in the morning!” Du wirst morgen entlassen werden. Immerhin das dürfte Guardiola bei City erspart bleiben.