Dortmund. Dortmund hofft Samstag gegen RB Leipzig einen Weg aus der Krise zu finden. Sportlich hinkt der BVB hinterher - auch in anderen Bereichen.

Im Sommer 2024, der sich schon wieder weit entfernt anfühlt, sprach Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, einige selbstbewusste Worte – und das ausgerechnet als Gast des Sächsischen Fußballverbands: „Man muss immer aufpassen mit Euphorie, aber ich habe ein gutes Gefühl für die neue Saison.“ Und: „Es wird nicht ganz so einfach für RB wie im letzten Jahr vorm BVB zu stehen.“

Nur fühlt sich der Unterschied mehrere Wochen und einige schwarz-gelbe Ausrutscher später zwischen den beiden Kontrahenten noch größer an als in der vergangenen Spielzeit. RB steht punktgleich mit dem FC Bayern an der Tabellenspitze und hat die Borussia bereits auf sieben Zähler distanziert. Wenn am Samstag (18.30 Uhr/Sky) beide Klubs im Dortmunder Stadion aufeinandertreffen, dann befinden sich die einen (Leipzig) auf einem Hoch, die anderen (Dortmund) in einem Tief; und die Frage lautet, wie viel das aussagt über das Kräfteverhältnis der beiden Liga-Schwergewichte. Macht sich RasenBallsport, unterstützt durch die Millionen von Red Bull, gerade auf, den BVB zu überholen?

Nuri Sahin, BVB-Trainer, erlebt eine komplizierte Phase.
Nuri Sahin, BVB-Trainer, erlebt eine komplizierte Phase. © Getty Images | Stuart Franklin

„Das geht nicht so schnell, dem BVB den Rang abzulaufen“, hält Dortmunds in die Kritik geratener Trainer Nuri Sahin dagegen. „Wir waren viel zu stabil, wir haben uns das auch erarbeitet. Sportlich hinken wir derzeit aber hinterher, unser Anspruch ist es, dass wir da oben dran sind.“

BVB gegen RB Leipzig - schwierig, da mitzuhalten

Es lassen sich aber schon ein paar Hinweise finden, dass Leipzig eine Gefahr für den Revierklub darstellt. Von den vergangenen sieben Pflichtspielen hat der erst im Jahr 2009 gegründete Verein sechs gewonnen. 2022 und 2023 ging der DFB-Pokal in die 600.000-Einwohnerstadt im Osten. Längst schaffen es Talente auch dort so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dass sie für riesige Summen ins Ausland wechseln.

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In den vergangenen beiden Jahren haben allein Dani Olmo (55 Millionen Euro, FC Barcelona), Josko Gvardiol (90 Millionen Euro/Manchester City), Dominik Szoboszlai (70 Millionen Euro, FC Liverpool) und Christopher Nkunku (60 Millionen Euro, FC Chelsea) insgesamt 275 Millionen Euro eingebracht. Bei Dortmund war der letzte Riesen-Abgang der von Jude Bellingham für über 100 Millionen Euro zu Real Madrid im Sommer 2023. Seitdem drängt sich niemand nachhaltig auf, der in diese Sphären vorstoßen könnte. Die Stärke von Red Bull: Zum Fußball-Kosmos des Konzerns zählen fünf namhafte Klubs, die es einfacher machen, hoffnungsvolle Jungspieler weltweit an sich zu binden und zu fördern.

Es ist schwierig für den BVB, in diesem Bereich dagegenzuhalten, auch wenn der Champions-League-Finalist im Jahr 2024 erstmals einen transferbereinigten Umsatz von über 500 Millionen Euro verkünden konnte. RB Leipzig kratzt beim Umsatz an der 400-Millionen-Euro-Grenze (allerdings nur, wenn die Transfers mit einberechnet werden) und hat im Hintergrund ein Milliardenunternehmen. Dieses gewährt dem Verein Darlehen und könnte, wenn es wollte, noch mehr Geld zur Verfügung stellen. Das Ziel: ein Marketingschub durch Medienpräsenz. Bei vielen Fußball-Fans steht das Konstrukt in der Kritik, sportlich hat es zu einem rasanten Aufstieg geführt und es möglich gemacht, Jürgen Klopp als „Head of Global Soccer“ zu gewinnen.

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BVB muss zehn Spieler gegen RB Leipzig ersetzen

Gut möglich, dass die BVB-Fans am Samstag im Stadion mit Transparenten ihrem ehemaligen Trainer zeigen, welche Wut diese Entscheidung bei ihnen ausgelöst hat. Für die Dortmunder geht es in den 90 Minuten darum, nach den bitteren Ergebnissen in den vergangenen Spielen wieder ein positives Signal zu senden. Erneut muss Nuri Sahin damit umgehen, dass zahlreiche Spieler fehlen, insgesamt sind es zehn. Auch Stammtorhüter Gregor Kobel fällt aus, er muss durch Alexander Meyer ersetzt werden. „Das ist schon eine Hausnummer. Das habe ich so auch noch nie erlebt“, sagt Sahin. Trotzdem sei er zuversichtlich, im Training habe er eine gute Mannschaft auf dem Platz gesehen. „Wir brauchen das Stadion mehr denn je – auch bei der Personalsituation, in der wir gerade sind.“

RB Leipzig hat in der Liga erst drei Gegentreffer kassiert (Dortmund 14). Für Trainer Marco Rose, der ein Jahr lang beim BVB gearbeitet hat, wird es das 100. Spiel für Leipzig an der Seitenlinie. Der 48-Jährige warnt, dass Dortmund trotz der Ergebnisse in vielen Bereichen Qualität, gute Fußballer, mächtig Tempo über die Flügel habe. Mit der Krise werden „die Jungs in Dortmund umgehen können, und irgendwann wird auch wieder die Sonne scheinen“.

Vielleicht ja schon am Samstag; dann kann der BVB dafür sorgen, dass die Worte von Hans-Joachim Watzke nicht noch schlechter altern.