München. Oliver Baumann gibt gegen die Niederlande sein DFB-Debüt und überzeugt. Er darf sich Hoffnung auf weitere Einsätze machen.

An Olympischen Spielen hat Oliver Baumann zwar nie teilgenommen, doch der Hoffenheimer Fußball-Torwart wird nachvollziehen können, wie es sich anfühlt, vier Jahre lang auf eine Medaille hinzuarbeiten. Auch die Mitglieder der deutschen Nationalelf erhalten ja ein Stück Edelmetall, wenn sie ihr Debüt in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes geben. Bei Baumann, 34, der schier ewigen Nummer drei war es am Montagabend endlich soweit. Seine Medaille „liegt schon vier Jahre im Koffer“, meinte Bundestrainer Julian Nagelsmann, „aber jetzt nimmt er sie verdientermaßen mit.“ Aus zwei Gründen.

Einerseits, weil Baumann als Teamplayer auf der Ersatzbank nie für Ärger gesorgt hat, geduldig auf sein erstes Länderspiel gewartet hat. Und andererseits, da Baumann genau in diesem dann eine blitzsaubere Leistung gezeigt hat. „Extrem gut mit dem Ball“, hat ihn Nagelsmann gesehen. Er habe „Ruhe ausgestrahlt, keine verrückten Sachen gemacht und sich auch etwas getraut“. Und: „Den Flatterball von Donny Malen musst du erstmal halten, weil er extrem an Höhe gewinnt.“

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Jene Flugparade in der 90. Minute war tatsächlich Baumanns auffälligste Szene. Der eingewechselte Dortmunder Angreifer hatte einen harten Schuss von der Kante des Strafraums abgegeben, Baumann streckte sich und wehrte den Ball mit dem rechten Arm ab. Zuvor gab es einmal Szenenapplaus des Münchener Publikums, als Baumann im Stil Manuel Neuers den Sechzehner verlassen hatte, um eine der wenigen niederländischen Torannhäherungen bereits im Keim zu ersticken.

Deutschland - Niederlande
Zum ersten Mal auf dem Rasen bei einem Länderspiel: Oliver Baumann läuft in die Allianz Arena ein. © DPA Images | Christian Charisius

Anschließend prasselten die Glückwünsche auf Baumann ein. „Die Mannschaft hat ihn in der Kabine für sein Debüt gefeiert“, berichtete Nagelsmann. Für den nur drei Jahre älteren Bundestrainer war das keine Überraschung, denn Baumann sei „einfach ein sehr angenehmer Mensch“. Nagelsmann wollte bei seinem Torwart „auch ein paar Tränen“ in den Augen erkannt haben.

In der Interview-Zone der Allianz Arena waren diese zwar wieder getrocknet, doch Baumann gab sich ganz beseelt. „Extrem stolz, extrem dankbar“ sei er für sein erstes Länderspiel, auf das er so lange hingearbeitet hat. „Irgendwann war dann nur noch Fokus, genießen war relativ. Trotzdem hat man etwas mitbekommen“, sagte Baumann.

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Die Chancen stehen nun sogar gut, dass Baumann im November weitere Länderspiele im Lebenslauf stehen haben wird. Er und Stuttgarts Alexander Nübel, 28, hatte jeweils einen Einsatz bekommen. Nübel stand in Bosnien-Herzegowina (2:1) zwischen den Pfosten und machte seine Sache ebenfalls ordentlich. Dennoch hat Baumann nun die Nase vorne im Rennen um den Job als Vertreter der verletzten Nummer eins Marc-André ter Stegen, die erst in einigen Monaten zurückerwartet wird. „In der aktuellen Saison ist Olli einen Tick stärker“, meint Nagelsmann, der sich für die Spiele in Freiburg gegen Bosnien und in Budapest gegen Ungarn noch nicht final festlegen wollten. „Ich versuche vieles gut zu machen, aber hellsehen kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie die Performance in vier Wochen aussieht.“ Die Entscheidung fällt auch in Absprache mit Torwarttrainer Andreas Kronenberg, den sie alle nur Krone nennen.

Bosnien-Herzegowina - Deutschland
Hütete das Tor in Bosnien: Alexander Nübel. © DPA Images | Christian Charisius

Der Bundestrainer verließ das Münchener Stadion jedenfalls im Gewissen, dass die Nationalelf die Zeit ohne ter Stegen gut überbrücken können wird. „Da kann“, sagte Nagelsmann, „vor allem der Krone wieder ein bisschen besser schlafen.“

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