Zenica. Die deutschen Spielern staunen über die Stimmung beim Länderspiel in Zenica. Denn nicht nur die Bosnier erhielten großen Applaus.

Die beiden Schlüsselspieler eines besonderen Fußball-Abends gerieten in der Mixed Zone des in die Jahre gekommenen Stadions Bilino Polje aneinander. Aber natürlich nur freundschaftlich. Als Antonio Rüdiger in die Mikrofone sprach, rempelte ihn Edin Dzeko an. Beide kennen und schätzen sich aus der gemeinsamen Zeit bei der AS Rom. Und beiden flogen in Zenica die Herzen zu.

Dzeko, 38, ist Bosniens großes Fußball-Idol, und „noch gefährlicher“ als früher, wie es Rüdiger beschrieb, weil der Angreifer inzwischen noch mehr Erfahrung gesammelt hat. Sie verhalf dem früheren Bundesliga-Profi auch dazu, den Ball in der 70. Minute mit hoher Präzision ins Tor zu köpfen – und damit ließ der Stürmer von Fenerbahce Istanbul seine Landsleute von einem Remis gegen die deutsche Nationalmannschaft träumen, die sich am Ende dann aber doch mit 2:1 durchsetzte. Auf ihrer Ehrenrunde durch das Stadion verneigte sich das Publikum trotz der Niederlage in der Nations League vor seinen Helden.

DFB-Team: Deniz Undav freut sich über ehrlichen Fußball

Rüdiger, 31, erhielt derweil schon beim Warmlaufen herzlichen Applaus von den Rängen, und der steigerte sich noch, als der Real-Madrid-Star einem bosnischen Fan sein Shirt schenkte. „Seitdem ich hier gelandet bin, haben mir die bosnischen Brüder und Schwestern Liebe gezeigt“, sagte Rüdiger, der wie die große Mehrheit der bosnischen Bevölkerung muslimischen Glaubens ist. „Dafür bin ich sehr dankbar. Einfach überragend, Bosnien, dankeschön.“

Bosnia and Herzegovina v Germany - UEFA Nations League 2024/25 League A Group A3
Edin Dzeko (re.) ließ Bosnien von einem Punktgewinn gegen Deutschland träumen. © Getty Images | Maja Hitij

Doch nicht nur Rüdiger wurde mit großem Respekt empfangen. „Das erlebt man nicht so oft“, sagte Rechtsverteidiger Joshua Kimmich. Es war zwar eine sportlich-hitzige Stimmung in Zenica, in diesem nur 13.000 Menschen umfassenden Hexenkessel, vor dem schon weit vor Anpfiff Feuerwerk gezündet worden war. „Das Stadion war sehr laut. Es ist wie vierte Liga in Meppen oder Havelse. Deswegen habe ich mich wohlgefühlt“, sagte der zweimalige Torschütze Deniz Undav, der nach eigener Aussage „ehrlichen Fußball“ erlebt hatte.

Bosniens Fans beweisen gegen DFB-Elf Fingerspitzengefühl

Die bosnischen Fans überzeugten mit Fingerspitzengefühl, vor allem, als sie den Opfern der Flutkatastrophe in ihrem Land gedachten, indem sie mit ihren Handy-Taschenlampen leuchteten. Auch sportlich. Sie trieben ihre Mannschaft nach vorne, sie erkannten aber auch, dass die DFB-Elf an diesem Abend das bessere Team gewesen ist. „Ich glaube, es war noch nie so bei einem Auswärtsländerspielen, dass man auch von den anderen Fans gefeiert wurde. Als wir auf den Platz gegangen sind, haben sie geklatscht und jetzt nach dem Spiel haben sie wieder geklatscht“, staunte Kimmich. Der Jubel über einen Punktgewinn gegen Deutschland allerdings blieb den Bosniern verwehrt.

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