Herzogenaurach. Gerade noch Debütant, jetzt Führungsspieler. Pascal Groß legte in der Nationalelf einen steilen Aufstieg hin. So geht er damit um.
Pascal Groß reißt die Fäuste nach oben. Links, rechts, aber es macht nicht bumm, bumm. Von der Decke baumelt zwar ein brauner Lederboxsack. Und auf der Holzbank liegen Handschuhe aus einer Zeit, die näher an Schmeling als an Klitschko ist. Aber Groß ist heute nur ein Schattenboxer.
Jeder Raum auf dem imposanten Adidas-Gelände in Herzogenaurach ist im Stil einer bestimmten Sportart dekoriert, dieser hier als Turnhalle. Glücklicherweise riecht es nicht miefig, als sich Groß, 33, hinsetzt und über seine neue Rolle in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft spricht. „Ich bin kein großer Redner, niemand, der große Sprüche klopft“, sagt er, möchte aber dennoch vorangehen: „Durch mein Alter versuche ich vorzuleben, gut auf dem Platz zu trainieren, damit wir die kurze Zeit, die wir haben, bestmöglich nutzen.“
BVB-Profi Pascal Groß sieht das DFB-Team auf einem guten Weg
Groß, der im Sommer von Brighton & Hove Albion zu Borussia Dortmund gewechselt ist, hat in der DFB-Elf einen bemerkenswerten Weg hingelegt. Vor einem Jahr noch war er ein Neuling beim damaligen Bundestrainer Hansi Flick, jetzt ist der Mittelfeldspieler plötzlich einer der Spieler, der die vielen frischen Gesichter bei diesem Nationalmannschafts-Lehrgang führen und einen „guten Spirit“ vorleben soll.
Insbesondere aber steht Groß neuerdings im Fokus, weil er der Dreh- und Angelpunkt nach dem endgültigen Abschied von Toni Kroos ist. Nicht nur in den beiden Nations-League-Spielen am Freitag in Bosnien-Herzegowina (20.45 Uhr/RTL) und drei Tage später gegen die Niederlande in München, sondern auch schon mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2026. Groß sieht das Team auf einem guten Weg. „Unsere Spielidee wird immer gefestigter. Wir können immer mehr in die Details gehen“, sagt er.
DFB-Elf: Pascal Groß will sich nicht mit Toni Kroos vergleichen
Mit dem nur ein Jahr älteren Champions-League-Dauersieger will sich Groß nicht vergleichen, das wäre nicht „fair“ gegenüber dem erfolgreichsten deutschen Fußballer der Geschichte. Parallelen zum Spiel des langjährigen Real-Madrid-Regisseur liegen aber auf der Hand: Groß kann ein Spiel lenken, die Gegner locken, um Abwehrketten zu überspielen. „Jeden Tag im Training bei der EM mit ihm hat mich ein Stück weiter gebracht“, meint Groß. Kroos hatte ihn beeindruckt durch sein Gefühl für die Räume, die Sauberkeit beim ersten Ballkontakt, das Passspiel. „Die Gegner wollen schon in die Zweikämpfe kommen, sie kommen bloß nicht hin, weil er zu clever und sauber spielt, und dann auch noch mit beiden Füßen. Das ist sehr speziell.“ Groß jedoch betont, dass er dem deutschen Spiel viel geben will, „aber auf meine Art und Weise“.
Dass Groß‘ Aufstieggeschichte eine besondere ist, das erkennt man auch daran, dass seine Augen größer werden, wenn er über seinen neuen Klub, den BVB spricht, dem er schon als Kind die Daumen drückte. Aber auch dann, wenn er sich wie in diesem Tag in Herzogenaurach bewusst wird, dass er eine Jacke mit dem Bundesadler auf der Brust trägt. „Für mich wird es nie normal werden, weil mein Weg hier hin so lang war“, sagt er. Das verdränge man leicht, wenn man im Trott des nie endenden Profifußballs ist. „Ich versuche immer wieder, eine gewisse Dankbarkeit und Bescheidenheit an den Tag zu legen.“ Es fühle sich nur „minimal anders“ jetzt, als schon gestandener Nationalspieler. Ein Jahr ist Pascal Groß schon dabei, aber innerlich wohl für immer ein Neuling.
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