Amsterdam. Der Stuttgarter macht im ersten Länderspiel von Beginn an sein erstes Tor und legt einen Treffer auf. Gerechtes Remis in Amsterdam.
Es ist erst vier Jahre her, dass Deniz Undav in der Nähe der Niederlande lebte. Im beschaulichen Meppen spielte der Stürmer in der Dritten Liga, ganze 20 Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt. Zu diesem Zeitpunkt war der gebürtige Friesländer aber weder in Deutschland noch in der Niederlande bekannt. Das hat sich seit Dienstagabend schlagartig verändert.
Der mittlerweile 28 Jahre alte Undav sorgte beim 2:2 (2:1) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Amsterdam gegen die Niederlande für Furore. In seinem ersten Spiel von Beginn an erzielte Undav gleich sein erstes Tor und legte einen weiteren Treffer auf. Deutschland bleibt damit auch im zweiten Spiel der Nations League ungeschlagen. Und für Undav war es der wohl größte Abend seiner bisherigen Karriere.
Füllkrug fällt aus, Nagelsmann überrascht
Es war schon eine kleine Überraschung vor dem Spiel, als die Nominierung von Undav für die Startelf bekannt wurde. Der Stuttgarter ersetzte den verletzten Niclas Füllkrug, der aufgrund einer Achillessehnenreizung vorzeitig abreisen musste. Viele hatten mit Dortmunds Maximilian Beier gerechnet. Stattdessen setzte Bundestrainer Julian Nagelsmann auf Undav.
Manch einer konnte zu diesem Zeitpunkt ein erneutes One-Hit-Wonder befürchten, das es es in deutschen Spielen an der Johan-Cruyff-Arena schon mehrfach gegeben hatte. Zoltan Sebescen (2000) und Mark Uth (2018) machten ihr erstes und einziges Länderspiel in Amsterdam. Die gute Nachricht für Undav: Es war zwar sein erstes Spiel von Beginn an für Deutschland, aber bereits sein viertes Spiel insgesamt.
Die schlechte Nachricht für Undav und die DFB-Elf ereignete sich allerdings bereits nach zwei Minuten. Ryan Gravenberch schickte Tijjani Reijnders auf die Reise, der durch die zu hochstehende Innenverteidigung in die Tiefe entwischte und frei vor Marc-André ter Stegen durch die Beine des DFB-Torhüters traf. Ein früher Schock, der die deutsche Mannschaft lange beschäftigen sollte. Holland presste hoch und schaltete immer wieder schnell um.
Xavi Simons in Anfangsphase nicht zu stoppen
Vor allem Xavi Simons war in der Anfangsphase nicht zu stoppen. Zunächst vergab Denzel Dumfries nach einem Freistoß des Leipzigers das 2:0 (15.), dann zielte Simons nach einem Sololauf knapp daneben (22.). Vor allem die Viererkette der DFB-Elf hatte große Probleme. Nach 30 Minuten waren mit Nico Schlotterbeck, Jonathan Tah und David Raum bereits drei Verteidiger mit Gelb verwarnt.
Allerdings hatte nicht nur die Abwehr der Deutschen Probleme, sondern auch die Defensive der Niederlande. Durch Ballverluste baute die Bondself die DFB-Elf wieder auf. Vor allem Matthijs De Ligt patzte. Sein ehemaliger Münchner Vereinskollege Jamal Musiala fing einen Pass des Innenverteidigers ab, dann ging es schnell. Über Kai Havertz und Undav lief der Ball zu Florian Wirtz, der zunächst das 1:1 verpasste. Das besorgte dann Undav im Nachschuss (38.).
Innerhalb von zehn Minuten: Undav trifft und legt vor
Zehn Minuten später hatte der Mittelstürmer dann erneut seine Füße erfolgreich im Spiel, als er eine Hereingabe von David Raum vor die Füße von Kapitän Joshua Kimmich verlängerte, der nur noch einschieben musste (45.+3). Mit dem Halbzeitpfiff hatte Deutschland das Spiel gedreht.
Nagelsmann hatte schon nach dem 5:0-Sieg gegen Ungarn gesagt, dass die Nationalmannschaft auch die Aufgabe habe, Spaß zu machen. An diesem Abend taten das beide Mannschaften. Es ging rauf und runter. Oder um es mit den Worten des niederländischen Sommerhits von Snollebollekes zu sagen: Naar links, naar rechts. Feiern können die Niederländer auf jeden Fall. Das wusste man spätestens seit der EM und das wurde bereits vor dem Anpfiff während der pompösen Lichtershow deutlich.
Musiala verliert vor dem 2:2 den Ball
Und das spürte man wieder kurz nach der Halbzeit, als Dumfries auf 2:2 stellte. Die in Orange gekleideten Fans unter den 52.000 Zuschauern waren aus dem Häuschen. Musiala verlor vor dem Strafraum den Ball, Schlotterbeck den Zweikampf gegen Brian Brobbey und Raum den Torschützen aus den Augen (51.).
Neben Nagelsmann hatte auch Ronald Koeman auf volle Offensive gesetzt. Für den Bondscoach war es bereits das zwölfte Spiel gegen Deutschland. Dass sich dieser Klassiker zu einem Duell der Rivalen entwickelt hatte, lag in der Vergangenheit vor allem auch am früheren Libero der Elftal.
An diesem Abend blieb es aber freundschaftlich zwischen den beiden Nachbarn, die sich am Ende leistungsgerecht die Punkte teilten. Sowohl Deutschland als auch die Niederlande haben in den ersten zwei Spielen der Nations League nun schon sieben Tore erzielt. Und machen sie so weiter, werden noch viele Treffer folgen.