Herning. Olympia-Silber für die deutschen Handballer kein WM-Maßstab. Ihre zwei Gesichter sind für sie gefährlich – für Gegner aber auch. Ein Kommentar.
Man soll ja das Ergebnis nicht vor der abgelaufenen Spielzeit loben. Aber es müssten schon reichlich Unwahrscheinlichkeiten eintreffen – wie zum Beispiel die, dass aus dem in der Mitte Jütlands verlorenen 51.000-Einwohner-Örtchen Herning noch eine gesellschaftliche und kulturelle Weltmetropole wird –, um nicht von einem Einzug der deutschen Handballer in das Viertelfinale ausgehen zu können.
Handball-WM: Dänemark ist übermächtig, aber ein Sieg gegen Italien genügt ja
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Natürlich, jede Hauptrundenpartie will erst gespielt sein. Es ist jedoch kein mangelnder Respekt Italien und Tunesien gegenüber, von Alfred Gislasons Mannschaft zwei Siege gegen diese Teams der internationalen B-Kategorie erwarten zu können. Streng genommen würde fürs Weiterkommen sogar schon genügen, mit einem Erfolg über die Squadra Azzurra der bisher schönsten WM-Geschichte in Dänemark ein Ende zu setzen. Alle direkten Vergleiche gegen unmittelbare Konkurrenten bei Punktgleichheit sprächen dann für Deutschland.
Man soll ja das Ergebnis nicht vor der abgelaufenen Spielzeit befürchten. Aber es müssten schon reichlich Unwahrscheinlichkeiten eintreffen, dass die deutsche Nationalmannschaft zum Auftakt der zweiten Turnierphase heute Dänemark besiegen kann. Diese Ausnahmemannschaft, Olympiasieger und auf dem Weg, zum vierten Mal in Serie Weltmeister zu werden, ist derzeit für keinen Kontrahenten im Welthandball der vergleichbare Maßstab. Wird sie das ihren 15.000 Fans in Herning heute Abend auch der Neuauflage des olympischen Finals belegen wollen? Mit Sicherheit.
Handball-WM: Viertelfinale entspricht dem Potenzial – darüber hinaus ist nichts gewiss
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Die deutschen Nationalspieler werden den Anspruch an sich haben, es weit besser zu machen als beim 26:39 in Lille im vergangenen Sommer. Unter die letzten Acht zu kommen, entspricht voll und ganz ihrem Leistungspotenzial und Stellenwert. Ab da entscheiden – außer in Duellen mit Dänemark – eh oftmals Tagesform und andere Kleinigkeiten. Zur Erinnerung: Das schwarzrotgoldene Olympia-Märchen haben die Franzosen im Viertelfinale nur selbst durch ihre Schusseligkeit in die Wege geleitet.
Das Gislason-Team hat bei der WM bisher zwei Gesichter gezeigt: ein von Unkonzentriertheit und hastigen Würfen gezeichnetes vor, und ein von Entschlossenheit und herausragenden Torhütern gezeichnetes nach der Halbzeit. Diese Gegensätze machen es anfällig und zielstrebig zugleich. Was für alle weiteren Gegner in diesem Turnier vor allem eines bedeutet: Auch sie sollten gegen Deutschland nicht das Ergebnis vor der abgelaufenen Spielzeit loben.