Paris. Die dramatischen Szenen von Tokio brachten die Sportart in Verruf. Paris markiert nun die größte Zäsur der Geschichte des Fünfkampfs.
Die ersten Auftritte der Fünfkämpfer werden am Donnerstag noch vergleichsweise wenig Beachtung erhalten. Wenn die Platzierungsrunde im Fechten absolviert ist und die Sportler tags darauf als Nächstes vor dem Schloss Versailles auf die Pferde steigen, drängen bei vielen Beobachtern allerdings unmittelbar die Bilder in den Kopf, die vor drei Jahren eine ganze Sportart in Verruf brachten. Die einen Sturm der Entrüstung auslösten und zu vielen Veränderungen führten.
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Schon in Paris wirkt sich das aus. Das Wettkampfformat wurde wieder einmal angepasst. Doch noch immer wird geritten, zum letzten Mal allerdings. Nach den Spielen erfährt der Moderne Fünfkampf die umfassendste Zäsur seiner Geschichte. „Es ist ein großer Einschnitt“, sagt Bundestrainerin Kim Raisner. Sie stand damals gemeinsam mit Athletin Annika Zillekens im Zentrum einer hitzigen Debatte. Schwere Vorwürfe, Drohungen und Anzeigen mussten sie ertragen.
IOC drängt den Fünfkampf zur Erneuerung
Die Bilder von Zillekens, die völlig aufgelöst Gerte und Sporen einsetze, weil das ebenso überforderte Pferd die Sprünge verweigerte und alle Hoffnungen auf Gold vernichtete, gingen um die Welt. Auch die Rufe von Raisner, das Tier anzutreiben mit der Gerte. „Wir wurden zu Pferdeschlächtern gemacht“, so Raisner, die Fehler eingesteht. Trotzdem habe sich alles im Rahmen des Erlaubten bewegt.
Die traumatischen Erlebnisse lenkten den Fokus auf die Schwierigkeiten einer Sportart, in der Athleten mit ungewissen Bedingungen wie unbekannten und zugelosten Pferden umgehen müssen, um ihre Vielseitigkeit zu demonstrieren. Dies ist die große olympische Idee hinter dem Fünfkampf, der sich allerdings auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees erneuern musste, um auch bei den Spielen 2028 in Los Angeles noch zum Programm zu gehören.
Die Pferde sind diesmal mit Bedacht ausgewählt
Ein Mal aber gehören die Pferde noch dazu. Doch an den Bedingungen wurde viel gearbeitet in Paris. „Der Parcours ist niedriger und nicht mehr so lang. Der Weltverband hat sich Mühe gegeben, die Pferde so vorzubereiten, dass sie verschiedene Reiter tolerieren“, erzählt Raisner. Die Tiere sollen aus dem Vielseitigkeitsreiten kommen, unterschiedliche Reiter gewohnt sein.
Auch der Ablauf wurde verändert, nach der Platzierungsrunde im Fechten werden erst das Halbfinale und dann das Finale mit allen Disziplinen binnen 90 Minuten absolviert. Das lässt sich für die Zuschauer besser nachvollziehen als die stundenlangen, auf Tage gestreckten Wettkämpfe der Vergangenheit.
Hindernislauf ersetzt nach Paris das Reiten im Fünfkampf
Mit der hat sich wie Raisner auch Annika Zillekens arrangiert. Sie habe es „einfach akzeptiert, dass es Teil meiner Geschichte ist, nicht unbedingt der schönste“. Die 34-jährige Berlinerin wird ihren letzten Fünfkampf bestreiten – und noch einmal aufgrund ihrer Geschichte im Fokus stehen. Es geht ihr vor allem um einen versöhnlichen Abschluss, einen Abschied, den sie gern in Erinnerung behält.
Wie sie werden wohl viele Athleten ein letztes Mal antreten, denn der neue Moderne Fünfkampf ersetzt das Reiten durch einen Hindernislauf. Balancieren, hangeln, springen, unter- und überqueren – ganz andere Fertigkeiten sind dann gefragt. „Ich kann jetzt noch gar nicht sagen, ob ich in der neuen Disziplin wettkampffähig bin“, sagt Olympiastarter Patrick Dogue aus Potsdam. Die Anforderungen verändern sich extrem.