Essen. Die Olympischen Spiele in Paris begeistern und zeigen wie schon die EM, was so vielen Turnieren zuletzt gefehlt hat. Ein Kommentar

Natürlich ist es noch viel zu früh für ein Fazit, aber schon jetzt muss man festhalten, dass den Machern der Olympischen Spiele 2024 in Paris eins gelungen ist: Sie haben großartige Momente geschaffen. Die Eröffnungsfeier auf der Seine, das Dressurreiten vor dem Schloss Versailles, natürlich die Beachvolleyballwettbewerbe unter dem Eiffelturm – diese Bilder werden bleiben. Zumal sie nicht nur Kulisse sind, nein: Die fantastischen Wettkampfstätten werden von den (natürlich überwiegend französischen) Zuschauern mit Leben gefüllt, sodass diese Olympischen Spiele genau die stimmungsvolle Atmosphäre bieten, die die Athleten auch verdienen. Man fühlt sich erinnert an London 2012 oder Sydney 2000, an Spiele, die ähnlich tolle Bilder produzierten, ähnlich atemberaubende Kulissen boten, eine ähnlich unbeschwert-beschwingte Stimmung in die Welt verbreiteten.

Und ja, ein wenig fühlt man sich auch erinnert an die Fußballeuropameisterschaft in diesem Sommer, zumindest in einer Hinsicht: Auch die EM geriet vielerorts zu einer großen stimmungsvollen Party, wenn Niederländer zu tausenden in Fanmärschen durch die Städte zogen, dabei gemeinsam „naar links, naar rechts“ hüpften, wenn Albaner Dortmund in ein rotes Farbenmeer verwandelten, wenn Schotten in ganz Deutschland ihre Lieder anstimmten. In Paris fällt ein weiteres Mal auf, was auch bei der EM als Gefühl aufkam: Diese Atmosphäre hat viel zu lange gefehlt.

Vier Augenringe für Olympia

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    Der Vergleich mit vorangegangenen Turnieren ist nicht ganz fair, so manche war zuletzt auch von Corona und den daraus resultierenden Vorsichtsmaßnahmen geprägt. Allerdings muss man nicht zwingend davon ausgehen, dass Peking 2022 und Tokio 2021 ähnlich rauschhafte Feste geworden wären, von Pyeongchang 2018 und Sotschi 2014 bekam auch ohne Corona nie eine Atmosphäre wie nun aus Paris transportiert. Im Fußball fällt im Vergleich mit Katar 2022 sofort auf, wie anders alles war. Ja, auch dort war alles brillant organisiert. Aber eine besondere Stimmung wollte nie aufkommen.

    WM 2034 in Saudi-Arabien, Olympia 2036 in Doha – da fällt das Genießen schwer

    Natürlich sollen Weltmeisterschaften und Olympia weltweit und nicht nur in Europa stattfinden. Aber es wäre schon viel gewonnen, wenn man sie dorthin vergibt, wo die jeweiligen Wettbewerbe eine gewisse Tradition, eine gewisse Verwurzelung haben – und wo die Gesellschaften derart frei sind, dass alle ihren Spaß daran haben. Deswegen muss man angesichts der Bilder aus Paris einmal naiv rufen: Mach das nicht kaputt, liebe Verbände!

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    Eine Forderung, die leider auf taube Ohren stoßen wird: Die Fußball-WM 2034 ist fast sicher an Saudi-Arabien vergeben, für Olympia 2036 bringt sich Doha in Stellung. Schwer vorstellbar, dass man die Bilder von dort dann ähnlich genießen kann wie jene aus Paris.