Paris. Die HSV-Ikone ist auf finaler Mission mit den DFB-Frauen. Bei Olympia in Paris könnte dem 73-Jährigen die Krönung gelingen.

Dem alten Bertold-Brecht-Satz, dass wer nicht kämpft, schon verloren hat, kann Horst Hrubesch offenbar wenig abgewinnen. Der 73-Jährige hält sich lieber gleich raus. „Da kann ich nur verlieren“, sagt der Bundestrainer. Bei den DFB-Frauen mag er der Boss sein, im Privaten untersteht er seiner Frau Angelika. Und daher ist es gefälligst ihre Sache, ob sie ihre Frankreich-Tour mit einer Freundin nach den ersten beiden Spielen der Nationalmannschaft fortsetzt oder heim nach Boostedt, nördlich von Hamburg, fährt.

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    Doch bei aller Liebe seit mehr als 50 Jahren – dort würde die HSV-Ikone seine Partnerin gern ein wenig warten lassen. Seine Abschiedstournee als Chefcoach soll erst im Finale der Olympischen Spiele von Paris enden, in die das deutsche Team an diesem Donnerstag (19 Uhr/ZDF) in Marseille gegen Australien startet. Danach noch ein Jahr als Nachwuchskoordinator beim HSV, dann soll wirklich Schluss sein. Sofern der DFB nicht wieder nach einer Rettungsmission anfragt, und Angelika Hrubesch ein Auge zudrücken muss.

    Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch auf Abschiedstournee bei Olympia

    Hrubesch ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die DFB-Auswahl nach der desaströsen WM im vergangenen Jahr und dem kaum minder blamablen geräuschvollen Abgang der ehemaligen Trainerin Martina Voss-Tecklenburg doch noch für Paris qualifiziert hat. In der Mannschaft ist das (groß-)väterlich wirkende frühere Kopfballungeheuer universell beliebt.

    Er selbst kann damit wenig anfangen. „Ich weiß, dass nicht jede des einen Freund, des anderen Freundin ist, sondern es geht darum, die Gruppe so homogen wie möglich aufzustellen und Verantwortung zu übernehmen. Das hat also nichts mit Menschenfänger zu tun“, sagte Hrubesch dem SID.

    Ziel der DFB-Frauen in Paris: „Teilnehmen alleine reicht uns nicht“

    Auch mit dem Olympischen Motto vom Dabeisein begnügt sich der gebürtige Hammer nicht. „Teilnehmen alleine reicht uns ja auch nicht. Ich denke, wir können sehr weit kommen. Das muss auch das Ziel sein“, sagt er. Die Chancen, nach der Vorrunde zumindest ins Olympische Dorf einzuziehen, stehen in einer Vorrundengruppe mit Goldfavorit USA, Australien und Außenseiter Sambia gut.

    Das Halbfinale erscheint realistisch. Neben den Vereinigten Staaten sind lediglich Weltmeister Spanien und Gastgeber Frankreich stärker einzuschätzen als die Elf um Kapitänin Alexandra Popp. „Wir sind nicht überheblich. Wir wissen das schon einzuschätzen. Du brauchst auch nicht auf die Gegner gucken“, sagt Hrubesch.

    Hrubesch möchte seinen Abschluss mit einer Medaille krönen

    Seine Art der Mannschaftsführung ist eher, wertfrei formuliert, der klassischen Art. Für den kurzen Zeitraum eines Turniers womöglich genau das, was die in den vergangenen Jahren mitunter instabile Mannschaft benötigt. Hrubesch spricht dann von Tugenden, „den Glauben daran, was wir für eine Qualität haben“, fragt seine Spielerinnen in bester Edin-Terzic-Manier: „Was willst du? Was zeigst du?“

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    Er selbst will nach Olympia-Silber 2016 in Rio de Janeiro nur zweierlei: Den Genuss des olympischen Geistes mit einer Medaille veredeln und dann ab nach Hause zu seiner Angelika zum Dorschangeln. Letztlich ist es aber ganz gleich, welche Kämpfe die deutsche Mannschaft unter ihrem scheidenden Trainer abliefert und vor welchen sie sich wegduckt. Hrubesch hat längst gewonnen.

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