Herzogenaurach. Das EM-Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland ist für viele das vorgezogene Finale. Wie gut ist das DFB-Team wirklich?

Ein Satz von Joshua Kimmich beschreibt das neue Selbstverständnis in der deutschen Nationalmannschaft treffend. „Wenn man das Turnier gewinnen will, führt kein Weg an Spanien vorbei“, sagt der 28-Jährige. Eine Aussage, für die er vor Kurzem noch belächelt worden wäre, impliziert sie schließlich, dass nicht nur die Überzeugung da ist, gegen die spanischen Edelauswahl zu bestehen, sondern ganz fest auch an den Turniersieg bei der Heim-Europameisterschaft zu glauben.

Es gibt gute Gründe für das gestiegene Vertrauen in die eigene Stärke. Die Deutschen meisterten im bisherigen Turnier alle kleinen und mittelschweren Herausforderungen, sie haben zudem im März gegen Frankreich und die Niederlande bewiesen, dass sie mit den Top-Nationen in Europa wieder mithalten können. Und dann ist da noch der Heimvorteil. Seit Beginn der Heim-EM ist eine Euphorie entstanden, in den Stadien ist es bei Länderspielen so laut wie lange nicht mehr.

Deutschland gegen Spanien ist vorgezogenes Endspiel

Nun aber warten die Spanier, das Turnier fängt jetzt erst so richtig an. Für viele ist das Duell mit dem Europameister von 2008 und 2012 das vorgezogene Endspiel. Beide Teams waren schließlich diejenigen, die am meisten überzeugt haben. Während sich die Engländer durch die EM bolzen, bestechen die Final-Teilnehmer mit Leichtigkeit und einen attraktivem Spielstil. Wie gut die deutsche Mannschaft jedoch tatsächlich ist, wird das erste Kräftemessen unter Wettkampfbedinung seit anderthalb Jahren zeigen.

Die deutsche Mannschaft hat bei den Fans wieder Begeisterung ausgelöst.
Die deutsche Mannschaft hat bei den Fans wieder Begeisterung ausgelöst. © DPA Images | Marcus Brandt

Denn wir dürfen uns nichts vormachen: Es nach drei schlechten Turnieren in ein Viertelfinale geschafft zu haben, ist zunächst mal als Steigerung zu werten. Dass diese EM bei einem Aus im Viertelfinale gegen Spanien, was grundsätzlich ja keine Schmach sein würde, als Erfolg in die deutsche Fußball-Geschichte eingehen würde, darf allerdings genauso bezweifelt werden. Begeisterung kann auch schnell wieder abflachen. Für Bundestrainer Julian Nagelsmann wird die erste Herausforderung nach der EM sein, neue Helden für die WM 2026 zu finden.