Herzogenaurach. Bei der EM 2024 lernt man auch Deutschland noch einmal auf andere Weise kennen. Wobei: Das meiste konnte man erahnen. Eine Kolumne.

So ein Turnier im eigenen Land hat auch für die Reporterinnen und Reporter Vorteile. Man kennt ja schon alle Stadien, auch wenn sich die Uefa größte Mühe gibt, in der Bundesliga bewährte Infrastruktur in den Arbeitsbereichen und auf den Anfahrtswegen zu verschlimmbessern. Die Reisen plant man so, dass sie selbst die Deutsche Bahn nicht sabotieren kann. Und eine Sprachbarriere gibt es ebenfalls nicht, obwohl man sich hier in Bayern schon ordentlich anstrengen muss.

Insgesamt senken diese Voraussetzungen das EM-Stresslevel erheblich. Andererseits fehlt eben auch das Entdecken. Land und Leute sind häufiger Thema dieser Kolumne, gerne gewürzt mit Klischees. Zeit, sich beim „Heimspiel“ Deutschland zu nähern.

Um den Stuttgarter Hauptbahnhof kommt man leider nicht herum

Unser DFB-Quartier liegt im tiefsten Franken. Deftig und kräftig, das beschreibt die Küche hier treffend. In der bayerischen Landesverfassung scheint mit Markus I. festgelegt worden zu sein, dass Wirte Strafgebühren abdrücken müssen, wenn sie es wagen, auf Speisekarten mehr als drei vegetarische Gerichte abzudrucken. Hier geht es um die Wurst.

Christian Woop berichtet über die EM.
Christian Woop berichtet über die EM. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Jüngst waren wir rund um das Ungarn-Spiel in Stuttgart unterwegs. Wir kämpften uns zwischen der höchsten Dichte an Porsches durch ewig rote Ampeln und Baustellen zur Pressekonferenz, auf dem Beifahrersitz wurde dementsprechend fleißig die liebste Journalisten-Diszplin betrieben: Nörgelei. Nach getaner Arbeit ging es noch zum Cristiano-Ronaldo-Gucken in den Schlosspark, beim Umsteigen am Hauptbahnhof konnte sich selbt der bis dahin gemäßigte Kollege einen Spruch nicht verkneifen: „Wenn man hier reinkommt, weißt du sofort, warum die einen neuen wollen.“ Mal sehen, ob er auch mal fertig wird.

Zum Vorrunden-Abschluss geht es für uns an diesem Samstag nach Frankfurt, wo es häufiger schmutzig als schön ist und die Menschen mit einer unverblümten Direktheit überzeugen, die fälschlicherweise als Unfreundlichkeit fehlinterpretiert wird.

Super. Fast wie zu Hause.

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