Rom. Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul ist bei der Leichtathletik-EM in Rom entthront werden. Deutschland wartet weiter auf erstes Gold.

Der nächste Traum von der Titelverteidigung bei der Leichtathletik-EM in Rom ist geplatzt. Nachdem es für Sprinterin Gina Lückenkemper über 100 Meter diesmal nur für Platz fünf gereicht hatte, ist auch Zehnkämpfer Niklas Kaul entthront. Der 26-Jährige belegte am späten Dienstagabend mit 8547 Punkten Platz vier. Europas neuer König der Athleten ist Johannes Erm aus Estland. Der sich mit 8764 Punkten vor dem Norweger Sander Skotheim (8635) und Makenson Gletty aus Frankreich (8606) durchsetzte.  „Vielleicht war es der beste schlechte Zehnkampf meiner Karriere“, sagte Kaul.

Wie schon so oft in seinen erfolgreichen Wettbewerben flog der Speer von Niklas Kaul weit hinaus (75,45 Meter), fast bis ans Ende der Markierung. Doch diesmal wollte der Zauber nicht wirken: Der Weltmeister von 2019 konnte seine Stärken in den letzten beiden Disziplinen nicht mehr gewinnbringend ausspielen. Nach der abschließenden Quälerei im 1500-Meter-Lauf musste er anderen gratulieren. „Eine Meisterschaft gewinnt man nicht mit Ausreißern nach oben, sondern mit Konstanz. Und die fehlt eben noch“, sagte er schon vor den letzten Disziplinen.

Olympia-Gold fehlt noch in Kauls Titelsammlung

Nach dem ersten Tag hatte Kaul als 13. auf Medaillenkurs gelegen. Denn seine besten Disziplinen sollten ja erst noch kommen. Doch im Hürdensprint blieb er unter seinen Möglichkeiten. Es folgte zwar eine persönliche Bestleistung mit dem Diskus, doch im Stabhochsprung war bei 4,90 Metern Schluss. Speer und Beine ließ er noch einmal fliegen, zur Medaille reichte es aber nicht mehr.

Kaul wird es verschmerzen. Rund zwei Monate vor dem Olympia-Zehnkampf in Paris war die EM nur eine Zwischenstation – und sein erster kompletter Zehnkampf in dieser Saison. Alles ist auf Olympia ausgerichtet – dieser Titel fehlt ihm noch.

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Manuel Eitel, Tim Nowak und Felix Wolter belegten die Plätze sieben, neun und 13.

Hoffnungen ruhen auf Mihambo und Weber

Der Deutsche Leichtathletik-Verband wartet nach bislang zweimal Silber, viermal Bronze also weiter auf das erstes Gold bei den Wettkämpfen in Italiens Hauptstadt. Die starke Ausbeute von der Heim-EM in München vor zwei Jahren – 16 Medaillen, sieben davon Gold – ist nicht mehr zu schaffen. Die letzten Hoffnungen ruhen an diesem Mittwoch auf Speerwerfer Julian Weber und Weitspringerin Malaika Mihambo.

Während der amtierende Europameister es in der Qualifikation spannend gemacht und die geforderten 82 Meter erst im letzten Versuch mit der Tagesbestweite (85,01) geknackt hatte, gelang der Olympiasiegerin direkt im ersten Sprung auf 7,03 Meter eine Machtdemonstration. Für das Finale nahm sich die EM-Zweite von München vor, „da anzuknüpfen, wo ich heute angefangen habe“.