Rom. Bei der Leichtathletik-EM in Rom gingen Gina Lückenkemper, Gesa Krause und Christina Honsel auf Medaillenjagd. Es ging dramatisch zu.

Der Himmel kündigte es an: Es sollte dramatisch werden. Blitze zuckten am dunklen Himmel von Rom. Und auch im Stadio Olimpico ereignete sich ein Drama. Obwohl Gesa Krause bei der Leichtathletik-EM über 3000 Meter Hindernis eigentlich Zweite geworden war, stand ihr Name zunächst ganz oben: Siegerin Alice Finot (9:16,22) war wegen mehrfachen Betretens der Bahnbegrenzung nach dem Wassergraben disqualifiziert worden.

Ein dickes DQ prangte auf den Monitoren hinter dem Namen der Französin. Ein Gegenprotest war allerdings noch möglich. Das Drama war noch nicht beendet. Der französische Verband legte mit Erfolg Protest ein. Kurz vor Mitternacht wurde Finot im Stadion als Siegerin genannt. Dies bestätigte auch der deutsche Verband in seinem Bericht. In der Siegerliste des europäischen Verbandes steht Finot ebenfalls wieder ganz oben.

Wattenscheiderin Honsel enttäuscht nach frühem Scheitern im Hochsprung

Es war angerichtet für einen Abend voller Frauen-Power: Die deutschen Medaillenhoffnungen ruhten am Sonntagabend auf weiblichen Schultern. Von Christina Honsel im Hochsprung, Gesa Krause über die 3000 Meter Hindernis und Gina Lückenkemper als Titelverteidigerin über die 100 Meter.

Sie wollten fortsetzen, was Amanal Petros (29/SCC Berlin) und den Halbmarathon-Teams am Vormittag gelungen war: die Medaillenausbeute vergrößern. Die Frauen schnappten sich auf dem Stadtparcours die Silbermedaille, der ehemalige Wattenscheider Petros führte nicht nur das Team zu Bronze, sondern auch sich selbst.

EM-Dritte mit dem Halbmarathon: Filimon Abraham, Simon Boch, Richard Ringer, Amanal Petros, Hendrik Pfeiffer und Samuel Fitwi Sibhatu (von links nach rechts). Petros holte auch Einelbronze.
EM-Dritte mit dem Halbmarathon: Filimon Abraham, Simon Boch, Richard Ringer, Amanal Petros, Hendrik Pfeiffer und Samuel Fitwi Sibhatu (von links nach rechts). Petros holte auch Einelbronze. © dpa | Michael Kappeler

Am Abend war es dann Christina Honsel, die den Anfang machte. Doch die 26-Jährige des TV Wattenscheid hatte mit den Medaillen genauso wenig zu tun wie Imke Onnen (29/Hannover 96). Honsel scheiterte beim Sieg von Weltmeisterin Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) schon an den 1,90 Metern. „Eigentlich bin ich in Wettkämpfen da, in denen es drauf ankommt. Das ist hart, das muss ich erstmal verdauen. Ich bin enttäuscht“, sagte sie geknickt.

Christina Honsel tat sich bei der Leichtathletik-EM im Hochsprung im Finale schwer.
Christina Honsel tat sich bei der Leichtathletik-EM im Hochsprung im Finale schwer. © dpa | Michael Kappeler

Gesa Krause holt Silber

Jubel im deutschen Fanblock löste dann aber Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) aus. Die 31 Jahre alte Europameisterin von 2016 und 2018 ist nach der Geburt von Tochter Lola vor rund einem Jahr stark zurück auf der internationalen Bühne. Nach der Olympianorm belohnte sie sich nun in 9:18,06 Minuten mit EM-Silber hinter der Alice Finot (9:16,22). „Gold war sehr nah, das Ziel war, in der letzten Runde anzugreifen. Aber ich habe technisch ein paar Fehler gemacht“, erklärte sie. „Ich bin stolz, dass ich das hier geschafft habe.“ Zu dem Zeitpunkt war von einem Fehler der Französin noch keine Rede.

Fokussiert: Gina Lückenkemper bei der Leichtathletin-EM in Rom. Sie trat als Titelverteidigerin über die 100 Meter an.
Fokussiert: Gina Lückenkemper bei der Leichtathletin-EM in Rom. Sie trat als Titelverteidigerin über die 100 Meter an. © dpa | Michael Kappeler

Dann wurde es ganz still im mäßig besuchten Olympiastadion. Das Finale der schnellsten Frauen des Kontinents stand an. Und Gina Lückenkemper, die spektakuläre Siegerin von München 2022, musste sich diesmal geschlagen geben. Beim Sieg der Britin Dina Asher-Smith (10,99) wurde sie diesmal Fünfte (11,07). Doch die 27 Jahre alte Soesterin, die für SCC Berlin startet, nahm es sportlich – herzlich umarmte sie die Italienerin Zaynab Dosso, die Bronze hinter der Polin Ewa Swoboda gewann und das Stadion noch einmal aufbrüllen ließ. „Mein fliegender Bereich war nicht so stark, wie es normalerweise der Fall ist. Ich bin trotzdem mit dem fünften Platz völlig fein“, sagte Lückenkemper.