Essen. Julian Nagelsmann verteidigt Manuel Neuer. Längst aber gibt es eine Torwartdebatte. Und der Bundestrainer steckt in einer Zwickmühle.
Es gibt zwei Blickpunkte auf Manuel Neuer nach dem mühsamen Sieg über Griechenland, der mehr Kopfzerbrechen als Zuversicht hinterlassen hat. Auf der einen Seite hat der 38-Jährige wie eine Krake ein Tor von Christos Tzolis verhindert, auf der anderen Seite plumpste ihm der Ball aus den Händen, Giorgos Masouras durfte einschieben.
Dieser erneute Fehler des früher Fehlerlosen überlagert trotz des Kraken-Reflexes die Berichterstattung, und der deutsche Fußball ist in eine Torwartdebatte hineingerutscht. In Marc-André ter Stegen sitzt jemand auf der Bank, dem man ohne Frage zutrauen kann, eine überzeugende, vielleicht sogar herausragende Europameisterschaft auf der Linie zu spielen. Julian Nagelsmann aber hält an Neuer fest und steckt in einer Zwickmühle, in die sich der Bundestrainer selbst hineinmanövriert hat.
Manuel Neuer - viele Verletzungen, einige Patzer
Nagelsmann hat sich auf Manuel Neuer als Nummer eins festgelegt, obwohl dieser in den vergangenen Jahren mehrfach durch schwere Verletzungen zurückgeworfen wurde; erst im April schwächte den gebürtigen Gelsenkirchener ein Muskelfaserriss. Im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid hat Neuer gepatzt, im letzten Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim, im Testspiel gegen die Ukraine, jetzt gegen Griechenland, anscheinend beschäftigen den Ex-Schalker die eigenen Aussetzer.
Die Zwickmühle besteht nun darin, dass Julian Nagelsmann eine Menge Staub aufwirbeln würde, würde er den Weltmeister von 2014 kurz vor dem Start auf die Bank setzen. Deswegen versucht sich der Trainer lieber in der Vorwärtsverteidigung, lobt den einstigen Welttorhüter, redet sich auch den knappen Sieg gegen Griechenland schön.
Marc-André ter Stegen hat sich öffentlich beklagt
Ein hohes Risiko bleibt. Denn sollte Manuel Neuer noch mal patzen, liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Nagelsmann an einem Wechsel auf der Linie nicht mehr vorbeikommt. Die Unruhe wäre mitten im Turnier groß. Schon jetzt kann man annehmen, dass der Ärger von Marc-André ter Stegen zugenommen hat. Der 32-Jährige hatte sich bereits öffentlich darüber beklagt, nur die Nummer zwei zu sein. Derzeit muss er akzeptieren, dass selbst die Formschwäche seines Konkurrenten daran nichts ändert.
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