Nürnberg. Manuel Neuer leistet sich einen Aussetzer. Marc-André ter Stegen lauert, doch einen Wechsel im Tor wird es nicht geben. Ein Kommentar.

Julian Nagelsmann macht viel anders als sein Vorgänger Hansi Flick. Der ehemalige Bundestrainer war auch über eine unglückliche Kommunikation gestolpert, er legte sich in entscheidenden Themen rund um die Nationalmannschaft nicht fest und schob sie vor sich her, bis Diskussionen darüber ihn einholten. Die seltsamste Eierei leistete sich Flick in der Torwart-Debatte. Wird Manuel Neuer nach überstandener Beinverletzung wieder die Nummer eins sein? Und falls ja, dürfte er sich dann weiter die Kapitänsbinde überstülpen die in der Zwischenzeit erst an Joshua Kimmich und dann an Ilkay Gündogan ging? Bevor Flick eine Antwort darauf finden musste, war er entlassen.

Nachfolger Nagelsmann schuf im Gegensatz zu Flick schon Ende Dezember Fakten: Neuer werde die Euro spielen, Marc-André ter Stegen rückt in der Hierarchie zurück. Nach den Erkenntnissen des vergangenen Halbjahres allerdings stellt sich die Frage: Hat sich Nagelsmann zu früh festgelegt?

DFB-Team: Marc-André ter Stegen ließ sich nichts zu Schulden kommen

Neuer hielt phasenweise herausragend, aber wirkte auch immer wieder unsicher und fing sich ungewöhnlich viele Gegentore. Der kuriose Fehlpass gegen die Ukraine war der nächste Aussetzer. Würde nun die Nummer eins bestimmt werden muss, spräche viel für ter Stegen. Der Schlussmann des FC Barcelona musste Neuer noch einmal im März vertreten und ließ sich in den Tests gegen Frankreich und die Niederlande nichts zu Schulden kommen.

Dennoch ist es richtig, dass Nagelsmann früh eine Entscheidung getroffen hat. Der Bundestrainer musste auf dem schwierigen Weg zur EM einige Brandherde löschen und durfte erst recht keine neuen legen, indem er einen offenen Konkurrenzkampf eröffnet und sich mit ständigen Lobby-Versuchen vom Tegernsee herumärgern muss.