Essen. In der Champions League trifft Borussia Dortmund am Samstag auf die Königlichen. Ein Klub aus Schottland macht dabei Mut.
Es ist eine große Aufgabe für Edin Terzic, Spielern und Fans Mut zu machen vor dem Endspiel am Samstag (21 Uhr/ZDF). Gegen den „absoluten Endgegner“ Real Madrid kann sich Borussia Dortmund im Londoner Wembleystadion die Krone des europäischen Fußballs aufsetzen. Auf dem Weg ins Champions-League-Finale hat der BVB Mannschaften wie Atlético Madrid, den AC Mailand und im Halbfinale Paris Saint-Germain ausgeschaltet.
Der Ansatz, alles auf ein Spiel herunter zu brechen, sei sein Erfolgsrezept gewesen, sagte Dortmunds Trainer Terzic auf der Pressekonferenz am Donnerstag. So werde es auch am Samstag sein. Es gibt ja nur noch das eine, danach kommt nichts mehr. Und Terzic folgt seinem Auftrag, alle einzustimmen: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass in einem Spiel alles möglich ist.“ Allerdings sagt der 41-Jährige das über ein ganz besonderes Spiel, das der Gegner seit nunmehr 40 Jahren nicht mehr verloren hat.
Acht Finalteilnahmen, acht Siege
Achtmal standen die Königlichen im Endspiel der Königsklasse, alle Spiele gingen für Madrid aus. Zuletzt 2022 gegen den FC Liverpool, zuvor zwischen 2016 und 2018 dreimal in Folge. Den ersten Triumph in der 1992 gegründeten Champions League landeten die Spanier 1998, und damit ein Jahr später als Borussia Dortmund. Allerdings: Zu diesem Zeitpunkt hatte Madrid bereits sechsmal den Champions-League-Vorgänger, den Europapokal der Landesmeister, gewonnen.
Finalspiele scheinen dem spanischen Rekordmeister (36 Titel) zu liegen: Die letzte Niederlage in einem Endspiel kassierte Real Madrid 1983. Angesichts der beeindruckenden Siegesserie verwundert es kaum, dass bis heute vom „Wunder von Aberdeen“ gesprochen wird - sogar auf der offiziellen Homepage des europäischen Fußballverbands Uefa.
1983 feierte Sir Alex Ferguson mit Aberdeen FC zwar nicht den größten Erfolg seiner Trainer-Karriere. Aber noch heute sind ihm die Schotten tief dankbar für diesen magischen Moment. Oder, wie „Aberdeen Live“ zum 40. Jahrestag des Ereignisses im schwedischen Gothenburg schrieb: „Es war einer der größten sportlichen Erfolge Schottlands, bei dem eine Gruppe Schotten einen europäischen Giganten besiegte, und auch nach vier Jahrzehnten gilt er bis heute als einer der größten Großbritanniens.“
Eine Plane über dem Rasenplatz
Um ein Haar wäre das Spiel gar nicht angepfiffen worden, denn der Regen hatte dem Rasen im Ullevi-Stadion ordentlich zugesetzt. Um die Begegnung überhaupt zu ermöglichen, deckten die Schweden das Spielfeld mit einer riesigen Plane ab. Das half, der italienische Unparteiische Gianfranco Menegali pfiff tatsächlich an.
Mit den widrigen Bedingungen kamen die Schotten offenbar besser klar, denn bereits nach sechs Minuten hatte der nach seiner Verletzung überraschend in der Startaufstellung stehende Eric Black die Reds in Führung gebracht. Reals Juanito glich per Foulelfmeter sieben Minuten später aus. Was zu diesem Zeitpunkt nur wenige wussten: Nach dem ersten Tor war ein Aberdeen-Fan auf der Tribüne kollabiert und gestorben.
In der Verlängerung - das Spielfeld glich längst einem Acker - ging Aberdeen wieder in Führung, diesmal durch John Hewitt, der eine Flanke von Mark McGhee per Flugkopfball ins Tor wuchtete (112.). Real Madrid um den früheren Nationalspieler Uli Stielike war geschlagen.
„Seele, Teamgeist, Familientradition“
Ein „Wunder“ im europäischen Fußball, oder lediglich die Sternstunde einer Mannschaft, die um jeden Zentimeter gekämpft und für den Sieg gearbeitet hatte? Alfredo di Stefano, Madrids Trainer, fasste es zusammen: „Aberdeen hat, was man mit Geld nicht kaufen kann: eine Seele, einen Teamgeist, der in einer Familientradition verankert ist.“ Diese Aussage hatten einige schottische Fans unterstrichen: So sollen ein paar von ihnen sogar mit einem Fischerboot nach Schottland nach Schweden übergesetzt haben.
Ein Mutmacher für den BVB? Ein Beispiel dafür, dass der Underdog in so einem Spiel gegen den Rekordsieger der Königsklasse etwas reißen kann? Noch nie hat Real Madrid ein Champions-League-Finale verloren, obschon die Königlichen so häufig wie kein anderer Klub im Endspiel des höchsten europäischen Wettbewerbs stand.
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BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl sieht das so: „Das kann in so einem Spiel aber etwas Positives sein, weil damit die Freude und die Bereitschaft entsteht, alles zu geben, mutig zu sein – weil wir gegen Real Madrid nichts zu verlieren haben.“
BVB gegen Real Madrid: „Nur“ ein Spiel
Und es ist eben „nur“ ein Spiel, wie Trainer Edin Terzic sagt. Eines, in dem sich zwei Teams gegenüberstehen werden, die gleichermaßen verdient ins Finale eingezogen sind. „Wichtig ist nicht, was in den letzten acht Spielen passiert ist, sondern was im nächsten passiert.“