Dortmund. Dortmund hat eine schwache Bundesligasaison auf Platz fünf abgeschlossen. Der Kader muss und wird sich verändern. Das plant der BVB.
Bis in die Nacht, so zeigen es Bilder bei Instagram, lud Marco Reus zu einer Gartenparty ein. Das letzte Bundesligaspiel des BVB war längst abgepfiffen, der SV Darmstadt 4:0 besiegt worden, da besuchten die Mannschaftskollegen und ihre Familien das Haus der spielenden Legende im Dortmunder Süden. Ein Feuerwerk wurde gezündet und symbolisierte so ein knallendes Ende des Tages, an dem sich alles um Reus und seinen Abschied gedreht hatte.
Vorbei aber ist diese Saison natürlich noch nicht, an diesem Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das große Duell gegen Real Madrid in knapp zwei Wochen. Borussia Dortmund greift nach der Champions-League-Trophäe. Eine historische Chance. „Wir werden uns spezifisch auf Madrid vorbereiten. Wir werden an den Dingen arbeiten, die uns starkgemacht haben. Wir müssen uns auf Fußball konzentrieren. Wir dürfen nicht abgelenkt werden“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
Normalerweise wäre die Unruhe beim BVB riesig - normalerweise
Der 44-Jährige, der gerne Sportgeschäftsführer geworden wäre, doch mitansehen wusste, wie Lars Ricken diesen Posten übernommen hat, weiß aber, dass die mitreißende Champions-League-Reise nicht die schwache Ligasaison vergessen machen darf. Nur 63 Punkte hat der BVB geholt, die Spitze ist enteilt, bloß ein Sieg gelang gegen die „Top vier“ der Liga. Würde Platz fünf diesmal nicht ausnahmsweise aufgrund der Uefa-Reform für die Königsklassen-Qualifikation reichen, wäre die Unruhe riesig.
Die kommende Spielzeit soll und muss wieder erfolgreicher verlaufen, dafür benötigt Dortmund mehr Qualität in der Breite, mehr Ballsicherheit, mehr Spielkontrolle. Um dies zu erreichen, wird sich der Kader verändern, dies steht bereits fest.
Marco Reus verlässt den Klub nach zwölf Jahren, in denen er sich zu dem Gesicht der Borussia entwickelt hatte. Das Spiel am Samstagnachmittag gegen Darmstadt war deswegen ihm gewidmet, und der ehemalige Kapitän beschrieb es selbst als „ein bisschen kitschig“, dass ausgerechnet er in der 38. Minute einen Freistoß in den linken Winkel gedreht hatte. Die weiteren Tore erzielten Ian Maatsen (30.), Julian Brandt (72.) und Donyell Malen (88.). Nach dem Schlusspfiff kletterte Reus auf die Südtribüne, bedankte sich für die Unterstützung und spendierte allen Fans Freibier. Sportlich hat der Wert der Ikone zwar zuletzt abgenommen, trotzdem müssen sechs Tore und acht Vorlagen in dieser Bundesligasaison von ihm erstmal ersetzt werden.
Deutet Mats Hummels seinen BVB-Abschied an?
Auch Mats Hummels wirkte am Samstag wie einer, der dabei ist, sich zu verabschieden. Lange saß er nach dem Schlusspfiff am Torpfosten, schaute seinem Sohn beim Fußballspielen zu und wollte das Spielfeld des Ortes, an dem er sich schon seit vielen, vielen Jahren in jede Abwehrschlacht schmeißt, gar nicht verlassen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, betonen die Verantwortlichen des Klubs, dies hört man auch aus Hummels‘ Umfeld. Aber die Bilder des ruhenden Verteidigers am Aluminium deuten darauf hin, dass er über ein Karriereende nachdenkt.
Geht Hummels, benötigt Dortmund einen erfahrenen Abwehrspieler. Die Außenverteidiger Marius Wolf und Mateu Morey erhalten keinen neuen Vertrag, hier braucht es Ersatz. Linksverteidiger Ian Maatsen, ausgeliehen vom FC Chelsea, soll behalten werden. Jadon Sancho, ausgeliehen von Manchester United, vielleicht auch. Im defensiven Mittelfeld fehlt es an spielerischer Klasse, die Wucht von Kapitän Emre Can genügt nicht. Im Sturm braucht es nachhaltige Alternativen zu Niclas Füllkrug.
Das Problem: Der zweiten Reihe der Borussia mangelt es an Form, um die erste Elf unter Druck zu setzen. Felix Nmecha wirkt seltsam gehemmt. Youssoufa Moukoko benötigt mehr Einsatzzeit und könnte verliehen werden. Topverdiener Niklas Süle ist nicht austrainiert. Jamie Bynoe-Gittens‘ Entwicklung stagniert.
Die BVB-Stützen der Zukunft: Kobel, Schlotterbeck, Sabitzer, Brandt
Es wird die Aufgabe von Trainer Edin Terzic sein, diese Spieler wieder auf ein höheres Niveau zu heben. Zudem muss er es schaffen, die Mannschaft in ein spielerisches Konzept zu gießen, das mehr Spielkontrolle ermöglicht. Es fehlt an einem variablen Positionsspiel, an Varianten bei der Spieleröffnung, an einem Pressing, das immer zupackt.
Die Stützen sollen dabei Torhüter Gregor Kobel, Verteidiger Nico Schlotterbeck und die Mittelfeldspieler Julian Brandt und Marcel Sabitzer sein. Marco Reus wird sich dies stattdessen nur noch aus der Ferne anschauen. Ein Spiel bleibt dem Dortmunder aber noch, indem der wichtigste europäische Mannschaftstitel gewonnen werden kann. „Dem werden wir alles unterordnen. Wir können Geschichte schreiben“, versprach Reus.