Essen. Xabi Alonso bleibt Trainer in Leverkusen. Den Beteiligten kann man nur gratulieren, Konkurrenten wie dem BVB eher nicht. Ein Kommentar.
Es gibt solche Entscheidungen, zu denen man allen Beteiligten nur gratulieren kann. Dass Xabi Alonso mindestens noch ein Jahr Trainer bei Bayer Leverkusen bleibt, ist so eine. Gut, beim FC Bayern und dem FC Liverpool wird man das vielleicht anders sehen, dort muss man sich nun für die kommende Saison auf die Suche nach einem Alternativ-Trainer machen. Für die direkt beteiligten Akteure aber, für Alonso und Leverkusen, ist diese Entscheidung eine richtig gute – und vielleicht ja auch ein bisschen für die Bundesliga. Für die direkten Konkurrenten der Werkself wiederum verheißt die Entscheidung nichts Gutes. Aber der Reihe nach.
Dass es für Leverkusen ziemlich gut ist, wenn Alonso bleibt, muss man wohl nicht groß erklären. Der Trainer hat den Klub innerhalb kürzester Zeit aus dem Tabellenkeller an die Spitze geführt, wird, wenn nicht ganz wunderliche Dinge geschehen, die Meisterschaft und den DFB-Pokal einfahren. Der 42-Jährige hat seine Trainerkarriere klug geplant, erst im Jugendbereich gelernt und dann immer den genau passenden nächsten Schritt gewählt. Und der passende nächste Schritt ist nun genau: gar keinen Schritt zu gehen, sondern mit Leverkusen in der Champions League zu spielen, den Erfolg zu konsolidieren und die nächsten wichtigen Erfahrungen als Trainer zu sammeln, bevor man sich an einen größeren Standort wagt, wo die Geduld mit Trainern deutlich geringer ist.
Umworbene Leverkusen-Stars wie Florian Wirtz dürften nun ebenfalls bleiben
Niemand sollte nun erwarten, dass die Werkself auch in der kommenden Saison mit gewaltigem Abstand vorneweg marschiert. Aber eine Spitzenmannschaft wird Leverkusen sicher bleiben – auch weil so mancher umworbener Leistungsträger wie Florian Wirtz oder Alejandro Grimaldo ein starkes Argument bekommt, ebenfalls mindestens ein Jahr unterm Bayer-Kreuz dranzuhängen.
Der Spitzenreiter wird also zumindest in diesem Sommer nicht auseinanderbrechen, nicht geplündert werden von der finanzstärkeren Konkurrenz. Und das nützt ja auch dem Wettbewerb und damit der Strahlkraft der Liga, wenn da abgesehen vom FC Bayern eine zweite Mannschaft ist, der man den Titel zutraut – selbst wenn es ein Klub wie Leverkusen ist, der aus sich heraus nicht ganz so sehr strahlt. Dem FC Bayern selbst nützt das natürlich weniger, und erst recht nicht Konkurrenten wie Borussia Dortmund oder RB Leipzig, die angesichts ihrer Ausgaben mindestens auf Augenhöhe mit Leverkusen sein müssten, nun aber auch mit einem gewissen Rückstand in die kommende Spielzeit gehen. Denn eine derart homogen zusammengestellte Mannschaft mit einem dermaßen perfekt dazu passenden Trainer – das wird man beim BVB und anderswo nicht innerhalb einer Transferperiode nachbauen können.