Düsseldorf. Die Handball-EM 2024 ist eröffnet. Der Bahnstreik bereitet weiter Sorgen. Die deutsche Mannschaft ist am Donnerstag nach Berlin gereist.
Am Mittwochabend wurde die Handball-Europameisterschaft der Männer in Düsseldorf eröffnet. Deutschland bezwang die Schweiz nach überzeugender Leistung mit 27:14. Ein sportlich gelungener Auftakt.
Bis zum Finale am 28. Januar in Köln sind auch Berlin, Hamburg, Mannheim und München weitere Spielorte. Für den Transport der zahlreichen nationalen und internationalen Zuschauer, aber auch der Mannschaften und Funktionäre soll die Deutsche Bahn sorgen. Sie ist Mobilitätspartner der EM. „65 Spiele, 17 Spieltage, 6 Städte – wir bringen euch umweltfreundlich zu den Spielen“, heißt es in der Kampagne zur Partnerschaft der Bahn. Nun macht sie jedoch alles, nur nicht mobil.
Der angekündigte Streik der Lokführergewerkschaft GDL fällt mitten hinein in den Auftakt zu einem als fulminant geplanten Turnier. Bis Freitagabend (ca. 22 Uhr) soll der Streik anhalten. Kein gutes Timing. Nichtsdestotrotz sorgten am Mittwochabend 53.000 Zuschauer beim Eröffnungsspiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz im zur Handballhalle umgebauten Fußballstadion des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf für einen Weltrekord: Noch nie wurde ein Handballspiel vor so einer Kulisse ausgetragen.
Handball-EM: Streik zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt
Unter ein Foto zu den Aufbauarbeiten, das der Deutsche Handballbund (DHB) bei Instagram teilte, schrieb ein Fan: „Sieht cool aus, nur leider wackelt der Rekord, wenn einige nicht nach Düsseldorf kommen können, dank der GDL. Die Bahn als Hauptsponsor der EM und fährt nicht. Armes Deutschland.“
Ganz so düster sahen es die Veranstalter dann zwar nicht. Der aktuelle Zuschauer-Weltrekord für Handballspiele liegt bei 44.189. Aufgestellt wurde er ebenfalls in Deutschland: 2014 fand der Tag des Handballs in der Frankfurtter Arena beim Spiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg vor dieser Rekordkulisse statt. Mindestens die 44.189 sollten also auch trotz des Bahnstreiks geknackt werden können.
Jedoch: „Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass wir darüber nicht glücklich sind. Das kommt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“, sagte Mark Schober, DHB-Vorstandsvorsitzender, am Montag auf einer Pressekonferenz in Köln. „Der Bahn-Streik stellt uns vor eine große Herausforderung. Wir hoffen weiter darauf, dass die Bahn und die Gewerkschaft der Lokführer sich einigen, damit die Auswirkungen auf die EM möglichst gering bleiben. Vielleicht sogar noch in dieser Woche“, sagte Schober dazu und ergänzte: „Wenn nicht, hoffen wir, dass es möglichst wenig Einfluss haben wird.“
Längere Züge, mehr Parkplätze, Fahrgemeinschaften
Der DHB hat nun zusammen mit der Deutschen Bahn einige Maßnahmen ergriffen. „Es wird einen Sonderfahrplan geben. Die Mannschaften, Gäste und Offizielle werden auf diesem Sonderfahrplan transportiert.“ Auch die Fans könnten auf diesen Sonderfahrplan ausweichen. Laut Schober könnten 20 bis 25 Prozent der Züge fahren. Die Bahn setzt extra lange Züge ein, die Zugbindung ist aufgehoben, Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden. Der DHB informierte via Social Media über diese Änderungen.
Zudem habe man rund um die Düsseldorfer Fußball-Arena für Mittwoch „zusätzliche Parkplatzkapazitäten geschaffen, weil wir davon ausgehen, dass mehr Menschen mit dem Auto kommen“. Ob der DHB oder die Bahn die möglichen Mehrkosten trägt, ließ Schober offen. Zunächst sei es wichtig, das Problem professionell zu managen: „Am Ende werden wir mit den Kollegen reden, inwiefern es da partnerschaftliche Lösungen gibt.“ Geklappt hat es am Mittwochabend trotz der Bahn-Probleme. Die Arena in Düsseldorf war voll.
Da es sicherlich nicht im Sinne des Umweltaspektes des Turniers ist, dass nun zahlreiche Fans aufs Flugzeug umsteigen, appellierte der DHB-Chef, demnächst Fahrgemeinschaften zu bilden: „Vielleicht hält die Handballfamilie hier zusammen.“ Wie die Bahn gegenüber dem Deutschlandfunk mitteilte, haben zudem „Fahrgäste im Fernverkehr im Rahmen einer Sonderkulanz die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am 8. oder 9. Januar zu fahren“. So schrieb ein Fan bei Instagram: „Freuen uns auf Mittwoch, aufgrund des Streiks schon einen Tag vorher in Düsseldorf.“
Handball-EM: DHB-Team mit dem ICE nach Berlin
Dauert der Streik wie angekündigt über den Mittwoch hinaus, würden weitere Spiele der EM betroffen sein. So müssen sowohl die deutsche als auch die Schweizer Mannschaft am Donnerstag nach Berlin weiterreisen – mit EM-Partner Deutsche Bahn. „Der Location-Wechsel nach Berlin wird vom Veranstalter EHF und dem DHB organisiert. Wir sind mit diesen beiden Parteien bezüglich möglichem Bahn-Streik in stetem Austausch. Stand jetzt gehen wir davon aus, dass wir wie ursprünglich geplant am Donnerstag mit der Bahn von Düsseldorf nach Berlin reisen“, sagte Sprecher Raphael Bischof, Sprecher des Schweizerischen Verbandes dem Deutschlandfunk.
Am Donnerstag machten sich die deutschen Handballer nach dem fulminanten Auftaktsieg gegen die Schweiz dann tatsächlich auf den Weg nach Berlin - mit dem Zug wie der DHB auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt: „Die Spieler fahren gerade erste Klasse im ICE 545 von Düsseldorf nach Berlin; Medien und Helfer wurden Busse zur Verfügung gestellt, um 11 Uhr ging es los aus Düsseldorf (100 Plätze).“