Augsburg. Borussia Dortmund arbeitet den nächsten Rückschlag in der Bundesliga auf. Um den Trainerjob allerdings geht es am Dienstag noch nicht.
Sebastian Kehl wählte einen entsprechenden Tonfall, um auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen. „Wir wissen um unsere Tabellensituation“, sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor ruhig, aber bestimmend. „Die Qualifikation für die Champions League dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.“
Genau das allerdings droht dem BVB nach 1:1 (1:1) am Samstagnachmittag beim FC Augsburg, dem nächsten Rückschlag in der Fußball-Bundesliga. „Das ist definitiv nicht unser Anspruch“, stellte auch Angreifer Niclas Füllkrug klar. „Wir müssen kritisch damit umgehen.“ Kehl kündigte deshalb auch eine Analyse nach dem letzten Spiel des Jahres am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) gegen Mainz 05 an.
BVB: Edin Terzic hat Kredit bei Hans-Joachim Watzke
Eine Partie, die nach Informationen dieser Redaktion aber trotz der brenzligen Lage nicht über die Zukunft von Trainer Edin Terzic entscheiden wird. Der 41-Jährige hat vor allem in Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einen wichtigen Unterstützer in der Klub-Führung, der große Stücke auf Terzic hält. Dass jedoch auch Terzic keinen unbegrenzten Kredit hat, der Druck bei einer möglichen Niederlage gegen Mainz trotz Champions-League-Achtefinale noch weiter steigen würde – das vermochte auch beim BVB niemand zu dementieren.
Die Profis waren erst mal mit sich selbst beschäftigt. „Es ist nicht das, was wir uns vorstellen. Da müssen wir gar nicht drum herumreden“, gestand Mittelfeldspieler Julian Brandt. „Extrem enttäuschend“, war das Resultat in Augsburg, sagte Torwart Gregor Kobel. „Der Unterschied zu den Champions-League-Plätzen wird immer größer. Es ist wichtig, dass wir so schnell es geht den Anschluss finden. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir eine Serie starten können.“
Davon allerdings scheinen die Dortmunder kurz vor dem Jahreswechsel weit entfernt. Der Meisterschafts-Zug wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im kommenden Mai nicht um den Borsigplatz fahren. Es geht nun mehr nur noch um das Minimalziel, die erneute Teilnahme an der Champions League.
Leistungen des BVB bleiben inkonstant
Zunächst müssen sie dafür sorgen, endlich auch in der Bundesliga Konstanz in ihre Auftritte zu bekommen. Gingen sie zuletzt in der Königsklasse, wo sie am Mittwoch durch das 1:1 gegen Paris Saint-Germain Platz eins in einer vermeintlichen Todesgruppe errungen hatten, einen Schritt nach vorne, legten sie an den folgenden Wochenenden immer wieder den Rückwärtsgang ein.
„Wir beißen momentan auf Granit“, sagte Brandt. „Nach dem PSG-Spiel habe ich gesagt: Das Wichtigste sind Punkte, dadurch kriegen wir Selbstvertrauen, Selbstverständnis und die Leichtfertigkeit am Ball wieder.“ Man sei „schwerfällig geworden, wir tragen den Ball zu langsam nach vorne und verschleppen so das Spiel“. Füllkrug, der die Vorlage zu Donyell Malens Ausgleichstor (35.) gab, beschrieb es so: „Wenn du immer wieder in der Vorwärtsbewegung Ballverluste hast, die wehtun, überlegst du dir, ob du noch mal den Ball in den gefährlichen, engen Raum spielst.“
BVB lässt viel zu viele Chancen zu
Nicht nur in Augsburg haperte es auf beiden Seiten des Spielfeldes. Dortmund ließ 20 Torschüsse zu (acht mehr als der FCA im Schnitt zu Stande bringt), in den fünf jüngsten Pflichtspielen waren es insgesamt 104 – das ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Ein Grund ist das inzwischen wieder deutlich höhere Pressing des BVB, das den Gegnern Räumen beschert. Die Balance fehlt.
Der andere sind immer wieder individuelle Fehler. Diesmal ließ sich Nico Schlotterbeck vom späteren Torschützen Ermedin Demirovic (23.) zu leicht wegschieben. Nach 15 Partien hat Dortmund schon 24 Gegentreffer kassiert, das ausgegebene Ziel, am Ende maximal 34 in der Bilanz stehen zu haben, wird nicht zu erreichen sein.
Der Druck auf den BVB wird größer
Und auch über die eigene Torausbeute wird zu sprechen sein. Die Dortmunder hatten genug Chancen, das Spiel in Augsburg zu gewinnen. Es habe jedoch „die Ruhe für den letzten Pass“ gefehlt, beklagte Terzic. Füllkrug meinte: „Es war nicht so, dass die Abschlüsse nicht gut waren, sondern es kam immer etwas dazwischen. Wir hatten viele überzeugende Abschlüsse.“ Mal hielt der starke Augsburger Torwart Finn Dahmen, mal hatten die Verteidiger ihren Fuß dazwischen – und dann wiederum lag es auch am Unvermögen der Dortmunder.
Der Blick auf die Tabelle kurz vor Weihnachten mache Julian Brandt jedoch nicht nervös. Man müsse die Lage mit Vorsicht bewerten, sagte er. Dass die Basis freilich besser sein könnte, wollte auch Brandt nicht bestreiten. Denn: „Man kann nicht immer erwarten, dass wir eine Rückrunde spielen, wie es in diesem Jahr der Fall war.“ Der Druck wird größer.