Hagen. Seit Januar kostet das Deutschlandticket 58 Euro. Es gibt mehr Kündigungen als im Vorjahr. Fahrgäste am Bahnhof bleiben ihrem Abo treu.
Aus dem 9-Euro-Ticket wurde das 49-Euro Ticket. Seit Anfang des Jahres kostet das Deutschlandticket nun 58 Euro. Bedeutet die Preiserhöhung, dass viele Kunden ihr Abo kündigen? Einen bundesweiten Trend gibt es noch nicht, aber Indizien. Zum Beispiel in Hagen.
Die Kündigungen des Deutschlandtickets seien höher als im Vorjahr, teilt Alicia Pieper mit, Pressesprecherin der Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (HVG): Im Dezember 2024 habe es „rund 550 mehr Kündigungen“ gegeben als im Dezember 2023. Insgesamt verzeichnet der HVG rund 1300 Kündigungen zum 31. Dezember 2024. Im Vorjahr waren es nur rund 750. „Auch verzeichnen wir zwischen Dezember 2024 und Januar 2025 einen geringen Rückgang bei den Aboabschlüssen des Deutschlandtickets“, so Pieper.
Kündigungsquote lässt sich nicht voraussagen
Es lasse sich aus den Zahlen jedoch nicht erschließen, ob die Kündigungen oder der Rückgang der Aboabschlüsse an der Preiserhöhung liegen oder ob andere individuelle Gründe vorlagen. Ebenso wenig lasse sich das Kaufverhalten der Kunden perspektivisch voraussagen. Dazu lägen nicht ausreichend messbare Basisdaten vor, so die Pressesprecherin.
„Höhere Preise veranlassen unsere Kunden natürlich zu einer kritischen Überprüfung des Kosten-Nutzen-Effekts.“
„Sicherlich wird es ein paar Kündigungen geben, aber ein Trend ist nicht erkennbar“, meint Dino Niemann, Pressesprecher vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Auch die Westfalentarif GmbH rechnet damit, einige Kunden durch die Preiserhöhung zu verlieren. „Höhere Preise veranlassen unsere Kunden natürlich zu einer kritischen Überprüfung des Kosten-Nutzen-Effekts. Je nach persönlicher Lage wird entschieden, ob die Vorteile wie das deutschlandweite Reisen zu jederzeit im gebuchten Monat und an jeden Ort Deutschlands, ganz ohne Tarifabitur, noch den ansteigenden Preis rechtfertigen“, erklärt Pressesprecherin Maike Czieschowitz. Wie die große Mehrheit entscheiden wird, könne man nicht vorhersagen. Wenn es zunächst zu einem leichten Kaufrückgang kommen sollte, wäre das aber verständlich.
- Schmallenberg: Kommt das Deutschlandticket für alle Schüler?
- Gestrichen: Diese Buslinien im Sauerland fallen jetzt weg
- Busse im Sauerland gestrichen: Pendler sind stinksauer
Pendler und Ausflügler fahren weiterhin mit Deutschlandticket
Am Hagener Hauptbahnhof steht Barbara, die viermal wöchentlich von Wuppertal nach Hagen zur Arbeit pendelt. Sie möchte auf das Deutschlandticket nicht mehr verzichten, auch wenn es nun teurer ist. Früher musste sie ein reguläres Ticket für 120 Euro im Monat kaufen. Auch 70 Euro hält sie noch für einen angemessenen Preis. Das Deutschlandticket würde mehr Freiheiten bieten als andere Fahrkarten. Hin und wieder nutzt Barbara es auch privat.
„Wir fahren, solange es das Deutschlandticket gibt.“
Auch Brigitte und Edgar warten am Hauptbahnhof auf ihren Zug. Das Ehepaar ist viel mit dem Deutschlandticket unterwegs. Oft würden sie auch ihre Fahrräder mitnehmen, berichten die beiden. Für ihre Reisen haben sie vorher das 30-Tage-Ticket ab 9-Uhr genutzt, damit konnten sie aber nur ab neun Uhr morgens und innerhalb von NRW unterwegs sein. Jetzt ist das Ehepaar auch am frühen Morgen und außerhalb des Geltungsbereiches mobil und das schon seit der Einführung des damals noch 9-Euro-Tickets.
„Wir waren von Anfang an dabei“, erzählt Brigitte. Eine Preisobergrenze, bei der sie das Abo kündigen würden, können die beiden nicht nennen, solange es unter dem Preis eines vergleichbaren 30-Tage-Tickets bleibt. „Wir fahren, solange es das Deutschlandticket gibt.“