Plettenberg. Im Freizeitbad Aquamagis im Sauerland wurde die Sauna zur Textilzone. Das soll mehr junges Publikum anziehen. Ist der Plan aufgegangen?

Die Zeiten, in denen man nackt in die Sauna im Aquamagis in Plettenberg gehen konnte, sind vorbei. Seit etwa einem Jahr ist die Sauna in dem Freizeitbad im Märkischen Kreis eine Textilsauna. Das heißt: Nur mit Badekleidung oder ähnlichem darf man dort schwitzen. Das Bad erhoffte sich durch diesen Schritt mehr und neue Gäste. Ist dieser Plan aufgegangen?

Neue Zielgruppe durch Textilsauna

Aus Sicht von Aquamagis-Geschäftsführer Uwe Allmann schon: Die Umstrukturierung zur Textilsauna sei ein Erfolg, denn das Bad habe grundsätzlich mehr Besucher als zuvor. Vor allem jüngere Leute, die nicht gerne nackt in die Sauna gehen wollten, würden nun auch zum Saunabaden ins Aquamagis kommen. Genau auf diesen Effekt hatte Allman auch vor gut einem Jahr vor dem Start der Textilsauna gehofft. „Wir haben nun nicht mehr nur Stammklientel“, so der Geschäftsführer. Allgemein seien die Gäste sehr dankbar für die Umstellung und auch bereit, für die Neuerungen zusätzlich zu zahlen. Die Textilsaunen sind nun Teil des Relax-Bereichs, für dessen Nutzung die Gäste 5 Euro Aufpreis zahlen müssen.

Das Erlebnisbad Aqua Magis in Plettenberg eröffnet nach zahlreichen Umbauten und mit neuen Rutschen am Samstag 07.07.2012 neu. Im Bild Geschäftsführer Dr. Uwe Allmann. Foto: Guido Raith

„Wenn man Stammkunden etwas wegnimmt, gibt es immer Kritik. Natürlich haben wir dadurch auch Gäste verloren.“

Uwe Allmann
Geschäftsführer des Aquamagis

Als das Aquamagis den Schritt zur Textilsauna Ende 2023 angekündigt hatte, gab es sehrwohl Kritik an diesem Schritt. Unter anderem auch bei eine Befragung auf den lokalen Facebook-Auftritten der WESTFALENPOST. Als „albern und lächerlich“ wurde das Vorgehen damals bezeichnet. „Wenn man sich nicht traut, sich nackig zu machen, hat man in einer Sauna nix zu suchen“, schrieb damals ein Nutzer. Oder ein anderer: „Das ist definitiv keine Saunakultur.“ Aber es gab auch wohlwollende Stimmen, wie: „Ich denke, jeder Mensch hat ein unterschiedliches Schamgefühl, da sind diverse Angebote nicht per se schlecht.“

Bei dem Freizeitbad im Märkischen Kreis hat man dann auch Auswirkungen bemerkt: „Wenn man Stammkunden etwas wegnimmt, gibt es immer Kritik“, sagt Uwe Allmann. „Natürlich haben wir dadurch auch Gäste verloren.“ Ihm sei aber wichtig, dass man auch das klassische Klientel weiter willkommen heiße: „Wir verdrängen keine Saunagäste.“

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Eine genaue Kleiderordnung gibt es in der Sauna im Plettenberger Aquamagis nicht. Die Grundidee sei einfach, nicht nackt zu sein, sagt der Geschäftsführer. Ob Saunakleid oder Badehose - alles sei erlaubt. Viel Ärger gebe es im Bad wegen der neuen Regeln nicht. „Ab und zu muss man mal schimpfen, aber das musste man vorher auch“, so Uwe Allmann.

Die Sauna im Freizeitbad Nass in Hüsten ist eine textilfreie Sauna - so soll es auch bleiben. 
Die Sauna im Freizeitbad Nass in Hüsten ist eine textilfreie Sauna - so soll es auch bleiben.  © WP | Photographie Wolfgang Detemple

Keine Nachfrage in Arnsberg

Und wie gehen andere Freizeitbäder mit Saunaangebot mit dem Thema um? Im NASS in Arnsberg gebe es keine Nachfrage nach einer Textilsauna, so Geschäftsführer Bernd Löhr.  Das NASS biete weiter die klassische Saunakultur an - und das solle auch so bleiben. Er sieht schon aus hygienischen Gründen Nachteile bei einer Textilsauna. „Der Schweiß zieht in die Textilien ein und ist schwer wieder herauszubekommen, je nachdem, wie gründlich geduscht wird.“ Auch würden sich die Gäste mit Badekleidung weniger daran halten, sich komplett auf ihr Handtuch zu setzen, sondern ihre Füße auf die Bänke stellen.

„Es gehen auch viele Familien mit Kindern in die Sauna.“

Bernd Löhr
Geschäftsführer des NASS

Die Zielgruppe im NASS sei gemischt, an jüngeren Leuten fehle es nicht. „Es gehen auch viele Familien mit Kindern in die Sauna“, berichtet Löhr. Zudem sei das Verhältnis zwischen Stammkundschaft und Neukunden ausgewogen. „Vor allem in der Woche kommen Stammgäste, am Wochenende und in den Ferien sind viele neue Gäste in der Sauna“, so die Einschätzung des Geschäftsführers.

Textilsauna kein Thema im Westfalenbad

Auch im Westfalenbad Hagen seien Textilsaunen momentan noch kein Thema, wie Sprecherin Alicia Pieper erklärt: „Das Westfalenbad erfreut sich einer großen Beliebtheit beim textilfreien Saunieren.“ Die klassische, textilfreie Form des Saunierens beinhalte wichtige hygienische Hintergründe und wohltuende Maßnahmen zur Gesunderhaltung, betont Alicia Pieper. „Ob dieses Kulturgut sich verändern kann, muss die Akzeptanz der Saunagängerinnen und -gänger zeigen.“

Noch scheint dies flächendeckend nicht der Fall zu sein.