Hagen. 30-jähriger Fahrer laut Polizei immer noch extrem verhaltensauffällig. Ermittler schätzen Schaden auf rund 1,8 Millionen Euro.
Die Chaosfahrt des 30-jährigen Polen Janusz R. am Samstag auf den Autobahnen 46 und A1 hat nach Schätzungen der Ermittler der Polizei an den rund 50 Fahrzeugen, dem Sattelzug und auf den Autobahnen eine Schaden von etwa 1,8 Millionen Euro angerichtet. Die Ermittlungen laufen weiter. Sehr geholfen habe bislang das digitale Zeugenportal, das noch am Samstagabend eingerichtet worden war. „Mehr als 120 Hinweise sind dort eingegangen. Videos, Audios von Augenzeugen der Fahrt des Lkw“, sagt Andre Hartwich, Sprecher der Düsseldorfer Polizei, die für die Ermittlungen zuständig ist.
Lkw-Fahrer Janusz R. macht aggressiven Eindruck
Janusz R. sei weiter extrem verhaltensauffällig, heißt es aus Ermittlerkreisen. Er mache auch drei Tage nach dem Ereignis einen psychisch kranken, offenbar aggressiven Eindruck. Der 30-jährige Pole bleibt nach Einschätzung des ihm zugewiesenen Hagener Anwalts David Lakwa vorerst in der geschlossenen Einrichtung in Lippstadt-Eickelborn. Eine Haftrichterin hatte am Wochenende die Unterbringung des Tatverdächtigen in dieser Psychiatrie angeordnet. Lakwa wartet nun auf die Ermittlungsakten, bevor er weiter tätigen werden könne. Er würde seinen Mandanten bis dahin auch nicht mehr persönlich kontaktieren wollen. „Erst, wenn ich die Akten habe und Genaueres weiß, macht es Sinn“, erklärt der Anwalt.
Bei dem 30-Jährigen bestehe der Verdacht der Schuldunfähigkeit, teilte die Staatsanwaltschaft Hagen am Montag auf Anfrage mit. Der Lkw-Fahrer, der nun gutachterlich untersucht werde, habe Angaben gemacht, „die darauf schließen lassen, dass er psychisch erkrankt ist“, sagte Dr. Gerhard Pauli, Sprecher der Staatsanwaltschaft der WESTFALENPOST.
Startpunkt des Lkw noch nicht ermittelt
Rechtsanwalt Lakwa hatte am Montag erklärt, sein Mandant habe sich zunächst nicht erinnern können, überhaupt auf der Autobahn 46 von aus dem Rheinland bis zum Autobahnkreuz Wuppertal-Nord und dann weiter auf der A1 in Richtung Norden unterwegs gewesen zu sein, wo er kurz vor der Autobahnabfahrt Hagen-West in den Gegenverkehr fuhr und quer zu den vier Fahrspuren zum Stillstand gekommen war.
Wo Janusz R. mit dem Sattelzug seine gefährliche Chaosfahrt gestartet hat und ob er sich überhaupt an seine Route gehalten hat, werde noch ermittelt, sagt Polizeisprecher Andre Hartwich auf Anfrage der WESTFALENPOST. Ein solcher Unfall über eine Strecke von mehr als 60 Kilometern und in dieser Art sei ein absoluter Ausnahmefall, der vielleicht einmal in 50 Jahren passiere, ordnet der Polizeisprecher das Geschehene ein.
Die polnische Spedition, für die Janusz R. unterwegs war, habe sich inzwischen gemeldet. Für das Befinden ihres Fahrers hätte sich das Unternehmen weniger interessiert als für die Ware auf dem Sattelzug. „Die möchten die Ware wieder haben. Und die bekommen sie auch“, versichert Hartwich. Der Lkw war randvoll mit dunkelgrauen Boxen, in denen sich Gegenstände befanden.
Festgenommener voraussichtlich bis zur Hauptverhandlung in Psychiatrie
Anwalt Lakwa warte nun auf die Ermittlungsakte, bevor er wieder persönlichen Kontakt zu Janusz R. aufnehmen will. Über dessen Familienverhältnisse wisse er nichts. Bis zu maximal sechs Monaten könnte der möglicherweise psychisch kranke Unfallfahrer in der geschlossenen Psychiatrie verbringen. Dann spätestens müsse eine Anklage erfolgen und eine Hauptverhandlung beginnen. Vorher müssten aber die Ermittlungen abgeschlossen und Anklage erhoben worden sein. In solchen Fällen würde ein Verfahren bevorzugt behandelt, sagt der Jurist. „Bis zur Hauptverhandlung hat mein Mandat eigentlich keine Chance, da rauszukommen“, sagt Anwalt David Lakwa.
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