Hagen. Lieferengpässe bei Kochsalzlösung bedrohen medizinische Versorgung in deutschen Kliniken und Apotheken. So ist die Lage im Sauerland.
Es sind schwere Zeiten für die medizinische Versorgung in Deutschland: Erst sucht eine weltweite Pandemie die Menschen heim, dann fehlen Fiebermittel für Kinder, auch wichtige HIV-Medikamente gehen zeitweise aus und jetzt die nächste Hiobsbotschaft aus den Apotheken: Es fehlen Kochsalzlösungen.
Kochsalzlösung wird im klinischen Umfeld als Trägerlösung für andere Medikamente verwendet und in die Vene gespritzt. Auch zum Durchspülen von intravenösen Zugängen benötigt man sterile Kochsalzlösung. Ebenfalls in Operationssälen findet die Flüssigkeit Verwendung.
Gegenüber der Rheinischen Post sagt der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis: „Kochsalzlösungen kosten nur wenige Cent in der Produktion, sind aber unersetzbar in der Versorgung der Patienten.“ Ihm zufolge dürften solche Lieferengpässe gar nicht erst entstehen.
Hoher personeller Aufwand gegen die Lieferengpässe
„Unsere Mitarbeiter „zaubern“ seit mehreren Monaten die Injektionslösungen herbei.“
Auch die Kliniken in der Region sind von den Problemen betroffen. Vonseiten der katholischen Kliniken in Hagen und im Märkischen Kreis teilt Volker Röttgermann, stellvertretender Apothekenleiter, gegenüber dieser Redaktion mit, dass „unsere Mitarbeiter seit mehreren Monaten die Infusionslösungen ‚herbeizaubern‘.“ Ihm zufolge sind alle Infusions- und Injektionslösungen kontingiert und man bestelle alles Kaufbare, sodass die Liefermengen so gerade ausreichten.
Man beachte zudem auch die politische Lage mit China und Indien, da dort die notwendigen Rohstoffe für viele Arzneimittel hergestellt würden, so Röttgermann. Er sagt auch, dass die Produktionsketten störanfällig seien. Man kompensiere die Lieferausfälle und -Engpässe mit einem hohen personellen Aufwand, „die Patienten bekommen davon aber nichts mit.“
Kliniken spüren angespannte Lage
Im Agaplesion-Krankenhaus Hagen und Wuppertal spüre man die angespannte Lage in der Beschaffung und Bereitstellung von Medikamenten. Dies teilt Pressesprecher Sebastian Wenz auf Anfrage mit. Dennoch verzeichne man „keine größeren oder gar unlösbaren Probleme in der Beschaffung von Kochsalzlösung und Medikamenten“.
Aus dem Klinikum Hochsauerland heißt es, dass man auch hier die bundesweite Entwicklung der Liefermengen von Kochsalzlösung zu spüren bekomme. „Dank langfristiger Disposition sowie Substitution bestimmter Gebindegrößen oder Trägerlösungen können dadurch bedingte Einschränkungen für die stationäre medizinische Versorgung bisher aber ausgeschlossen werden“, so Richard Bornkeßel, Sprecher des Klinikums.
Keine Probleme bei Hausärzten
Ganz anders sieht es bei den Hausarztpraxen aus. Lars Rettstadt, erster Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, teilt mit, dass es immer wieder zu Lieferengpässen bei Medikamenten, wie zum Beispiel Antibiotika oder Diabetesmedikamenten, käme, „aktuell hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr jedoch etwas entspannt.“ Eine Knappheit an Kochsalzlösung könne man nicht bestätigen.