Hagen. Patienten stehen in Hagen bei der HIV-Vorsorge vor großen Problemen: Apotheken können nicht mit „PrEP“ versorgt werden. So ist die Lage.
Bereits seit Monaten beklagen Apotheker einen eklatanten Lieferengpass des HIV-Medikamentes Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil, besser bekannt als PrEP. Leidtragende sind die Patienten, die insbesondere in den Ballungsräumen nun vor einer unterbrochenen Therapie stehen.
Doch wie sieht die Situation hier vor Ort in Hagen aus? Anja Beier, Sprecherin der Apotheken in der Stadt, berichtet von einem „totalen Lieferengpass auch beim Großhandel.“ Im Gespräch mit der Redaktion erklärt sie, dass der Großhandel, der alle Apotheken in Deutschland mit Produkten versorgt, aktuell das Medikament nicht liefern könne. „Das Problem ist, dass selbst der Großhandel aktuell nicht mit dem Medikament seitens der Hersteller versorgt wird. Daher können wir als Apotheke auch nicht bestellen“, gibt Beier weitere Einblicke.
Patienten können nicht versorgt werden
Ihr zufolge kommt in den Apotheken der Stadt die Ausgabe des Medikamentes nicht so häufig vor, wie vielleicht in den großen Ballungszentren. Eins ist jedoch sicher: Wenn der Großhandel hier nicht liefern kann, dann können auch andere Apotheken in Deutschland nicht beliefert werden. Für die betroffenen Menschen eine Katastrophe. Überregionale Medien berichten von deutlich schlimmeren Szenarien. In Berlin beispielsweise werden, wenn überhaupt möglich, nur kleine Mengen des Medikamentes ausgegeben. Manche Patienten gehen mit leeren Händen aus den Apotheken.
Zur Erklärung: PrEP ist ein Medikament zur HIV-Prophylaxe. Es verhindert zuverlässig, dass sich Patienten mit dem Virus infizieren können. Das Medikament wird also vorbeugend eingenommen. In Fachkreisen wird dies Prä-Expositions-Prophylaxe genannt - oder eben kurz: PrEP. Der pharmazeutischen Zeitung zufolge nehmen in Deutschland schätzungsweise 40.000 Menschen das Medikament als HIV-Vorsorge regelmäßig ein.
Rat: Medikament erst bei Bedarf nehmen
„Betroffene Patienten können die Einnahme von täglich auf on demand wechseln“, rät Andreas Rau, Leiter der Aids-Hilfe in Hagen. Die Einnahme on demand bedeutet, dass das Medikament erst bei Bedarf vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Dadurch kann man den Medikamentenvorrat strecken und die Lieferschwierigkeit überbrücken. Rau betont aber auch, dass bislang die Ärzte im Umkreis noch keine Schwierigkeiten vermelden.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte zuletzt am 24. Januar auf X (vormals Twitter) angekündigt, dass sich die Lage voraussichtlich in den nächsten Wochen bessern solle. Das Bundesministerium für Gesundheit hat bereits einen Tag später den Versorgungsengpass formell über den Bundesanzeiger festgestellt. Der Engpass hält jedoch weiter an. Wie lange, das weiß derzeit keiner genau.