Hagen. Passanten werfen ihren Hundekot in fremde Mülltonnen. Dieses Problem stinkt vielen Hausbesitzern. Warum einige Nachbarn sogar weinen.

Was stinkt denn so im Hof? Ich lupfe den Mülltonnendeckel. Jemand hat einen unverschlossenen Hundekotbeutel hineingeworfen. Die Restmülltonne steht in der Mitte des Hofes, der unbekannte Hundehalter muss also gut 20 Meter über ein Grundstück gelaufen sein, auf dem er nichts zu suchen hat.

Es ist nicht das erste Mal.

Ratlos spreche ich mit Nachbarn und Freunden. Alle leiden. Sie können an Müllabfuhrtagen die Tonnen gar nicht schnell genug vom Gehweg rollen, als dass nicht eine Stinkbombe ihren Weg hinein findet.

Mir reicht es. Ich frage einen Metallbauer, ob man die Einfahrt nicht vielleicht mit einem Tor hundedicht machen kann. Es sind ja nicht nur die Kotbeutel.

Der Metallbauer sagt, er käme gerade von einer Familie, die ein Tor braucht. Die Hunde. Willkommen im Club. Traurig gebe ich die Stichwörter Hundekot und Mülltonne ins allwissende Internet ein und sehe, dass es sich um ein großes Thema handelt.

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Ich nehme die Sache trotzdem persönlich. Denn was würden die Hundekotbesitzer wohl sagen, wenn ich mit diversem Abfall an ihrer Mülltonne erscheinen würde? Das liest sich wie eine Nachbarschaftsposse, eine Fehde um einen nichtigen Anlass. Ist es aber nicht. Denn die Regeln des gedeihlichen Miteinanders sind doch zu allen Zeiten und überall gleich. Du achtest das Meine, und ich achte Deins. Wenn ich Dreck verursache, bin ich dafür verantwortlich, dass er weggemacht wird. Wir reden hier nicht von Kulturkreisen, denen vorurteilshaft gerne unterstellt wird, sich nicht an Regeln zu halten, besonders was Ordnung und Sauberkeit betrifft. Wir reden von gepflegten Spaziergängern, die nicht begreifen wollen, dass der Kot ihres Hundes keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt.

Ein Nachbar erträgt es nicht mehr und rüstet mit einer Videokamera auf. Er will den Leuten ins Auge sehen, welche Stinkgranaten in seine Tonne werfen. Der Bauer lässt den Eurozaun jetzt das ganze Jahr über stehen, weil seine Schafe sonst durch hundekotverseuchtes Wiesengras krank werden. Die Nachbarin verwandelt ihr Vorgartenparadies weinend in eine Schotterwüste und hofft, dass diese sich im Sommer so aufheizt, dass Bello die Lust vergeht.

Ein junger Student auf Heimatbesuch argumentiert, er verstehe meinen Ärger nicht. Wenn er in der Großstadt mit seinem Hund spazieren gehe, deponiere er die Kotbeutel grundsätzlich in fremden Mülltonnen: „Ist doch besser, als wenn ich sie auf die Straße werfe.“

Sprachlos.