Bad Berleburg. Torsten Rothenpieler fühlt sich nicht versorgt: Er beschreibt eine nicht ausreichende Bargeldversorgung und weite Wege für Kunden.
Thorsten Rothenpieler ist ratlos: „Wo kann ich denn als Kunde der Deutschen Bank in Bad Berleburg noch Bargeld bekommen“, fragt der 54-Jährige. Im Gespräch mit der Redaktion berichtet er von einem aus seiner Sicht unbefriedigenden Gespräch mit der Kundenhotline des Geldinstituts, die ihn auf die Abhebemöglichkeit in Supermärkten verweist.
„Wenn ich ‚Geldautomat Deutsche Bank‘ bei Google eingebe, bekomme ich das hier angezeigt“, berichtet der Kunde und zeigt auf das Display seines Smartphones: „Cashback Bargeldservice“ ist da zu lesen, darunter steht die Adresse Limburgstraße 26. „Das ist der Lidl-Markt“, erklärt unser Gesprächspartner. Unter dem Discounter folgt aber auch eine längst geschlossene „Deutsche Bank SB-Stelle“ in der Graf-Casimirstraße und weitere Supermärkte der Rewe-Gruppe und von Lidl in den umliegenden Kommunen.
Für Rothenpieler ist das keine Lösung: „Da bekomme ich maximal 200 Euro Bargeld am Tag und habe auch noch einen Mindestumsatz im Laden zu machen“, ärgert er sich. „Was ist denn, wenn ich mal mehr Geld brauche, weil ich bei Kleinanzeigen etwas gesehen habe, dass ich bar bezahlen soll?“
Abheben an der Supermarktkasse
Die Recherche auf den Internetseiten von Supermärkten zeigt: Es stimmt. Bei Rewe ist eine Bargeldauszahlung bis 200 Euro ab einem Einkaufswert von einem Cent möglich. Im realen Leben liegt dann aber etwas mehr auf dem Kassenband. Bei Lidl liegt der Mindesteinkaufswert tatsächlich bei 5 Euro. Und auch hier kann man sich Bargeld zwischen zehn und 200 Euro auszahlen lassen.
Wir wollen wissen, wie sich die Deutsche Bank zum Problem ihres Kunden äußert und wie sie die Menschen in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück mit Dienstleistungen und Bargeld versorgt. Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt eine Pressesprecherin des Kreditinstitutes: „Die Deutsche Bank ist in den von Ihnen genannten Kommunen (Bad Berleburg, Bad Laasphe, Erndtebrück) mit einer Finanzagentur in Bad Laasphe vertreten. An diesem Standort stehen die selbstständigen Finanzberater Kundinnen und Kunden für die Beratung zur Verfügung. Außerdem bieten wir auf Wunsch eine Beratung von Kunden zu Hause an – bei Bedarf auch abends oder an Sonnabenden. Für die Bargeldversorgung und für die Erledigung der täglichen Bankgeschäfte (wie u.a. Kontoauszüge, Überweisungen) steht in Bad Laasphe eine SB-Zone mit SB-Terminal und Geldautomat zur Verfügung.“
„Das sind 19 Kilometer Fahrt nach Bad Laasphe“, kommentiert Torsten Rothenpieler diese Antwort seines Bankhauses und schüttelt mit dem Kopf. Als Alternative bleibt da noch die nächstgelegene Bankfiliale. Die liegt in Siegen in der Koblenzer Straße 7. Aus Bad Berleburg wären das sogar rund 45 Kilometer Fahrt.
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Als Ausweichlösungen bei der Bargeldversorgung zeigt die Sprecherin der Deutschen Bank gegenüber der Redaktion nur die Supermärkte auf: „Unseren Kundinnen und Kunden stehen mehrere Alternativen für die kostenlose Abhebung von Bargeld zur Verfügung. Dazu gehören u.a. die Geldautomaten der Cash Group. Zusätzlich bieten viele Shell-Tankstellen und Supermarkt-Kassen im Rahmen des Cashbackverfahrens einen kostenlosen Bargeld-Service an. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit des bargeldlosen Zahlens per App oder Karte, eine bequeme und sichere Alternative zum Bargeld. Für die Erledigung von Bankgeschäften, wie etwa Überweisungen oder Kontostandabfragen, stehen unsere Angebote im Online- und Telefonbanking zur Verfügung.“
Entwicklung hin zu online
Das Netz der Geldautomaten ist in ganz Wittgenstein dünner geworden. Auch die Sparkasse Wittgenstein und die Volksbank Wittgenstein haben die Infrastruktur mit Blick auf Gefahren durch Geldautomatensprenger, hohe Kosten für Versicherungen, Datenleitungen und Pflege der Automaten ausgedünnt. So dünn aber wie die Situation für die Kunden von Deutscher Bank, Commerzbank und Postbank, die alle unter dem Dach der Deutschen Bank zusammengeschlossen sind, sieht es nicht aus. Die Kunden dieser Kreditinstitute müssen inzwischen weite Wege in Kauf nehmen.
Zu den Gründen dieser Entwicklung äußert sich die Sprecherin der Deutschen Bank ebenfalls: „Das Kundenverhalten im Bankgeschäft hat sich, wie auch in anderen Lebensbereichen, in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr verändert. Der Weg zur Bank führt längst nicht mehr allein durch die Tür einer Filiale“, schreibt sie. „Persönliche Beratung bieten wir auch ortsunabhängig an. Dazu zählen Beratungsgespräche via Video und Telefon, angeboten unter anderem von den regionalen Beratungscentern der Deutschen Bank. Unsere Bankkaufleute stehen von dort aus auch über die geschäftsüblichen Öffnungszeiten hinaus zur Verfügung; nämlich von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis abends 20 Uhr und an Samstagen von 9 bis 15 Uhr. Darüber hinaus nutzen immer mehr Menschen das Mobile- und Online-Banking-Angebot der Deutschen Bank für ihre täglichen Bankgeschäfte.“
Torsten Rothenpieler überzeugt das alles nicht. Er ist enttäuscht und überlegt, seine seit Jahrzehnten gepflegte Geschäftsbeziehung zur Deutschen Bank aufzukündigen.