Hagen. Corona-Lockerungen: Warum ein Hagener trotzdem weiter Friseur-Pause macht, eine Zwillingsmutter sich freut und wann der Panorama-Park öffnet.
Von Normalität ist die Region weiter meilenweit entfernt. Die Corona-Pandemie bestimmt den Takt. Doch im Alltag gibt es ab Montag weitere Lockerungen. Wo es im Freizeitbereich neue Möglichkeiten gibt, wie sich etwa der Panorama-Park Sauerland, der Zoo in Dortmund, der Westfalenpark oder der Wildwald Vosswinkel verhalten. Und wie die Menschen dies alles empfinden. Ein Überblick.
Beim Friseur
Stefan Blank aus Hagen war zuletzt Mitte Januar beim Friseur. „Mittlerweile muss ich die Haare wirklich jedes Mal föhnen, wenn ich nicht mit Kappe aus dem Haus will“, sagt der 38-Jährige. Selbst zur Haarschneidemaschine greifen? Das war bislang für ihn keine Option. „Bei der Bundeswehr hatte ich mal mal einen Dreimillimeterschnitt - die Erinnerung daran, wie ich damals aussah, bewahrt mich jedes Mal, es erneut zu tun… .“ Mehr noch: Er will die Gunst der Stunde nutzen und dem Frisör fern bleiben – auch wenn seine Frau skeptisch ist: „Ich werde tatsächlich erstmal nicht gehen und nutze das, um die Haare wachsen zu lassen. Mich sieht eh kaum einer im Moment.“
Damit unterscheidet sich Stefan Blank von vielen, die auf den Montag quasi hingefiebert haben, um endlich wieder eine ordentliche Frisur zu bekommen. Das weiß auch Andrea Simon aus Siegen, Obermeisterin der Friseur-Innung Westfalen-Süd: „Ich gehe davon aus, dass alle Friseursalons in der kommenden Woche auch tatsächlich öffnen. Alle sind froh, dass es wieder weiter geht, schließlich müssen die finanziellen Ausfälle aufgeholt werden.“ Ihr eigener Salon ist normalerweise montags geschlossen. „Aber an diesem Montag mache ich auf.“
Viele Kunden hätten in den vergangenen Tagen angerufen und Termine abgemacht. „Ich fand es aber auch gut, dass einige wenige Kunden ehrlich gesagt haben, dass sie wegen einer Vorerkrankung oder der Pflege eines Angehörigen derzeit nicht zum Friseur gehen wollen – aber mir auf jeden Fall treu bleiben wollen“, sagt Andrea Simon. „Ich bin mir auch sicher, dass die sechswöchige Schließung der Betriebe zu einer neuen Wertschätzung für unseren Beruf führt. Den Menschen wurde vor Augen geführt, dass es vielleicht doch nicht so selbstverständlich ist, sich ‚mal eben‘ die Haare schneiden zu lassen.“ Die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln in den Salons werde funktionieren: „Durch Terminvergaben, durch eine genaue Taktung können wir alles entzerren.“
Auf dem Spielplatz
Ein paar Tage müssen sich die Kinder noch gedulden. Ab Donnerstag, wenn auch die Viertklässler wieder in die Grundschule gehen dürfen, können die Kleinen wieder auf die seit März gesperrten Spielplätze. Ein sinnvoller Schritt? Das haben wir bei einer Online-Abstimmung gefragt, an der bis Sonntag mehr als 800 Nutzer teilgenommen haben. Repräsentativ ist die Abstimmung zwar nicht, aber sie gibt immerhin ein Stimmungsbild ab. 62 Prozent der Teilnehmer halten die Öffnung für richtig oder eher richtig. 32 Prozent sagen: Das ist zu früh oder eher zu früh. 6 Prozent zeigen sich unentschieden.
Fatima Dikyol, Mutter von Zwillingen aus Bestwig, bezieht in dieser Frage ganz eindeutig Stellung: „Ich finde die Spielplatzöffnung gut.“ Und sie ist sich sicher, dass das Ansteckungsrisiko händelbar ist: „Covid19 ist jetzt Teil unserer Gesellschaft. Solange der gesunde Menschenverstand vorhanden ist, klappt das mit den Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln. Sogar meine Zwillinge verstehen mit ihren drei Jahren, dass sie Abstand halten müssen, keine Gegenstände anfassen dürfen und sich immer die Hände waschen müssen. Wenn das auch manch Erwachsener tun würde und es anderen Kindern auch verständlich erklärt wird, dann läuft das.“
In Zoos, Wildparks und Parks
Kurze Zeit sah es so aus, als ob der Zoo in Dortmund schon gleich am Montag, dem nach der NRW-Coronaschutzverordnung ersten möglichen Termin, wieder öffnen könnte. Doch am Samstag musste die Zooleitung noch einmal zurückrudern. Es seien noch einige Auflagen zu erfüllen, für die auch zusätzliches Personal benötigt werde: „Voraussichtlich können wir erst im Laufe der Woche wieder öffnen. Das steht aber noch nicht mit Sicherheit fest“, teilt der Zoo via Facebook mit. Seit Sonntag ist nun klar: Am Freitag, 8. Mai, soll es wieder losgehen.
Im Wildwald Vosswinkel in Arnsberg herrschte trotz aller Corona-Maßnahmen in den vergangenen Wochen nie der totale Stillstand. Alle Einrichtungen und die Gastronomie sind zwar geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt und der Abenteuerspielplatz sowie der Barfußpfad waren gesperrt. Aber Besucher durften immer – ohne Eintritt zu bezahlen – auf das weitläufige Waldgelände kommen und sich Hirsche, Wildschweine und noch mehr in (fast) freier Wildbahn ansehen. Ob die Lockerungen für Tierparks- und Bildungseinrichtungen nun für den Wildwald Vosswinkel noch mehr Möglichkeiten bieten, blieb am Wochenende unklar.
Klar ist hingegen, wie es in der Wisent-Welt in Bad Berleburg-Wingeshausen weitergeht: Ab sofort wird das große Schaugehege, in dem eine Wisent-Herde zu sehen ist, dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein. Die Abstandsregeln, so die Betreiber, seien bei 200.000 Quadratmetern gut einzuhalten.
Geschlossen ist seit Wochen dagegen der Wildpark Bilsteintal bei Warstein. Ob und wann er nun wieder öffnet, blieb am Sonntag ebenfalls unklar.
Perspektiven könnten die Lockerungen aber für den Panorama-Park Sauerland in Kirchhundem bieten. Der ist sowohl Tierpark als auch ein Freizeitpark mit Sommerrodelbahn und anderen Spiel- und Spaßmöglichkeiten. Anfang April hätte die Saison eigentlich beginnen sollen. „Jetzt sind die beschlossenen Lockerungen natürlich ein Hoffnungsschimmer für uns“, sagt Betreiber Ingo Hamm. Allerdings wisse er noch nicht, welche Auflagen es im Detail geben werde: „Es wird die Frage sein, ob wir nur den Tierpark öffnen dürfen oder auch die Spielmöglichkeiten.“
Am Montag erhofft er sich die Informationen vom Ordnungsamt in Kirchhundem, denn das müsste den verspäteten Saisonstart erlauben. Dann könnte es aber recht schnell gehen: „Wir haben uns die ganze Zeit vorbereitet“, sagt Ingo Hamm. „Je nach Auflagen könnten wir binnen zwei Tagen öffnen.“ Bis zu 2000 Besucher hält er für machbar, mit denen die Abstandsregeln in dem 50 Hektar großen Park problemlos einzuhalten seien.
Noch klarer sehen schon die Perspektiven für den Sauerlandpark in Hemer aus. Das ehemalige Landesgartenschaugelände wird wohl ab Donnerstag, 7. Mai, wieder geöffnet sein. Möglich wäre das theoretisch schon ab Montag. Aber die Verantwortlichen wollen dies mit den Spielplatz-Öffnungen synchronisieren. „Anders als andere Landschaftsparks verfügen wir über eine so große Anzahl an Spielplätzen, die ein Herzstück unseres Sauerlandparks bilden“, sagt Thomas Bielawski, Geschäftsführer des Sauerlandparks Hemer. „Und ohne sie zu öffnen, macht keinen Sinn.“ Mindestens bis 17. Mai wird im Sauerlandpark auch das Autokino weitergehen. Und am 16. Mai wird es ein Autokino-Livekonzert mit Jini Meyer & Fans (früher „Luxuslärm“) geben. Das war allerdings schon nach 32 Minuten ausverkauft.
Klar ist nun auch, wie es im Westfalenpark in Dortmund weitergehen soll. Das frühere Bundesgartenschau-Gelände ist ebenfalls seit Wochen geschlossen. Am Dienstag, 5. Mai, soll er nun wieder öffnen.