Warstein. Wenn der WDR am Freitag (20.15 Uhr) das Porträt „Vom Dorfbier zur Weltmarke – Die Cramers aus Warstein“ zeigt, dann kommt all das zusammen, was die Stadt momentan so dringend braucht: Stolz, Optimismus und unerschütterliche Tatkraft nach der schweren Legionellen-Zeit. Der 45-minütige Film geht unter die Haut.
Verantwortlich dafür ist Catharina Cramer. An ihr hat die Autorin des Films, Anke Rebbert, ihr Porträt der Warsteiner Brauerei aufgezogen. Der Weg der 36-jährigen Unternehmerin an die Spitze steht im Mittelpunkt der Familiengeschichte im Rahmen der Reihe „Dynastien in NRW“. Es ist ein sehr persönliches Porträt geworden, auch weil Catharina Cramer erstmals alte Super-8-Filme aus dem Familien-Alltag zur Verfügung stellte.
Brauerei direkt neben dem Elternhaus
So sind die Zuschauer dabei, wenn Catharina als kleines Mädchen auf einem Dreirad über den Hof fährt und mit ihren Eltern segeln geht. Die modernste Brauerei Europas direkt neben dem Elternhaus: „Es war herrlich, im Prinzip sahen wir es als einen großen Spielplatz“, erinnert sich Catharina Cramer, „doch das Schönste war, dass mein Vater jeden Mittag zum Essen bei uns war.“
Film zeigt auch die kleinen Reibereiein
Die besondere Beziehung von Vater und Tochter bilden den roten Faden des Films; dabei finden auch die kleinen Reibereien zwischen den beiden ihren Platz. „Ohja, wir hatten öfter unsere Auseinandersetzungen“, erinnert sich die Brauerei-Chefin in einer Szene.
Sie lacht, als sie erzählt: „Wir sind uns schon sehr, sehr ähnlich, beide sehr hartnäckig. Ihm war das Marketing immer sehr wichtig; gleichzeitig war das auch ein Bereich, der mich sehr interessiert hat. Da gab es manchmal Differenzen. Aber er hat dann auch immer gesagt: ‘Ich bin froh, dass du auch diese Passion dafür hast.’“
Geschichte der Warsteiner Brauerei
Der Film schlägt einen Bogen von 1753 über die Entdeckung der Kaiserquelle 1928 und den Boom der 1980er und frühen 1990er-Jahre bis zum Tode Albert Cramers 2012. Fakten und Geschichten, die jeder Warsteiner bis ins Detail kennt und doch wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dafür sorgen viele kleine, emotionale Momente.
Catharina Cramer erzählt vom Tod ihres Vaters
Besonders deutlich wird dies, als Catharina Cramer vom Tode ihres Vaters erzählt. Plötzlich ist das Strahlen aus ihren Augen verschwunden: „Das Jahr 2012 war eines, in dem ich gesehen habe, wie nah ganz großes Glück und Trauer beieinander liegen können. Da war meine Hochzeit, bei der mich mein Vater noch zum Altar geführt hat. Und nur wenige Monate später musste er den Kampf gegen den Krebs aufgeben.“
Es sind diese Sekunden, die unter die Haut gehen, wenn die junge Brauerei-Chefin die Zuschauer für einen Moment ganz nah an sich heranlässt. „Mein Vater fehlt mir jeden Tag – als mein Vater und als unternehmerisches Vorbild. Und irgendwie habe ich doch das Gefühl, dass er auch immer noch dabei ist, dass er seine Hand im Spiel hat.“ Langsam kehrt da ihr Lächeln zurück.
Dreharbeiten vor der Geburt von Sohn Cooper
Die Dreharbeiten fanden vor der Geburt von Sohn Cooper statt, doch Catharina verrät im Film schon ihren größten Wunsch für die Zukunft: „Ich möchte ein gesundes Unternehmen an die nächste Generation weitergeben.“ Die Montgolfiade, die Sport- und Künstlerförderung der Cramers, die illustren Gäste, die AC ins Sauerland holte und die Domschänke als „Nucleus“ des Unternehmens – all das findet seinen Niederschlag in dem gut gemachten Film.
Wirklich sehenswert machen ihn jedoch erst die Emotionalität und Nähe, die er durch die Offenheit Catharina Cramers bekommt – bis in die letzten Minuten des Films: „Es ist mein Ansporn, die Brauerei wieder zurück an die Spitze zu führen – das bin ich meinem Vater schuldig.“