Lüdenscheid. Etwas zu schnell unterwegs war eine Firma, die an der maroden A-45-Brücke bei Lüdenscheid ihre Arbeit begann. Sie hatte die Haselmaus vergessen.
Nach ein paar Stunden war schon wieder Schluss: Eine mit Baugrunduntersuchungen unterhalb der Talbrücke Rahmede beauftragte Firma musste am Donnerstag nach kurzer Zeit ihren Einsatz abbrechen, weil sie den Winterschlaf der dort – möglicherweise – lebenden Haselmaus nicht berücksichtigt hatte. Die Haselmaus gehört zu den geschützten Tierarten.
Die Autobahn Westfalen bestätigte auf Anfrage, dass der Firma weitere Arbeiten im Hang unter der Brücke zunächst untersagt wurden. Von einem Baustopp und möglichen Verzögerungen des Neubaus der A-45-Brücke könne jedoch keine Rede sein. „Für den Bau der Talbrücke Rahmede gehen alle hoch motiviert ans Werk“, sagte Dirk Stiepert, Leiter der Außenstelle Hagen. „Hier ist man aber tatsächlich zu schnell gewesen.“ Die Firma habe die Erlaubnis gehabt die Baustelle einzurichten, den Boden im Hang mittels einer Raupe abtragen, das durfte sie nicht.
Sechs Monate Winterschlaf
Die Haselmaus schläft ziemlich lang, an die sechs Monate im Jahr. Erst Ende April, Anfang Mai wird sie wieder quicklebendig, so dass die Hangarbeiten dann wieder aufgenommen werden können. Das sei ohnehin eingeplant gewesen, teilte die Autobahn GmbH mit. Verzögerungen seien damit also nicht verbunden.
Ob die Haselmaus in Lüdenscheid wirklich unter der Sauerlandlinie lebt, ist übrigens nicht endgültig bewiesen. Zwar sei im Rahmen der Kartierung an einem Brückenwiderlager ein Nest einer Haselmaus gefunden worden, so die Autobahn GmbH. In weiteren Kobeln, die bei einer Kartierung aufgehängt werden, um den Bestand zu ermitteln, hätten sich aber keine Mäuse gefunden. „Wir gehen davon aus, dass auf der Fläche keine große Population existiert“, sagte Landespfleger Simon Söhnchen einer Pressemitteilung zufolge. „Es ist aber es ein typischer Lebensraum für diese Tiere. Das wird bei den Planungen berücksichtigt.“
CDU-Politiker Müller: Baustopp ist unzumutbar
Für den CDU-Politiker Florian Müller aus Drolshagen, Berichterstatter seiner Partei im Verkehrsausschuss des Bundestags, stellen sich grundsätzliche Fragen. „Der Baustopp an der A 45 wegen des Winterschlafs der Haselmaus, die dort nicht einmal physisch gesichtet wurde, ist unzumutbar“, sagte er dieser Zeitung. „Er offenbart die immer größer werdende Schieflage zwischen der Abwägung von Interessen der Bevölkerung und einzelner vermeintlich existierender schützenswerter Tiere. Wir leisten uns eine Diskussion, die eine zunehmende Wohlstandsübersättigung vermittelt.“ Das gefährde nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, kritisierte Müller, sondern „wir machen uns als Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb zunehmend unattraktiv und lächerlich. Deshalb müssen wir dringend die Rechtsgrundlagen anpassen, um eine realitätsnahe Anwendung des Natur- und Artenschutzes zu ermöglichen.“